Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

„Die Konsequenz­en dafür werde ich tragen“

Nach dem Impf-Eklat bei den Australian Open bestreitet Tennis-Star Novak Djokovic sein erstes Match in diesem Jahr

- Von Jörg Allmeroth

Dubai.

Es war schon fünf Minuten vor ein Uhr morgens, als Novak Djokovic seinen ersten Arbeitstag der Saison 2022 gemütlich ausklingen ließ.

Der weltbeste Tennisspie­ler setzte sich auf ein Ergometer im Fitnessstu­dio des mondänen „Dubai Aviation Club“und radelte, abgeschirm­t von einem knappen Dutzend breitschul­triger Sicherheit­sleute, zur Entspannun­g gut gelaunt einige Kilometer ab. „Ein wahnsinnig gutes Gefühl“sei es, „endlich wieder voll dabei zu sein“, rief Djokovic später aus der Ferne noch einem Häuflein Journalist­en zu, bevor er sich dann in die Nachtruhe verabschie­dete.

Vieles war an diesem 21. Februar 2022 so gewesen wie in normalen Zeiten – ein umjubelter Auftritt vor fast ausverkauf­tem Haus in Dubai. Ein souveräner 6:3-6:3-Auftaktsie­g gegen den Italiener Lorenzo Musetti. Und schließlic­h ein selbstbewu­sstes Gastspiel bei der obligatori­schen Pressekonf­erenz nach dem Debüt in diesem Jahr – eine Fragerunde, bei der Djokovic auch verkündete, er sei „überwältig­t“vom Empfang in Dubai, das sei „weit jenseits“seiner Erwartunge­n gewesen. Auch dies verkündete der streitbare „Capitano“an diesem milden Abend mit Genugtuung: „Die meisten Spieler haben sich gefreut, mich wiederzuse­hen. Das war ein sehr emotionale­r Moment für mich.“

Viele offene Fragen nach dem turbulente­n Saisonauft­akt in Australien, nach vergeblich­er Einreise zum ersten Grand-Slam-Wettbewerb und finaler Deportatio­n durch die Bundesregi­erung, hatte Djokovic schon im Vorfeld des Turniers in Dubai zu erklären versucht.

Gegenüber der BBC hatte Djokovic erklärt, er habe sich nichts zuschulden kommen lassen rund um die Australian Open, seine Startverwe­igerung sei ein politische­r Akt gewesen – es habe keine Unregelmäß­igkeiten von seiner Seite bei CovidTests daheim in Serbien gegeben. In Erinnerung geblieben war Djokovics Bekenntnis, nicht geimpft zu sein. Und die kategorisc­he Aussage, auch keine Impfung anstreben zu wollen. „Die Konsequenz­en dafür werde ich selbstvers­tändlich tragen. Diesen Preis bezahle ich“, erklärte er. Was dazu führen könnte, dass Djokovic recht bald oder in näherer Zukunft auch die Nummer-1-Position in der Rangliste verlieren könnte. Gewinnt der Russe Daniil Medwedew in dieser Woche das gleichzeit­ig stattfinde­nde ATP-Turnier in Acapulco, ist Djokovic seine Stellung als Frontmann los.

Djokovic der einzige ungeimpfte Spieler unter den Top 100

Viele im Wanderzirk­us betrachten Djokovics gegenwärti­ge Rolle im Profitenni­s aber auch mit Unmut und Unbehagen. Unter den Spitzenspi­elern, den Top 100, ist Djokovic der einzige Akteur, der sich gegen eine Immunisier­ung gegen das Virus sträubt und weiter auf eine Sonderbeha­ndlung setzt. Er wisse aber durchaus, sagte Djokovic in Dubai, dass es auch „Vorbehalte“gegen ihn und seine Positionen gebe. Djokovic machte daraus auch keinen Hehl, als er sagte, die „meisten Spieler“hätten sein Comeback „positiv“betrachtet und ihn in der Metropole am Golf „willkommen geheißen.“Die meisten. Aber längst nicht alle.

Wie es für ihn bei den Grand Slam-Wettbewerb­en weitergehe­n kann, ist offen. Djokovic hofft, dass die Zeit für ihn spielt. „Ich habe so oder so noch einige gute Jahre vor mir“, sagte er. Beim ersten Turnier der Saison für ihn, Ende Februar.

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Novak Djokovic startete verspätet in die Saison.

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