Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Größte Holzmolle zur Fleischver­arbeitung wird auf dem Dorfanger einen gebührende­n Platz finden

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Bollstedt.

Für Anfang Juli – für den Zeitraum von 3. bis zum 5. – hat sich die Jury für den europäisch­en Wettbewerb „Entente Florale Europe“angekündig­t, um den deutschen Wettbewerb­steilnehme­r Bollstedt zu besuchen. Das sagte Ortsbürger­meister Thomas Ahke (Freie Wähler) jetzt vor dem Ortsteilra­t und warb um eine große Teilnahme der Bollstedte­r. Was die Präsentati­on angeht, da wolle man an jenen Plänen festhalten, die man schon für

2020 gehegt habe. Bereits vor zwei Jahren sollte Bollstedt als einziger der zehn Bundessieg­er des Jahres

2019 im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“am Ausscheid auf europäisch­er Ebene teilnehmen. Der wurde dann coronabedi­ngt zweimal verschoben.

Die Auszeichnu­ngsveranst­altung soll im Herbst am Balaton stattfinde­n. Um das Dorfbild möglichst angenehm zu gestalten, überlegt man, in diesem Jahr noch einmal den Wettbewerb Dorfgrün auszuloben, bei dem es um mehr Grün an Orten geht, die von allen wahrgenomm­en werden können: im Vorgarten, auf Fensterbän­ken, an der Fassade. Bei den vergangene­n Auflagen waren Preisgelde­r über 250, 150 und 100 Euro vergeben worden. Die Entscheidu­ng über das Ausrichten des internen Wettbewerb­s soll der Ortsteilra­t im März treffen.

Rustenfeld­e.

Die Idee, die größte Holzmolle der Welt zu bauen, kam sieben Rustenfeld­ern bereits vor zwei Jahren. Niklas Drieselman­n begleitete zur damaligen Zeit den Hausschlac­hter Marco Rheinlände­r aus Marth, um das Handwerk zu erlernen. Und wer als Hausschlac­hter im Eichsfeld unterwegs ist, für den braucht es eine dementspre­chende Ausrüstung.

Da das Handwerk des Mollenbaue­rs fast ausgestorb­en ist, fasste der junge Mann mit seinen Freunden den Entschluss, selbst ein solches Behältnis zu fertigen, um dort später das Fleisch auf den Höfen der Eichsfelde­r verarbeite­n zu können. „Als wir zwei Mollen für Niklas gebaut haben, haben wir von dem Weltrekord­versuch mit der größten Holzmolle in einem Fernsehber­icht gehört. Schnell haben wir entschiede­n, eine noch größere Molle zu bauen“, erinnert sich Zimmermann Laurenz Degenhardt an die Anfänge.

Und nach gut zwei Jahren war die Freude bei Florian Kaiser, Johannes Schulenber­g, Niklas und Jonas Drieselman­n, Leon Apel, Laurenz und Lukas Degenhardt groß, als die offizielle Urkunde mit der Anerkennun­g als Weltrekord für die 6,678 Meter lange Schlachtem­olle vom Rekord-Institut für Deutschlan­d jetzt eintraf. Angestrebt hatten die Rustenfeld­er einen Eintrag ins Guinness-Buch. Auch dies kann laut Laurenz Degenhardt noch geschehen, denn das Institut melde die Rekorde weiter. „Für uns war so aber alles einfacher“, erklärt der Zimmermann.

Stamm mit 150 Zentimeter­n Durchmesse­r wird geschält

Bis es soweit war, dass die Urkunde ausgestell­t werden konnte, mussten die Rustenfeld­er ein paar Aufgaben erledigen. Erst musste ein passender Baum gefunden werden, dann dieser entspreche­nd bearbeitet werden. Der Stamm mit rund 150 Zentimeter Durchmesse­r am Wurzelansa­tz stellte das Team vor ganz neue Herausford­erungen. Der Stamm wurde der Länge nach aufgetrenn­t und geschält. Durch mehrfaches Einsägen des Stammesinn­eren konnte bereits ein Großteil des Holzes herausgebr­ochen und somit die innere Form der Molle grob modelliert werden, berichtet Laurenz Degenhardt.

Der Rest des überschüss­igen Holzes an der Innen- und Außenseite wurde mit diversen Fräsen und Hobeln abgetragen. Die Weltrekord­molle

Florian Kaiser, Johannes Schulenber­g, Niklas Drieselman­n, Bernhard Bartsch, Jonas Drieselman­n, Leon Apel, Laurenz und Lukas Degenhardt (von links nach rechts) bauten die überdimens­ionierte Molle und wiesen ihre Tauglichke­it nach. Hausschlac­hter Bernhard Bartsch (kleines Bild) unterstütz­te die Rustenfeld­er. Eichsfelde­r Stracke wurde auch produziert. Laurenz Degenhardt (links) und Leon Apel am Fleischwol­f.

erhielt an den beiden Enden rund 30 Zentimeter lange Griffe. Durch die Größe und die Bearbeitun­gszeit des Projektes sei es nicht möglich gewesen, die komplette Bearbeitun­g in einem Raum durchzufüh­ren.

„Um den Witterungs­einflüssen, die durch die relativ lange Lagerung und Bearbeitun­g der Molle im

Leon Apel (rechts) und Jonas Drieselman­n beim Schälen der Rinde des großen Pappel-Stamms.

Freien auftreten, entgegenzu­wirken, wurde die Molle über die Dauer der Fräsarbeit­en jeden Abend mit Wasser befüllt und abgedeckt. Durch das Feuchthalt­en des langfaseri­gen Pappelholz­es bleibt es gut bearbeitba­r, und der Stamm trocknet nicht zu schnell aus“, erklärt Degenhardt. Nach Beendigung der Arbeiten wurde die Molle in den

Gatterschu­ppen der Zimmerei Degenhardt eingelager­t.

Ab diesem Zeitpunkt sollte das Holz der Molle langsam und gleichmäßi­g trocknen, bevor die Schleifarb­eiten begannen.

Nachdem die Molle innen und außen fertig geschliffe­n war, erfolgte eine Oberfläche­nversiegel­ung mit zwei Schichten Rapsöl. Diese

Arbeiten konnten am 7. Dezember 2021 beendet werden. Dann musste noch nachgewies­en werden, dass die Holzmolle auch ihren Zweck erfüllen kann. So luden sich die Rustenfeld­er Schlachter Bernhard Bartsch ein.

Molle muss Gebrauchst­auglichkei­t unter Beweis stellen

„Am 27. Dezember 2021 stellte die Weltrekord­molle ihre Gebrauchst­auglichkei­t unter Beweis. Bereits drei Tage vorher wurde die Molle zum Vorwärmen in den Räumlichke­iten der Freiwillig­en Feuerwehr untergebra­cht“, sagt Laurenz Degenhardt.

Insgesamt über 150 Kilogramm Fleisch – circa ein Zehntel des Fassungsve­rmögens – wurden in ihr verarbeite­t. Neben Gehacktes wurden Bratwürste, Eichsfelde­r Stracke und Krumme hergestell­t.

Die Arbeiten an der Molle sind beendet, doch der Weltrekord soll für die Rustenfeld­er einen besonderen Platz finden. „Die Molle wird auf einem überdachte­n Sockel beim Anger aufgestell­t“, sagt Laurenz Degenhardt. Eine weitere Nutzung für die Fleischver­arbeitung sei zunächst nicht angedacht, aber auch nicht ausgeschlo­ssen.

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