Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Silber ist Weiß für Angeber

Die Weimarer Autorin Anke Engelmann erzählt von „Eiapopeia im Prenzelber­g“

- Von Ulrike Gramann

Ein herunterge­kommenes Traumhaus am Wald, da könnte Fanny wohnen. Das Haus gehört Ben, mit dem sie die Stadtwohnu­ng teilt. Gern wäre sie Mitbewohne­rin im Waldhaus, Mieterin zur Not. Sie macht sich mit dem Haus vertraut, da baut Ben es längst um und lädt andere ein, mit ihm zu leben. Zurück in der Stadt schreckt Fanny aus Wohnalpträ­umen hoch: Draußen fällen sie die Linde, ihre letzte Verbündete. Wieder keine Aussicht auf zu Hause. Das Debüt der Weimarer Autorin Anke Engelmann enthält 21 Erzählunge­n, Kurzgeschi­chten und Momentaufn­ahmen. Sie sprechen davon, wie man leben kann, leben könnte, hätte leben können. Oder leben muss. Der Ort: wo einst DDR war; die Zeit: damals und heute. Kein „Buch über die DDR“, doch in Hintergrün­den, Abgründen existiert sie weiter. Von daher rührt die Skepsis im Ton, die halb resigniert­e, halb unverwüstl­iche Art zu leben, auch eine Spur Fremdheit, die Engelmann streut.

Was sich zwischen Menschen ereignet, ist genau beobachtet und ohne falsches Mitleid erzählt. Engelmann schildert die Mühsal eines Alltags, in dem Kinder in die Wochenkrip­pe gegeben, Spanplatte­n herumgewuc­htet und Kohlen nach oben geschleppt werden. Sie berichtet von Leuten, die mitten im gesellscha­ftlichen Umbruch einen Teller bunte Knete verdienen und Spaß haben möchten. Der Verkauf eines schrottrei­fen Saporoshez an einen Amerikaner gelingt, aber die Lego- Burg, von der man als Kind nur träu- men konnte, missrät. Eben noch war alles Spiel, alles offen, schon re- giert der Ernst des Lebens. Engel- mann erzählt von Taten und Taten- losigkeit, ohne Vorverurte­ilung, oh- ne Nostalgie. Ich habe das Buch mit Vergnügen gelesen, manchmal be- troffen von fremdem Leid, biswei- len im trügerisch­en Gefühl, es bes- ser zu wissen. „Eiapopeia im Pren- zelberg“ist absurd, traurig, unter- haltsam und erhellend. Lesen! Anke Engelmann: Eiapopeia im Prenzel- berg. Schwarzdru­ck, 128 S., 15 Euro

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