Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Die Frauen des Paul McCartney
All you need is Love: Der Ex-Beatle wird 80 – und hatte immer unabhängige Partnerinnen
Sie waren das geniale Songschreiber-Team der erfolgreichsten Band aller bisherigen Zeiten: John Lennon und Paul McCartney von den Beatles. Während Lennon als kühner Rebell in die popkulturelle Ewigkeit eingegangen ist, wird McCartney sein Bieder-Image nicht los. Muss er auch nicht mehr. Die zum Sir geadelte Musiklegende wird am Samstag 80.
Im Rückblick wird dem Briten der Begriff „bieder“allerdings nicht gerecht. McCartney war eben der charmante Beau, der Romantiker. Liebe war in den frühen 60er-Jahren nicht ohne eine gewisse Schwere zu haben, sie war verbunden mit Pflicht und Schuld. Doch McCartney verwandelte sie in einen Moment der Sorglosigkeit und des Überschwangs. Die erste Single „Love Me Do“(1962) beschwor die Swinging Sixties und die sexuelle Revolution. Es war das Versprechen des Pop: Das Leben muss gar nicht hart sein. „Yeah, yeah, yeah!“
Dabei machte McCartney es sich selbst nicht so leicht, wie es ihm möglich gewesen wäre. Statt sich von Groupies und Models anhimmeln zu lassen, zog es den Arbeitersohn aus Liverpool vorwiegend zu unabhängigen Frauen bester Herkunft. Seine größte Inspiration aber war seine Mutter – Mary hieß sie, eine Katholikin.
Die Krankenschwester stirbt mit 47 an Krebs, Paul ist 14. „Ich bin nie darüber hinweggekommen“, sagte er einmal. Seine Trauer verarbeitet er, indem er Lieder schreibt. 1968 ist er bereits ein ausgebrannter, mit Drogen zugepumpter Superstar. Da erscheint ihm seine Mutter im Schlaf und hat einen simplen Ratschlag für ihn: „Let It Be“, „Lass gut sein“. So heißt dann auch der letzte Hit der Beatles vor der Auflösung.
1968 ist auch seine Beziehung zu seiner Verlobten Jane Asher (heute 76) auf dem Tiefpunkt. Dabei war er „stolz wie ein Pfau“auf seine erfolgreiche und schöne Partnerin, erinnerte sich Lennons erste Frau Cynthia. Seit 1963 ist er mit der Schauspielerin liiert, ein ehemaliger Kinderstar. Doch ihr Ehrgeiz sorgt bei McCartney auch für Missstimmung. Er füttert sein Ego mit Affären. „Another Girl“ist das musikalische Manifest seiner Untreue. Irgendwann erwischt Asher ihn im Bett mit einer anderen und geht.
Schmuckdiebstahl, Lügen und Nacktvideos
Linda Eastman ist es, die ihn aus dem Sumpf zieht. Er lernt die Fotografin 1967 kennen und ist sofort hingerissen: „Sie war anders. Sie war eine Frau, die anderen waren nur Mädchen.“Ihren Durchbruch hatte sie mit ungewöhnlich intimen Fotos ausgerechnet der Rolling Stones geschafft. Linda und Paul werden zum Traumpaar des Pop, gründen die Rockband The Wings. Sie leben auf einer schottischen Farm, die Tierschützerin bekehrt den Ex-Beatle zum Vegetarismus. Drei Kinder gehen aus der Ehe hervor, darunter die heutige Modedesignerin Stella (50). McCartney adoptiert zudem Lindas Tochter aus einer früheren Verbindung. 29 Jahre führen sie eine skandalfreie Ehe – bis Linda 1998 den dreijährigen Kampf gegen den Brustkrebs verliert. Es ist, als ob das Schicksal sich wiederholt. McCartney soll ein Jahr geweint haben.
Trost verspricht 1999 eine Begegnung auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung. Heather Mills (heute 54) ist zweifelsfrei ebenfalls eine willensstarke Frau. Als international gefragtes Model stellt sie sich vor, als Anti-Landminen-Aktivistin und Sportlerin – obwohl ihr nach einem Unfall ein Unterschenkel amputiert wurde. Die beiden heiraten 2002, bekommen eine Tochter. Die Presse stochert nur zu gerne in Mills’ wechselvoller Vergangenheit und wird schnell fündig: Nacktvideos, Schmuckdiebstahl und eine kreativ konstruierte Biografie voller Fantasie-Erfolge. 30 Millionen Euro erhält sie nach einem zermürbenden Rosenkrieg.
Finanzielle Absichten unterstellt seiner jetzigen Frau Nancy Shevell niemand. Die Amerikanerin, 17 Jahre jünger, ist Vizepräsidentin im Transportunternehmen ihrer Familie. Man kennt sich aus der High Society der Hamptons. 2007 verlieben sie sich, 2011 heiraten sie. Für „zehn wundervolle gemeinsame Jahre“bedankte McCartney sich im vergangenen Oktober bei ihr auf Instagram. Für ein Happy End ist es eben nie zu spät. „All you need is Love!“