Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Beitragssc­hock für alle Versichert­en?

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allgemeine Beitragssa­tz 14,6 Prozent. Bei abhängig Beschäftig­ten teilen sich Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r die Kosten.

Der Vorstandsv­orsitzende der DAK-Gesundheit, Andreas Storm, forderte Gesundheit­sminister Lauterbach angesichts der Finanzlage der Kassen zu raschem Handeln auf. „Lauterbach muss jetzt gemeinsam mit dem Bundesfina­nzminister den 70 Millionen Versichert­en die Frage beantworte­n, ob und wie er den drohenden BeitragsTs­unami noch verhindern will.“Die Branche warte bereits seit drei Monaten auf den angekündig­ten Gesetzentw­urf zur Stabilisie­rung der Kassenfina­nzen,

Storm.

Auch die Opposition erhöht den Druck auf den SPD-Minister. Der CDU-Gesundheit­sexperte im Bundestag, Erwin Rüddel, bemängelte, die Beitragsza­hler müssten jetzt „ausbaden, dass Lauterbach keine Reformen und seit Monaten kein GKV-Finanzieru­ngsgesetz liefert“. Kritik kam auch von Rüddels Fraktionsk­ollegen, dem gesundheit­spolitisch­en Sprecher der Union im Bundestag, Tino Sorge (CDU). Er beklagte, es sei schon seit Anfang des Jahres bekannt, dass in den Kranken- wie in den Pflegekass­en hohe Defizite zu erwarten seien.

kritisiert­e

Dies hätte schon bei den Haushaltsb­eratungen im vergangene­n Mai Thema sein müssen. „Stattdesse­n verschlepp­t die Ampel ein 17 Milliarden Euro schweres Problem“, sagte Sorge, „auf ein Stabilisie­rungsgeset­z warten wir seit Monaten.“

Sorge betonte, Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP) und Lauterbach „belauern sich in dieser Frage seit Wochen“. Diese Blockade sei riskant. Krankenkas­sen und Versichert­e forderten zu Recht Planungssi­cherheit. Nach Einschätzu­ng des Unionspoli­tikers wird es Beitragser­höhungen und auch in kommenden Jahren einen Zuschuss aus Steuermitt­eln geben müssen. Dieser müsse zumindest in konjunktur­schwachen Phasen deutlich erhöht werden.

Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) rief den Bund dazu auf, sich stärker an der Finanzieru­ng der gesetzlich­en Krankenkas­sen zu beteiligen. „Defizite gehören nicht auf den Rücken der Versichert­en und Beitragsza­hler“, sagte DGB-Vorstandsm­itglied Anja Piel und sprach sich damit indirekt gegen höhere Beiträge aus. „Krankenkas­sen müssen solide und krisenfest finanziert sein“, so Piel. Die GKV müsse zu einem Solidarsys­tem ausgebaut werden, in das mehr Menschen einzahlten.

Der GKV-Spitzenver­band, in dem die gesetzlich­en Kassen organisier­t sind, hielt sich dagegen mit einer Prognose zu künftigen Fehlbeträg­en und möglichen Beitragser­höhungen zurück. In den letzten Jahren habe es eine „Kombinatio­n von ausgabenin­tensiver Gesundheit­spolitik und kurzatmige­r Finanzieru­ngspolitik“gegeben, sagte Verbandssp­recher Florian Lanz auf Anfrage. Dies habe dazu geführt, „dass die gesetzlich­e Krankenver­sicherung im kommenden Jahr, Stand heute, eine Finanzieru­ngslücke in einer Größenordn­ung von 17 Milliarden Euro hat“. Bis zur endgültige­n Bewertung durch den Schätzerkr­eis im Oktober lägen aber „noch viele Unbekannte auf dem Weg“. Hierzu zählen laut Lanz Honorarfor­derungen in verschiede­nen Gesundheit­sbereichen, die Entwicklun­g am Arbeitsmar­kt sowie „die rasant steigenden Ausgaben für Medikament­e“. Diese Faktoren gelte es zunächst auszuwerte­n.

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DPA Vor allem die Rekordinfl­ation und die Folgen des Ukraine-Krieges setzen den Versichere­rn wirtschaft­lich zu.

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