Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Polizei hebt Crystal-Labor in Erfurt aus

Thüringer Ermittlern gelingt Schlag gegen Drogenkrim­inalität. Mehrere Männer werden festgenomm­en

- Von Fabian Klaus

Die Bilanz beeindruck­t und erschreckt zugleich. Auf einem Industrieg­elände im Osten Erfurts haben Thüringer Ermittler die bundesweit bisher größte bekannte Drogenküch­e zur Herstellun­g von Metampheta­min, besser bekannt als Crystal Meth, ausgehoben.

Seit Montag waren die Ermittler in Erfurt sowie im Landkreis Sömmerda – dort befand sich ein Lager – mit der Beweissich­erung befasst. Insgesamt 110 Kilogramm Rauschgift wurden gefunden, wobei in dem Lager in Sömmerda 100 Kilogramm Marihuana und im Drogenlabo­r in Erfurt zehn Kilogramm der synthetisc­hen Droge Crystal Meth sichergest­ellt wurden.

Dass das nur die Spitze des Eisbergs sein könnte, lässt sich bei einem Blick auf die Beschreibu­ng der weiteren Asservate erahnen: „Das profession­ell eingericht­ete Labor und die festgestel­lten Grundstoff­e eigneten sich dafür, bis zu einer Tonne der chemischen Droge zu produziere­n“, heißt es vom Landeskrim­inalamt. Neben dem Rauschgift stellten die Beamten zwei Schusswaff­en, Munition und Bargeld in sechsstell­iger Höhe sicher. Darüber hinaus wurden Fahrzeuge und Handys konfiszier­t.

Fünf verdächtig­e sitzen in untersuchu­ngshaft

Die Ermittler halten fünf Männer im Alter von 30 bis 54 Jahren für die Hauptverdä­chtigen. Das Quintett wurde festgenomm­en und verbleibt nach der Haftprüfun­g in Untersuchu­ngshaft. Für drei der fünf Männer ist das nicht die erste Erfahrung mit dem Gefängnis. Der Geraer Oberstaats­anwalt Thomas Riebel bestätigte auf Anfrage, dass drei Tatverdäch­tige bereits einschlägi­g vorbestraf­t sind und zum Teil bereits längere Haftstrafe­n abgesessen haben. Die anderen beiden Männer seien wegen kleinerer Delikte ebenfalls polizeibek­annt.

Riebel nannte den Ermittlung­serfolg „einen der größten bei Sicherstel­lungen“, der ihm bisher bekannt geworden sei. Ob sich die Bande mit ihrer Drogenküch­e auf den regionalen Absatzmark­t beschränkt­e oder auch darüber hinaus tätig geworden ist, das würden die weiteren Ermittlung­en zeigen.

Erfurt und Crystal Meth – das gibt es in dieser Verbindung nicht zum ersten Mal. Im Jahr 2018 war Erfurt erstmals Spitzenrei­ter bei den gemessenen Crystal-Meth-Rückstände­n im Abwasser. Das deutete seinerzeit, so hatten es Experten des

„European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction“ermittelt, darauf hin, dass mehr als 200 Gramm der Droge täglich in Erfurt konsumiert werden.

Im vergangene­n Juli hatten Experten der Technische­n Universitä­t Dresden nach einer Abwasserun­tersuchung den Wert bereits mit bis zu 300 Gramm angegeben und Erfurt weiterhin an der Spitze in Europa gesehen. Möglicherw­eise ist die Aushebung des Labors ein Indiz dafür, dass die Rückstände im Abwasser nicht ausschließ­lich auf den Konsum zurückzufü­hren sind.

CDU-Innenexper­te Raymond Walk sprach nach dem Ermittlung­serfolg des LKA von einer „neuen Qualität“, die sich im Bereich der organisier­ten Drogenkrim­inalität zeige und an diesem Beispiel offenkundi­g werde. „Der Kampf dagegen gelingt nur mit langem Atem“, sagte er dieser Zeitung. Drogenkrim­inalität und der Konsum müssen aus der Sicht des früheren hochrangig­en Polizeibea­mten auch politisch wieder stärker in den Fokus genommen werden, denn die Zahl der Drogentote­n habe sich zwischen 2018 und 2020 verdoppelt.

Möglicherw­eise haben die Ermittler in Thüringen mit dem jetzt erfolgten Zugriff der organisier­ten Rauschgift­kriminalit­ät in Thüringen einen empfindlic­hen Schlag versetzt. Innenminis­ter Georg Maier (SPD) schrieb auf Twitter von einem „wichtigen Erfolg“und lobte die „hervorrage­nde Arbeit“der Thüringer Polizei.

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FOTO: LANDESKRIM­INALAMT Blick in die Drogen-Küche mit ihren aufwendige­n technische­n vorrichtun­gen: Kanisterwe­ise trugen Ermittler die rohstoffe zur Herstellun­g von bis zu 1000 Kilogramm Crystal Meth davon.
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ABBILDUNG: ANDREAS WETZEL Im Osten Erfurts abseits der Bundesstra­ße 7 nach weimar hat die polizei in einem Industrieg­ebiet die Drogenküch­e gefunden.
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FOTO: POLIZEI THÜRINGEN verpackte Drogen in einem zwischenla­ger, das bei der polizeiakt­ion ebenfalls entdeckt wurde.

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