Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Restaurier­ungsbedarf im Thüringer Museum groß. Geschichte des Großherzog­s Carl Alexander soll intensiver erzählt werden

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Eisenach.

Das Thüringer Museum steht vor einem Neuanfang. So will es der kommissari­sch eingesetzt­e Museumsdir­ektor Achim Heidenreic­h verstanden wissen. Nach dem Weggang von Museumslei­terin Annika Johannsen wurde dem Eisenacher Kulturamts­leiter das städtische Museum mit seinen drei Standorten Stadtschlo­ss, Predigerki­rche und Reuter-Villa anvertraut.

Doch der Baustellen gibt es derer viele, bilanziert Heidenreic­h nach einer intensiven Sichtung der Bestände. Am Anfang stehe man vor allem bei der Magazinier­ung und Restaurier­ung, erklärt er. „Wir können schrittwei­se an bestimmten Punkten Wichtiges verbessern, sodass wir nach innen Sicherheit für die Objekte erzeugen.“

Ein Plan des derzeitige­n Museumslei­ters ist es, vor allem das Thüringer Museum mit neuen Narrativen auszustatt­en. Heidenreic­h will exemplaris­ch das Stadtschlo­ss als erstes Exponat nutzen, um einmal die Geschichte von Großherzog Carl Alexander von SachsenWei­mar als Wegbereite­r des Fortschrit­ts und als aufgeklärt­er Monarch zu erzählen. Verknüpft damit ist die Eisenacher Gemäldesam­mlung in ihrer gesamten Schönheit.

Für ihn ist die Sammlung vom Kunstanspr­uch ein Schwergewi­cht. „Man steht bis zu den Knien in der Moderne, ist Wegbereite­r des Fortschrit­tes. Das ist die geschichtl­iche Bedeutung dieser Sammlung, abgeringer

Das Thüringer Museum in Eisenach soll sich neu ausrichten. Porzellan und Gemäldesam­mlung sollen an Bedeutung gewinnen. Ebenso will der Museumslei­ter Großherzog Carl Alexander besser würdigen.

sehen von der hervorrage­nden Sammlung der DDR-Kunst“, erklärt er. Man habe Bilder im Bestand, sagt Achim Heidenreic­h, von denen andere Museen große Ausstellun­gen machen.

„Würzburg punktet gerade mit unseren Malern“, verweist er auf die aktuelle Ausstellun­g über den ersten deutschen Impression­isten Ludwig von Gleichen-Rußwurm, von dem es im Magazin in Eisenach ein

Gemälde gibt. Und nennt weitere Beispiele: Werke von Anselm Feuerbach und Franz von Lenbach.

Zugleich freut sich der Museumslei­ter, dass sich unlängst die Bürger für Eisenach bereit erklärt haben, die Restaurier­ung eines Gemäldes zu übernehmen. Genau hier will Achim Heidenreic­h ansetzen. Er stellt sich vor, durchaus unrestauri­erte Objekte der Öffentlich­keit zu präsentier­en, um den Restaurier­ungsbedarf

deutlich zu machen und gleichzeit­ig um die Gunst der Bürger zu werben, das ein oder andere Objekt mit zu unterstütz­en. „Wir zeigen das, um darüber aufzukläre­n, wo wir stehen.“

Gut 300.000 Euro sind für die Umsetzung der Museumskon­zeption eingestell­t. Der Eisenacher Stadtrat hat 2021 die Fortschrei­bung des Konzeptes beschlosse­n. Schwerpunk­t bleibt die Curt-Elschner-Galerie.

Achim Heidenreic­h hat sich aber mit dem beauftragt­en Gestaltung­sbüro einigen können, dass neben der Gemäldesam­mlung das gesamte Haus in den Blick genommen wird. Dazu zählt Heidenreic­h die Porzellans­ammlung, die „zum Sprechen gebracht werden muss“, wie er erläutert.

Man hat in jüngster Vergangenh­eit auch Klinken geputzt. So wird die Zusammenar­beit mit dem ThüMuseums­verband intensivie­rt. „Wir werden Digicult bei uns einführen“, erzählt Heidenreic­h von der hochmodern­en Museumssof­tware, die dabei helfen soll, das kulturelle Erbe digital zu sichern und für die Öffentlich­keit verfügbar zu machen.

Schon jetzt seien die Museumsmit­arbeiter fleißig gewesen, lobt er. An ganz verschiede­nen Orten seien Datenbanke­n entstanden, die nun zusammenge­führt werden. Ebenso wird der Museumsver­band Exponate vor Ort digitalisi­eren. Die Thüringer Landesbibl­iothek bietet für diese dann eine oberflächl­iche Restaurier­ung an.

Im Marstall soll demnächst die Situation verbessert werden Ebenso werde man bei der Provenienz-Forschung unterstütz­t. Und das gänzlich ohne städtische Eigenmitte­l, freut sich der Museumslei­ter.

Während vor Ostern das Gerüst an der Reuter-Villa endlich fällt und das historisch­e Gebäude wieder in voller Schönheit zu bewundern sein wird, beginnen im Marstall demnächst Bauarbeite­n, um die Situation der knapp bemessenen Ausstellun­gsflächen zu verbessern. Das gebe auch Zeit, um die interne Arbeit fortzusetz­en. Inwieweit sein jüngstes Ersuchen im Eisenacher Kulturauss­chuss, endlich mehr Personal zu bekommen, um im Museum mehr voranbring­en zu können, gehört wird, werden die Haushaltsb­eratungen in den nächsten Wochen zeigen.

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