Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Kommt ein sozialer Pflichtdienst für Junge?
Bundespräsident Steinmeier löst mit Vorstoß Debatte aus. Er erhofft sich Stärkung der Demokratie
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich für die Einführung eines Pflichtdienstes für alle jungen Menschen in Deutschland ausgesprochen. „Ich weiß, dass es nicht einfach werden wird, aber ich wünsche mir, dass wir eine Debatte über eine soziale Pflichtzeit führen“, sagte er der „Bild am Sonntag“.
Wie lange ein solcher Dienst dauern soll, ließ Steinmeier offen: „Ich habe bewusst Pflichtzeit gesagt, denn es muss kein Jahr sein. Da kann man auch einen anderen Zeitraum wählen“, sagte er. Es gehe um die Frage, „ob es unserem Land nicht gut tun würde, wenn sich Frauen und Männer für einen gewissen Zeitraum in den Dienst der Gesellschaftliche
stellen.“Geleistet werden sollte die Pflichtzeit nach Steinmeiers Vorstellung bei der Bundeswehr, bei der Betreuung von Senioren, in Behinderteneinrichtungen oder in Obdachlosenunterkünften. Mit einer Pflichtzeit kann aus seiner Sicht die Demokratie und der gesell
Zusammenhalt gestärkt werden: „Gerade jetzt, in einer Zeit, in der das Verständnis für andere Lebensentwürfe und Meinungen abnimmt, kann eine soziale Pflichtzeit besonders wertvoll sein“, sagte Steinmeier. „Man kommt raus aus der eigenen Blase, trifft ganz andere Menschen, hilft Bürgern in Notlagen. Das baut Vorurteile ab und stärkt den Gemeinsinn.“
Ampel-Ministerinnen lehnen Vorstoß ab
In Deutschland gab es über Jahrzehnte den Zivildienst als Alternative zum Wehrdienst. Mit der Aussetzung der Wehrpflicht 2011 entfiel auch der Zivildienst. Eine Wiederschaft einführung der Wehrpflicht hält Steinmeier indes nicht für sinnvoll: „Ich war für die Wehrpflicht, solange es sie gab. Sie ist ausgesetzt worden, wir haben jetzt eine Bundeswehr mit ganz anderen Strukturen. Ich rate davon ab, die alte Debatte über die Wehrpflicht neu aufzulegen“, sagte der Bundespräsident.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) und Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) lehnten Steinmeiers Vorstoß ab. „Eine Dienstpflicht wird es mit uns nicht geben“, sagte Stark-Watzinger. Paus erklärte: „Ein sozialer Pflichtdienst würde einen Eingriff in die individuelle Freiheit eines jeden Jugendlichen bedeuten“. dpa/heg/gau