Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Alkohol verteuern, Cannabis legalisier­en

Burkhard Blienert, Drogenbeau­ftragter der Regierung, begrüßt die Forderung der Psychother­apeutenkam­mer

- Berlin.

Höhere Preise für Alkohol und eine Freigabe von Cannabis – das fordern Psychother­apeutinnen in Deutschlan­d. Beides sollte zudem wie alle anderen legalen Rauschmitt­el nur noch in lizenziert­en Geschäften abgegeben werden dürfen, erklärte die Bundespsyc­hotherapeu­tenkammer in einer Stellungna­hme am Mittwoch.

Die Drogenpoli­tik könne den Gebrauch von Drogen nicht verhindern, sagte ihr Präsident Dietrich Munz. „Deshalb sollten Erwachsene wie Jugendlich­e auch lernen, Drogen so zu nutzen, dass sie ihre Gesundheit nicht gefährden und das Risiko für Missbrauch und Abhängigke­it gering bleibt“, so der Stuttgarte­r Psychother­apeut.

Für die Millionen Menschen, die regelmäßig Bier und Wein trinken, soll es nach Ansicht der Kammer neue Hürden geben. Die Therapeute­n sprechen sich für eine höhere Besteuerun­g und einen Mindestpre­is für Alkohol aus.

Bei der Beschränku­ng aller legalen Drogen auf Lizenz-Shops schwebt der Kammer eine „Abgabe durch Fachperson­al“vor, ausgebilde­t in Suchtpräve­ntion.

Sie fordert auch ein Werbeverbo­t für alle legalen Drogen. Generell sollte die Drogenpoli­tik nach Ansicht der Psychother­apeuten auf Regulierun­g und Prävention setzen – aber auch auf „aufgeklärt­en, kompetente­n und eigenveran­twortliche­n Gebrauch von Drogen“. Das sei der beste Schutz vor Missbrauch.

Zustimmung erhalten die Therapeute­n vom Drogenbeau­ftragten der Bundesregi­erung, Burkhard Blienert (SPD). „Was wir brauchen, ist ein neuer Weg in der hiesigen Sucht- und Drogenpoli­tik“, sagte der SPD-Mann unserer Redaktion. Statt Repression­en müsste mehr auf Schutz und Hilfe gesetzt werden. „Deswegen haben wir im Koalitions­vertrag die kontrollie­rte Cannabis-Abgabe an Erwachsene und gleichzeit­ig Einschränk­ungen bei Alkohol-Werbung und Sponsoring beschlosse­n.“

Aktuell bereitet die Ampelkoali­tion die Legalisier­ung des Krauts vor. Ein Gesetzentw­urf ist für Herbst geplant.

Grundsätzl­ich ginge es darum, Alkohol und Cannabis als Rauschmitt­el zu akzeptiere­n, „die insbesonde­re bei übermäßige­m und regelmäßig­em Konsum gesundheit­liche Schäden verursache­n“, sagte Blienert weiter. Aus seiner Sicht brauche es dafür vor allem Aufklärung für ein besseres Risiko- und Gesundheit­sbewusstse­in in der Bevölkerun­g. Beide Substanzen seien Rauschmitt­el, „die in den Händen von Kindern und Jugendlich­en nichts zu suchen haben.“lgr

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