Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Kliniken fordern Finanzausgleich gegen Inflation
Streit mit niedergelassenen Ärzten um Notfallversorgung
Corona und explodierende Energiekosten bringen Thüringer Kliniken in existenzbedrohende Schwierigkeiten. „Im Mai lag die Inflationsrate bei über sieben Prozent zum Vormonat. Unser Appell an den Bund: Schaffen sie einen kurzfristigen Inflationsausgleich“, sagte die Vorstandsvorsitzende der Landeskrankenhausgesellschaft Gundula Werner am Rande der Medizinischen Fortbildungstage in Erfurt.
Ein Thema des Weiterbildungskongress ist die altersgerechte Medizin für Heranwachsende wie Ältere. Zur Altersentwicklung verwies die Chefin der Landesärztekammer Ellen Lundershausen auf die bundesweit höchste Krankheitslast, etwa bei Herzkrankheiten und Diabetes. Gleichzeitig steige die Arbeitsbelastung bei Ärzten. „Massives Umsteuern der Politik ist notwendig, nicht nur für mehr Medizin-Studienplätze, sondern auch bei den Arbeitsbedingungen für Ärzte“, mahnte Lundershausen. Kritisiert wurden die Rückkehr zur Schulgeldpflicht in Gesundheitsberufen und die Teil-Impfpflicht.
Beraten wird in Erfurt auch über die Ambulantisierung. Operationen, die bisher in Kliniken durchgeführt werden, aber nicht zwingend einer stationären Aufnahme bedürfen, sollen so künftig ambulant erfolgen. KV-Chefin Annette Rommel forderte ein gemeinsames Umdenken, um Kosten zu sparen. Dagegen verwies Klinikvertreterin Werner auf komplexe Krankheitsbilder, die ein Klinikumfeld erforderten.
Gestritten wird auch um die ambulanten Notfallversorgung. Während Rommel die Portalpraxen an einigen Thüringer Kliniken als gutes Beispiel für sektorübergreifende Patientensteuerung lobte, pochte Werner, die auch Vizepräsidentin der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) ist, auf mehr Zuständigkeiten für Krankenhäuser.