Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Doppeltes Trainerbeben
Fußball: Rumen Grigorov verlässt Ruhla und übernimmt zur neuen Saison den FC Eisenach
sieben Jahren trainierte er die dritte Mannschaft, nun kehrt Rumen Grigorov als Coach der Ersten zum FC Eisenach zurück. Zur Saison 2022/23 übernimmt der Bulgare das vakante Amt bei den sportlich kriselnden Wartburgstädtern. Fragt sich nur, in welcher Liga der FCE dann antritt.
„Egal ob es in der Kreisoberliga weitergeht oder in der Landesklasse, ich nehme es wie es kommt. Ich freue mich auf die Aufgabe und bin für jede Herausforderung bereit“, sagt Grigorov nach seinem fliegenden Wechsel von der SG Ruhla nach Eisenach. Bei den Erbstromtalern hatte er sich am Dienstagabend verabschiedet und wurde kurz danach den FCE-Fußballern als künftiger Coach vorgestellt.
Aufgrund interner Querelen war beim FC Eisenach Björn Venter nach dem 0:1 gegen Steinach zurückgetreten, womit er nach seiner Ansicht der Ablösung („Hinter meinem Rücken wurde dies geplant“) zuvorkam. Laut FCE-Präsident Daniel Rudloff war es eine „SpontanEntscheidung“,
die er so akzeptiert habe, da Venter die Mannschaft nicht erreichte. Rückblickend bereut Venter, dass er sich im Februar überreden ließ, seinem Herzensverein zu helfen. Ganz schlecht zu sprechen ist er auf Rudloff. In der gesamten Zeit habe der Vorsitzende kein einziges Wort mit ihm geredet, schildert Venter und hat eine düstere Prognose für den Club: „Wenn sich der Verein nicht neu aufstellt, fährt man voll gegen die Wand.“Co Andreas Kraiczi hat sein Amt ebenfalls niedergelegt, sodass das Schlusslicht die abschließenden drei Spiele trainerlos bestreiten wird. Die Kiesewetter-Brüder Robert und Tobias werden gemeinsam mit Kapitän Alexander Pohl die Mannschaft ein- und aufstellen.
Auch Grigorov nahm selbst seinen Hut, nachdem ihn die sportliche Leitung des EFC Ruhla informierte, dass die Zusammenarbeit im Sommer beendet werde. „Ich hätte gerne länger als acht Monate in Ruhla gearbeitet“, so Grigorov und fügt hinzu „Ich habe Herz und Seele investiert.“Seine Bilanz ist mit 15 Punkten aus 14 Partien eher unterdurchschnittlich. Defensiv brachte Grigorov, dessen Stärke das Motivieren ist, zwar Stabilität rein, jedoch blieb die Offensive der SG harmlos. „Wir haben oft gut gespielt, aber wenn du keine Tore schießt, kanns du nicht gewinnen“, klagt der 47-Jährige, der kürzlich die Teamleiterlizenz bestanden hat. Er verlasse Ruhla trotz allem mit einem guten Gefühl, denn das Minimalziel Klassenerhalt habe er erreicht. Zumindest so gut wie, denn noch könnte Ruhla bei drei Bischofrodaer Siegen auf den drittletzten Platz abrutschen. „Das ist theoretisch möglich, aber praktisch vorstellen kann ich mir das nicht“, so Grigorov. Das Sagen bei der SG hat bis Saisonende der bisherige Co Eric Dzialas.
Schlusslicht Eisenach ist am Wochenende doppelt gefordert. Am Freitagabend steht das Nachholspiel beim Tabellenzweiten Borsch an, am Sonntag geht es zu Wacker Bad Salzungen. Kaffeefahrten sollen es nicht werden. „Wir wollen die Saison anständig zu Ende bringen“, betont Robert Kiesewetter. Wie der FC auf einen möglichen „geschenkten“Klassenerhalt – falls zwei Kreisoberligen keinen Aufsteiger stellen – reagiert, ist indes offen. „Dann werden wir uns mit der Mannschaft nochmal unterhalten und je nach Personallage entscheiden, ob ein weiteres Jahr Landesklasse Sinn macht“, erklärt Rudloff. Einen freiwilligen Rückzug in die Kreisoberliga schließt er nicht mehr aus.