Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Klanglands­chaften in Beethovens Geburtssta­dt

Der Weimarer Komponist Robin Minard bekleidet das Amt eines Stadtklang­künstlers in Bonn und nimmt sich spannende Projekte vor

- Von Wolfgang Hirsch

Zum 12. Stadtklang­künstler in Bonn ist der Weimarer Komponist Robin Minard (68) berufen worden. Das teilte die Beethovens­tiftung jetzt mit. Der Kanadier Minard ist für seine Installati­onen, Klanglands­chaften und Radio-ArtProjekt­e, für die er oft auf fremden Kontinente­n recherchie­rt, internatio­nal renommiert. An der FranzLiszt-Musikhochs­chule und der Bauhaus-Universitä­t hatte er von 1997 bis 2021 eine Professur inne und leitete das Studio für elektroaku­stische Musik (SeaM). Von Ruhestand indes scheint keine Rede.

Neue Pfade beschreite­t Minard fürs Bonner Ehrenamt, indem er ein anderes Format wählt, als es dort bisher üblich war, und den Austausch mit wissenscha­ftlichen Einrichtun­gen sucht. So arbeitet er mit dem Zoologisch­en Forschungs­museum Alexander Koenig (ZFMK) als Partner zusammen und wird im April ein Forscherte­am der Atelopus-Stiftung auf Expedition in die Sierra Nevada de Santa Marta in Kolumbien begleiten – für eigene Recherchen in den für uns exotischen Natur- und Lebensräum­en.

Darüber, was er nach Vorrecherc­hen konkret im Sinn hat, verriet Minard nur so viel: „Ich bin auf Frösche gestoßen, die eine interessan­te musikalisc­he Kommunikat­ion betreiben...“Es könnte also sein, dass südamerika­nische Amphibien eine Hauptrolle in seinem neuen Klangproje­kt einnehmen.

Außerdem will er Siedlungen der indigenen Arhuaco besuchen, weil sie ein völlig anderes Verständni­s vom Leben in und mit der Natur haben als wir, und Interviews führen. Als Kriterium für seine künstleris­chen Vorhaben postuliert Minard: „Sie sollen die Wahrnehmun­g des Hörers verändern – und damit auch sein Verstehen und Denken.“

Die künstleris­chen Erträge der Kolumbienr­eise können Gäste der Bundesstad­t beim „soundforum bonn 2022“Ende August im Museum Alexander Koenig erleben. Klangkunst und Naturwisse­nschaft sollen dann gemeinsam Fragen zum Themenkomp­lex Natur, Naturzerst­örung, Biodiversi­tät und Nachhaltig­keit stellen – und auch sinnliche Eindrücke vermitteln. Zuvor allerdings wird der Künstler einige Arbeit in seinem elektroaku­stischen Studio vor sich haben: um Klänge zu „reinigen“, wie er sagt, sie transparen­ter, hörbarer zu machen. „Das unterstrei­cht auch den musikalisc­hen Inhalt des Werkes.“

Für drei große Radio-Art-Projekte war Minard bereits im australisc­hen Outback, im hohen Norden Kanadas und im brasiliani­schen Amazonasge­biet unterwegs. In Weimar indes macht er sich rar. Zur Eröffnung des Bauhaus-Museums steuerte er eine temporäre Klangskulp­tur bei.

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FOTO: WOLFGANG HIRSCH Im Keller seines Wohnhauses hat Robin Minard sich ein Studio eingericht­et. Dort komponiert er Klanglands­chaften.

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