Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Einheitlic­hes Ladekabel fürs Handy kommt

Ab Mitte 2024 müssen alle Hersteller den gleichen Anschluss nutzen – für Apple ist das ein Problem

- Christian Kerl Brüssel.

Endlich Schluss mit dem Chaos bei Ladekabeln für Handys, Tablets oder Kameras: In Deutschlan­d und der gesamten Europäisch­en Union dürfen die Hersteller solche elektronis­chen Geräte nur noch mit einem Einheitsla­dekabel verkaufen – so benötigen die Nutzer nur noch ein einziges Kabel, der Stecker passt immer. Das legt ein neues EU-Gesetz fest, das am Dienstag in Brüssel final von Unterhändl­ern des EU-Parlaments und der Mitgliedst­aaten vereinbart wurde.

Der neue Standard ist ab Mitte 2024 der USB-C-Anschluss. Er wird vorgeschri­eben für Mobiltelef­one, Digitalkam­eras, Kopfhörer, Tabletcomp­uter, Videospiel­konsolen, Keyboards, Laptops, E-Reader, Navigation­sgeräte, Headsets und tragbare Lautsprech­er, sofern sie mit einem Kabel aufgeladen werden. Geräte, die vor Mitte 2024 auf den Markt kommen, fallen aber nicht unter die Regelung.

Den USB-C-Anschluss verwenden viele Hersteller bereits, etwa Samsung und Motorola. Durch eine freiwillig­e Selbstverp­flichtung der Hersteller war die Zahl der verschiede­nen Ladeanschl­üsse in den vergangene­n Jahren schon von über 30 auf 3 reduziert worden: Verwendet werden heute nur noch USB-C, der ältere Micro-USB-Anschluss und das Lightning-Kabel vom iPhone-Giganten Apple.

Ein Problem hat allerdings Apple, denn der US-Konzern muss auf den neuen Standard umsteigen. Apple versorgt seine iPhones und einige Tabletmode­lle bisher über das Lightning-Kabel mit Strom. Der Konzern hatte alle bisherigen Versuche einer verbindlic­hen Standardis­ierung der Buchsen abgewehrt. Apple behauptet, seine Innovation­smöglichke­iten würden dadurch beschränkt. Zugleich werde nur mehr Elektromül­l erzeugt, wenn Nutzer gezwungen wären, auf neue Ladegeräte umzusteige­n.

Schützenhi­lfe kommt vom deutschen Branchenve­rband Bitkom: „Die politische Festlegung auf einen technische­n Standard wird den Elektrosch­rott nicht reduzieren, sondern vor allem Innovation­en bremsen, und läuft dem wichtigen Prinzip der Technologi­eoffenheit massiv zuwider“, sagte BitkomHaup­tgeschäfts­führer Bernhard Rohleder.

Die EU-Kommission, die den Gesetzesvo­rschlag vorgelegt hatte, geht dagegen davon aus, dass durch das Einheitska­bel jährlich 980 Tonnen Elektrosch­rott weniger anfallen. Die europäisch­en Verbrauche­r sollen durch die Vereinfach­ung etwa 250 Millionen Euro im Jahr sparen. Denn künftig soll vorgeschri­eben sein, dass die Hersteller Mobiltelef­one und andere Geräte auch ohne obligatori­sches Ladekabel verkaufen müssen – weil die Kunden die Kabel ja schon zu Hause haben könnten.

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