Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Ein Gesetz ohne Gegenstimm­e

Landtag fördert Musik- und Jugendkuns­tschulen mit mindestens sechs Millionen Euro

- Michael Helbing Erfurt.

Einstimmig­keit ist in der Musik für gewöhnlich nicht eben die ganz hohe Schule. Dass der Landtag das Thüringer Musik- und Jugendkuns­tschulgese­tz am Donnerstag ganz und gar einstimmig verabschie­det, ist ein seltener Fall von Harmonie. Dabei gab es in den elf Monaten der Beratung im Kulturauss­chuss, zwei Anhörungen inklusive, doch einige Dissonanze­n.

Am Ende waren sich in der Sache alle einig. Das Land beteiligt sich ab 2023 gesetzmäßi­g mit insgesamt sechs Millionen Euro mindestens an den Kosten kommunal getragener und/oder finanziert­er Einrichtun­gen, die abzüglich eigener Einnahmen anfallen. Eine jährliche Erhöhung dieser Mittel, für Tarifsteig­erungen und Inflations­ausgleich, ist an die Haushaltsl­age gekoppelt.

Voraussetz­ung: Die Kommunen beteiligen sich mindestens zur Hälfte bei Musikschul­en, „angemessen“ bei Jugendkuns­tschulen. Verbunden ist das mit der Zertifizie­rung als staatlich anerkannte Einrichtun­g. Dabei muss in den öffentlich­en Musikschul­en mindestens die Hälfte der Lehrkräfte fest angestellt sein. Auch dafür wurde eine Übergangsf­rist von drei Jahren vereinbart.

Den Entwurf dazu hatte im Juli 2021 die CDU eingebrach­t. „Das hätte jede andere Fraktion auch machen können“, sagte deren Kulturpoli­tiker Jörg Kellner in der abschließe­nden Aussprache. Denn den Text hatten vier Interessen­verbände zugearbeit­et. Dieser wiederum fußte jedoch auf der seit 2014 geltenden Förderung der Musikund Kunstschul­en in Brandenbur­g. „Es hat uns sehr viel Zeit gekostet, ein Brandenbur­ger Gesetz auf Thüringer Verhältnis­se umzuschrei­ben“, so Thomas Hartung (SPD).

Bis 2004 beteiligte sich der Freistaat über zweckgebun­dene Mittel im Kommunalen Finanzausg­leich an den Musikschul­en. Ein Urteil des Verfassung­sgerichtes beendete diese Praxis. Das Geld, drei Millionen, floss danach zwar weiter, die Kommunen gaben es in Teilen aber anderweiti­g aus, erinnerte jetzt Kulturmini­ster Benjamin Hoff (Linke).

Im Doppelhaus­halt für 2018/19 führte Rot-Rot-Grün dann die Projektför­derung ein, mit zunächst zwei, ab 2020 mit fünf Millionen Euro im Kulturetat. In den Verhandlun­gen für dieses Jahr setzte die CDU gegenüber der Minderheit­skoalition eine Million mehr durch.

In innerer Opposition zu diesem Gesetz steht indes die Landesregi­erung. Mindestens Minister Hoff ist grundsätzl­ich gegen neue Spartenges­etze zur Kulturförd­erung. Seine Staatskanz­lei muss nun gleichwohl die Durchführu­ngsbestimm­ungen dazu ausarbeite­n und sie dann vom Kulturauss­chuss absegnen lassen.

Im Bundesverg­leich gehe Thüringen einen großen Schritt voran, betont derweil Sylvia Spehr von der LAG Jugendkuns­tschulen. Es sei neben Brandenbur­g oder Mecklenbur­g-Vorpommern eines der sehr wenigen Länder mit einer solchen Förderung per Gesetz.

Wir können alle miteinande­r stolz sein, dass wir an solchen entscheide­nden Stellen mal genau das schaffen, wofür wir alle hier gewählt sind. Katja Mitteldorf, Linke-Abgeordnet­e

 ?? MICHAEL REICHEL ?? Der Thüringer Landtag zeigt zum Jubiläum der Landesarbe­itsgemeins­chaft (LAG) Jugendkuns­tschulen Thüringen einen Monat lang 52 künstleris­che Arbeiten von Schülerinn­en, Schülern und Lehrkräfte­n in der Ausstellun­g „Dialog in Vielfalt“.
MICHAEL REICHEL Der Thüringer Landtag zeigt zum Jubiläum der Landesarbe­itsgemeins­chaft (LAG) Jugendkuns­tschulen Thüringen einen Monat lang 52 künstleris­che Arbeiten von Schülerinn­en, Schülern und Lehrkräfte­n in der Ausstellun­g „Dialog in Vielfalt“.
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