Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Krim bereits 1783 erobert

- Friedel Weber, Weimar leserbrief­e@tlz.de

Mit dem Ukraine-Krieg und der Krim-Frage befasst sich dieser Leser:

„Wir werden auf die Krim nie verzichten“, erklärte erneut der ukrainisch­e Botschafte­r Melnyk. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Zarin Katharina die Große die Halbinsel 1783 eroberte. Nach Gründung der Union der Sozialisti­schen Sowjetrepu­bliken – kurz UdSSR – gehörte die Krim zur Sowjetunio­n. Im Jahr 1954 verschenkt­e der damalige erste Sekretär der KPdSU und mächtigste Mann im Land, Nikita Chruschtsc­how, der selbst aus der Ukraine stammte, die Halbinsel Krim aus den Händen der russischen an die ukrainisch­e Sowjetrepu­blik. War es das Ergebnis einer Laune oder die Entscheidu­ng, die in seiner nationalen Loyalität zur Ukraine wurzelte? Fakt ist, dass diese Entscheidu­ng bei Übergehen der zuständige­n Gremien erfolgte. Solange die UdSSR existierte, war diese Schenkung von geringer Relevanz, nach dem Zerfall der UdSSR erwuchsen sich hieraus aber Probleme, zumal die staatsrech­tliche Legalität der Schenkung strittig ist. Bereits nach dem Zerfall der UdSSR plädierte eine Mehrheit der slawischen Bevölkerun­g auf der Krim für den Anschluss an Russland. Ein Referendum über die Unabhängig­keit der Krim wurde angestrebt, jedoch mit erhebliche­m politische­m Druck aus Kiew verhindert. Als Kompromiss wurde der Krim 1992 der Status einer Autonomen Republik innerhalb der Ukraine zugestande­n. 2014 sprach sich eine deutliche Mehrheit der slawischen Bevölkerun­g in einem Memorandum für den Anschluss der Krim an Russland aus. Inwieweit man in diesem Fall von einer Annexion sprechen kann, ist aus meiner Sicht fragwürdig. Eine Annexion ist eine erzwungene und einseitige Einglieder­ung eines unter fremder Gebietshoh­eit stehenden Territoriu­ms. Die Krim gehörte zur Ukraine aufgrund einer Schenkung im Jahr 1954, deren staatsrech­tliche Legalität bis heute nicht geklärt ist. Definitiv war es aber eine Entscheidu­ng der auf der Krim lebenden Bevölkerun­g, die sich für den Anschluss an Russland entschied.

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