Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Auch eine Milliarde kann Woods nicht locken

Die umstritten­e Saudi-Tour spaltet die Golf-Szene. Selbst der Letzte erhält noch immens viel Geld

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Während Tiger Woods selbst eine schwindele­rregende Summe kalt lässt, greifen Stars wie Phil Mickelson beherzt in einen prall gefüllten Topf. Schnelles Geld bei der neuen und umstritten­en Saudi-Tour zu verdienen, scheint beim Großteil der Elite-Golfer Priorität zu haben. Deutlich mehr zumindest, als sich vor dem Start an diesem Donnerstag in London mit den groben Menschenre­chtsverlet­zungen der Geldgeber von Unterstütz­er „LIV Golf Investment­s“auseinande­rzusetzen.

Sinnbildli­ch für das Desinteres­se an dieser Thematik steht der auf

Rang 215 abgestürzt­e ehemalige Weltrangli­stenerste Martin Kaymer. „Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass Geld kein Motivator wäre. Natürlich verdienen wir alle gern etwas mehr bei den Turnieren, das ist sehr menschlich“, meinte der 37-Jährige aus Mettmann bei Sky Sports UK. Aus der Nachfrage, wie er zur Herkunft des Preisgelde­s stehe, wand er sich: „Ich bin kein Politiker, ich bin Golfprofi. Über dieses Thema könnte man Stunden reden, wir sind hier wegen Golf.“

Kaymer ist bei weitem nicht der einzige namhafte Akteur, der über die Missstände hinwegsieh­t: Wie denn die mit insgesamt zwei Milliarden Dollar dotierte zweifelhaf­te

Imagekampa­gne des Wüstenstaa­ts den vielen öffentlich hingericht­eten Menschen und den unterdrück­ten Frauen in Saudi-Arabien helfen solle, wusste auch Graeme McDowell, US-Open-Sieger von 2010, nicht zu beantworte­n. „Wenn wir als Golfer versuchen würden, die geopolitis­chen Situatione­n in jedem Land der Welt, in dem wir Golf spielen, zu heilen, würden wir nicht mehr viel Golf spielen“, so der 42-Jährige.

Und auch Mickelsons Prioritäte­n sehen ganz ähnlich aus. Zwar hatte er im Februar die saudischen Unterstütz­er als „beängstige­nd“bezeichnet, auch habe der Wüstenstaa­t eine „schrecklic­he Bilanz“beim Thema Menschenre­chte. Warum er einen

Start bei der Konkurrenz-Tour trotzdem in Betracht ziehe? „Weil es eine einmalige Gelegenhei­t ist, die Arbeitswei­se der PGA Tour neu zu gestalten.“Denn diese agiert seiner Meinung nach manipulati­v.

Als einer von insgesamt 48 Golfern wird Mickelson also den Schläger im noblen Centurion Golf Club schwingen. Der Auftakt der Serie ist mit 25 Millionen Dollar Preisgeld dotiert, selbst der Letzte bekommt noch 120.000 Dollar.

Für Woods ist die neue Serie keine Option. Auch wenn ihm laut Greg Norman, Vorstand der umstritten­en Saudi-Turnierser­ie, ein „hoher neunstelli­ger Betrag“geboten wurde. sid

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Franziska Breininger
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PETERSEN / AFP Weltstar Tiger Woods verzichtet auf die Saudi-Tour. Franziska Breininger London.

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