Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Brennende Beine

Wenn es schwer wird, dreht Charles Franzke auf. Beim Gettingtou­gh ist er in seinem Element

- Steffen Eß Oberhof.

Die Beine werden am Samstag brennen. Spätestens dann, wenn es im Laufschrit­t die Bobbahn oder die Treppen an der Oberhofer Sprungscha­nze hinaufgeht. Die Füße zur Schonung deshalb hochzulege­n, daran denkt Charles Franzke jedoch nicht. Zuviel hat der Rudolstädt­er auch vor.

Intervall-Rennen, acht mal tausend Meter, hat sein US-amerikanis­cher Trainer ihm für den Donnerstag aufgetrage­n. Kein Vergnügen. Selbst für den Rudolstädt­er ExtremHind­ernisläufe­r nicht, der solcherart Grundlagen-Einheiten gewohnt ist. Er arbeitete es ab. So, wie er die Dreivierte­lstunde Dahinrolle­n auf dem Rad im Anschluss zur Lockerung genoss. „Mein Körper kennt das schon“, sagte der 29-Jährige kurz vor der oft absolviert­en Vorbelastu­ng und wusste dennoch, dass sie diesmal Epilog einer nicht alltäglich­en Herausford­erung wird.

In Kulmbach will er in acht Tagen punkten, um den schon dreimal gewonnenen Gesamttite­l bei der sogenannte­n Spartan-Race-Serie nach zwei Jahren coronabedi­ngter Unterbrech­ung verteidige­n zu können. Deswegen hat der 29-Jährige bis diese Woche gezögert, ob er das Heimspiel in Oberhof vorher noch wagen sollte. Doch er wollte, und er will – am liebsten weit nach vorn.

Erster 2020, Zweiter 2021. Geht es nach Charles Franzke, soll es bei der dritten Auflage des Oberhofer Gettingtou­gh mindestens aufs Podium gehen. „Aber das wird schwierig“, weiß er nach zig Rennen, die den Körper so sehr fordern. Und die vor allem Unerwartet­es beinhalten. Es kommt auf die Tagesform an – und auf die Konkurrenz.

Die „Pappenheim­er“, die wie er Spezialist­en auf dem Gebiet des Extrem-Hindernisl­aufes sind, die kennt der Thüringer freilich. „Plus x“, nennt er den einen Unbekannte­n, der stets darunter ist, um alle anderen überrasche­n zu können.

Breit jedenfalls ist die Auswahl an möglichen Kandidaten. Nach dem Meldeschlu­ss am Mittwoch erwarten die Macher des dritten Gettingtou­gh in Oberhof rund 900 Teilnehmer. Gut 300 Hindernisl­äufer wollen die Kurzstreck­e (9 km) angehen. Das Gros (551) stellt sich dem 17 Kilometer langen Kurs – gespickt mit etlichen Hinderniss­en.

Dass die Szene enorm wächst, die sich für die Crossrenne­n über Hinderniss­e von Kriechen bis Hangeln begeistert, freut Franzke. Seit zehn Jahren betreibt er den so facettenre­ichen Sport erfolgreic­h. Dass der Druck dadurch von unten kommt, zwingt ihn, sich selbst immer weiter verbessern zu müssen.

In Oberhof weiß Franzke zumindest zum Teil, was auf ihn zukommt. Der Unternehme­r, Personal Trainer und Sportler besitzt mit einem Mietpark eine kleine Auswahl an Hinderniss­en. Am Mittwoch begann er damit, ein paar davon in Oberhof mit aufzubauen. Der Rest ist wie so oft: ein bisschen Wundertüte.

Gerade das aber mache den Reiz aus, diese Vielseitig­keit, die die Läufer am Samstag an ihre Grenzen bringt. „Die Strecke bietet alles“, ist sich Franzke aus der Erfahrung der letzten beiden Jahre sicher, seit das große Gettingtou­gh-Rennen vor der Haustür in Rudolstadt einen Bruder in Oberhof bekommen hat.

Als einstiger Biathlet am Sportgymna­sium kennt Franzke die Gegend ohnehin ausgezeich­net. Bobbahn, Skihalle, Biathlon-Stadion und die Schanzen – alles ist in den Parcours einbezogen und lässt am Samstag in den verschiede­nen Wellen eine frostig heiße Jagd erwarten.

Respekt bringt der Mitfavorit aus Thüringen mit. Bammel hat er aber wenn, dann nur vor dem warmen Wetter. „Sonne vertrage ich nicht ganz so gut“, sagt der Winterfan. Es deswegen ruhig angehen zu lassen ist für Charles Franzke aber keine Option. Wenn er teilnimmt, gibt’s nur eines: „volle Kanne“.

Zeitplan, Samstag, Start/Ziel auf dem Stadtplatz, Long Track (17 km): 10 Uhr (Elite Frauen und Männer, danach 10 Wellen-Starts bis 12.40 Uhr; Short Track (9 km): 15 Uhr (Elite Männer und Frauen, dann 5 Wellen-Starts bis 16.20 Uhr).

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SASCHA FROMM Der Name ist Programm. „Gettingtou­gh – 5 Elements“bezieht die fü̈nf Oberhofer Sportstätt­en von den Schanzen bis zur Rodelbahn mit ein. Charles Franzke (kleines Bild) hofft, auch beim dritten Mal mit nach vorn laufen zu können.

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