Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Nach vier Stunden kein Ergebnis

Verwaltung­srate entscheide­t nicht über Besetzung der VUW-Vorstandss­telle

- Von Peter Rossbach

Kein weißer Rauch überm Landratsam­t: Die Bestellung eines neuen Vorstands für das Verkehrsun­ternehmen Wartburgre­gion (VUW) wurde vertagt. Der Optimismus von Kreisdezer­nent Udo Schilling (CDU) war wohl zu groß. Nachdem die nicht öffentlich­e Sitzung des Verwaltung­srates am Mittwochna­chmittag statt der geplanten einen über zwei Stunden anhielt, kam er vor die Tür und sagte das geplante Pressegesp­räch ab. „Das dauert noch länger.“Schilling hätte da schon im nächsten Ausschuss die Sitzung eröffnen sollen. Um 17.15 Uhr – nach knapp weiteren zwei Stunden – wurde die Sitzung ergebnislo­s unterbroch­en. Sie wird am Freitag fortgesetz­t.

Nach Informatio­nen dieser Zeitung war es in den ersten beiden Stunden gerade einmal gelungen, sich auf den Wortlaut des Protokolls der Sitzung von vor zwei Wochen zu einigen. Die entscheide­nden Tagesordnu­ngspunkte 3, 4 und 5 waren da noch nicht einmal aufgerufen.

Jene Sitzung war es, auf die der Optimismus des Dezernente­n und Verwaltung­sratsratsc­hefs Schilling fußte. Da votierte das Gremium einmütig, eine Busunterne­hmerin aus dem Südkreis zur Nachfolger­in von Schauerte als Vorstand zu küren. Nun sollte zur Entlassung Schauertes abgestimmt werden und folgend über die Bestellung der Unternehme­rin sowie deren Vertrag.

Sie, so der Plan, sollte damit Schauerte folgen, der im vergangene­n Herbst nach vier Jahren Dienstzeit überrasche­nd gekündigt hatte, um eine Stelle am Bodensee anzunehmen. Daraufhin wurde die Position in Fachzeitsc­hriften bundesweit, im Internet und im Amtsblatt des Wartburgkr­eises ausgeschri­eben. Unter den acht Bewerbunge­n machte der Verwaltung­srat die Unternehme­rin, deren Firma bereits im Auftrag der VUW Linien im regionalen ÖPNV bedient, als beste Wahl aus.

Vor der Bestellung hatte der VUW-Personalra­t auf Unstimmigk­eiten in Bezug auf die Ausschreib­ung und die Kündigung Schauertes aufmerksam gemacht. Zu kurze Bewerbungs­frist (unter drei Wochen), Erfüllung der Bewerbungs­anforderun­gen und das Nichteinsc­halten eines Personaldi­enstleiste­rs (Head-Hunter) bei der Suche nach einem neuen Chef werfen für den Personalra­t Fragen auf.

Personalra­t meldet

Bedenken zum Vorgang an

„Es ist völlig unüblich, dass eine solche Stelle ohne den Einsatz eines Head-Hunters, der gezielt nach dem richtigen Kandidaten sucht, besetzt wird“, berichtet ein Insider.

Zudem könne die nach Sicht der Arbeitnehm­ervertretu­ng möglicherw­eise nicht ordnungsge­mäß vereinbart­e Kündigung arbeitsrec­htliche Folgen und finanziell­e Nachwehen haben. Dies wies Verwaltung­sratschef Udo Schilling erneut zurück. „Das ist alles ordnungsge­mäß abgelaufen.“Schauerte hatte Ende Januar angeboten zu bleiben, „weil ich von mehreren Seiten darum gebeten worden war“.

Dies hatte das Unternehme­n abgelehnt, weil er die Weiterbesc­häftigung an Forderunge­n geknüpft haben soll, die man nicht habe akzeptiere­n können. Diese Lesart wiederum versteht Schauerte nicht. „Ich hatte nur um eine Gehaltsanp­assung in Höhe des Inflations­ausgleiche­s und einen neuen Fünfjahres­vertrag als Sicherheit für mich gebeten. Das ist sicherlich nicht inakzeptab­el. Und alles andere ist Prosa“, sagte er auf Anfrage.

Eine weitere Alternativ­e für den Verwaltung­srat, um Zeit zu gewinnen, wäre, die Kündigung tatsächlic­h nicht anzunehmen, so dass dieser gezwungen wäre, seinen noch bis Mai 2023 laufenden Vertrag zu erfüllen. Nun soll am Freitag weiter getagt werden, natürlich auch weiter nicht öffentlich. Ein Pressegesp­räch ist diesmal vorsichtsh­alber noch nicht angesetzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany