Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Schnurlose Geräte mit DECT-Funkstandard sind besonders beliebt. IMTEST hat fünf Geräte auf die Probe gestellt
Berlin.
Trotz Smartphones: Das klassische Festnetztelefon zu Hause hat eine Daseinsberechtigung: „Warte kurz, ich ruf dich schnell auf dem Festnetz an“– das ist das Patentrezept bei schlechtem Handyempfang in der Wohnung. Auch die zu DSLVerträgen gehörenden Flatrates lassen das „alte“Telefon weiter attraktiv bleiben. Und das überträgt natürlich inzwischen digital und ist mit dem Funkstandard DECT in Haus und Garten weiträumig nutzbar.
IMTEST, das Verbrauchermagazin der FUNKE Mediengruppe, hat fünf aktuelle Modelle getestet.
Telefonie ist Kernkompetenz Durchweg alle Kandidaten sind sehr einfach in Betrieb zu nehmen: Man schließt die jeweilige Basis an die Stromversorgung und die Telefondose (in der Regel am Router) an, legt die immer mitgelieferten Akkus ins Mobilteil, lädt es eventuell noch kurz auf und dann melden sich alle Geräte an der jeweiligen Basis an. Einzige Ausnahme ist hier das Fritzfon in Kombination mit der Fritzbox, die erst in den Anmeldemodus versetzt werden muss. Beim Gigaset sind zwei Netzteile nötig, weil Basis und Ladeschale voneinander getrennt sind.
In Sachen Reichweite reizen alle Geräte aus, was der DECT-Funkstandard hergibt. Bedeutet: Bei Holzdecken ist Telefonie über etwa zwei Etagen möglich. Die Sprachqualität ist bei den Telefonen von
AVM, der Telekom und Philips gut, bei Panasonic und Gigaset fällt sie ein wenig ab. Das Panasonic klingt etwas blechern, das Gigaset rauscht etwas. Trotzdem bleibt ein Gespräch jederzeit gut verständlich.
Richtig ist aber auch, dass die Sprachqualität gegenüber dem abfällt, was theoretisch auf Basis der Wlan-Standards 5 oder 6 möglich wäre. Den Unterschied merkt man, wenn man zum Vergleich ein aktuelles Smartphone mit der TelefonieApp von AVM an der Fritzbox verwendet: So einen vollen, klaren
SL450A Go – Gigaset
Klang schafft auch das hauseigene DECT-Telefon nicht. Allerdings gilt das nicht pauschal. Zwar hat DECT eine viel geringere Datenrate als fast jeder Wlan-Standard, dafür ist die Verbindung stabiler. Erst neue Wlan-Technik bietet vergleichbare Zuverlässigkeit. Mit Ausnahme des Fritzfons kommen alle Geräte mit eigener Basis, die per Stecker an die passende Buchse am Router angeschlossen wird. Über eine dieser Buchsen verfügen eigentlich alle Router, die man vom Provider erhält. Auch die Fritzbox selbst oder der Speedport-Router der Telekom ist für den Anschluss mindestens eines analogen Telefons bereit.
Spannend wird es, wenn diese Router auch noch eine DECT-Basis integriert haben, was bei ebenjenen Genannten der Fall ist. Darum wird das Fritzfon auch ohne Basis ausgeliefert. Das AVM-Gerät ist entsprechend auch besonders auf die Funktionen der Fritzbox abgestimmt, kann etwa als Mediaplayer oder zum Steuern der AVM-SmarthomeGeräte genutzt werden. Das kann kein anderes Mobilteil, aber dank des Signalstandards GAP („Generic Access Profile“) lassen sich alle zumindest an der Fritzbox anmelden und zum Telefonieren nutzen.
In Sachen Ausstattung ist mit Abstand das Gigaset führend. Es kann optional auch als Gerät fürs Telefonieren via Internet (VoIP) genutzt werden. Zudem bietet es den Funkstandard Bluetooth, um Daten kabellos zu übertragen oder ein Headset zu nutzen. Kabelbasierte Headsets funktionieren aber auch – genau wie beim Fritzfon und beim Sinus. Alle Geräte bieten eine Babyfon
sowie eine Weckfunktion.
Fazit
Sieger ist mit dem Gigaset das teuerste Telefon. Es lohnt sich besonders dann, wenn man ein leistungsund zukunftsfähiges Gerät vor allem fürs Heimbüro benötigt. Fast gleichauf ist das Fritzfon C6, das aber für das volle Potenzial eine Fritzbox benötigt. Das Telekom-Gerät Sinus A32 mit seinen großen und den vier Direktwahltasten ist für ältere Menschen oder als Werkstatttelefon eine Überlegung wert.