Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Einheitliches Ladekabel fürs Handy kommt
Ab Mitte 2024 müssen alle Hersteller den gleichen Anschluss nutzen – für Apple ist das ein Problem
Endlich Schluss mit dem Chaos bei Ladekabeln für Handys, Tablets oder Kameras: In Deutschland und der gesamten Europäischen Union dürfen die Hersteller solche elektronischen Geräte nur noch mit einem Einheitsladekabel verkaufen – so benötigen die Nutzer nur noch ein einziges Kabel, der Stecker passt immer. Das legt ein neues EU-Gesetz fest, das am Dienstag in Brüssel final von Unterhändlern des EU-Parlaments und der Mitgliedstaaten vereinbart wurde.
Der neue Standard ist ab Mitte 2024 der USB-C-Anschluss. Er wird vorgeschrieben für Mobiltelefone, Digitalkameras, Kopfhörer, Tabletcomputer, Videospielkonsolen, Keyboards, Laptops, E-Reader, Navigationsgeräte, Headsets und tragbare Lautsprecher, sofern sie mit einem Kabel aufgeladen werden. Geräte, die vor Mitte 2024 auf den Markt kommen, fallen aber nicht unter die Regelung.
Den USB-C-Anschluss verwenden viele Hersteller bereits, etwa Samsung und Motorola. Durch eine freiwillige Selbstverpflichtung der Hersteller war die Zahl der verschiedenen Ladeanschlüsse in den vergangenen Jahren schon von über 30 auf 3 reduziert worden: Verwendet werden heute nur noch USB-C, der ältere Micro-USB-Anschluss und das Lightning-Kabel vom iPhone-Giganten Apple.
Ein Problem hat allerdings Apple, denn der US-Konzern muss auf den neuen Standard umsteigen. Apple versorgt seine iPhones und einige Tabletmodelle bisher über das Lightning-Kabel mit Strom. Der Konzern hatte alle bisherigen Versuche einer verbindlichen Standardisierung der Buchsen abgewehrt. Apple behauptet, seine Innovationsmöglichkeiten würden dadurch beschränkt. Zugleich werde nur mehr Elektromüll erzeugt, wenn Nutzer gezwungen wären, auf neue Ladegeräte umzusteigen.
Schützenhilfe kommt vom deutschen Branchenverband Bitkom: „Die politische Festlegung auf einen technischen Standard wird den Elektroschrott nicht reduzieren, sondern vor allem Innovationen bremsen, und läuft dem wichtigen Prinzip der Technologieoffenheit massiv zuwider“, sagte BitkomHauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.
Die EU-Kommission, die den Gesetzesvorschlag vorgelegt hatte, geht dagegen davon aus, dass durch das Einheitskabel jährlich 980 Tonnen Elektroschrott weniger anfallen. Die europäischen Verbraucher sollen durch die Vereinfachung etwa 250 Millionen Euro im Jahr sparen. Denn künftig soll vorgeschrieben sein, dass die Hersteller Mobiltelefone und andere Geräte auch ohne obligatorisches Ladekabel verkaufen müssen – weil die Kunden die Kabel ja schon zu Hause haben könnten.