Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Getrübtes Wir-Gefühl
Sammelbecken Selbitzplatz. Nach drei Jahren ließ das beschauliche Blankenstein mit seinen herzlichen Helfern wieder die Rennsteig-Bezwinger hochleben. Hunderte genossen bei Beat, Bier und Bratwurst das stolze Gefühl, den tropischen Temperaturen getrotzt und das ganz persönliche Ziel erreicht zu haben.
Ob Jung oder Alt, ob Leichtgewichte oder Schwerathleten, ob blutige Anfänger, ob ambitionierte Ultra-Runner: Die Mischung macht’s bei Deutschlands längstem Staffellauf – und sorgt nicht nur bei der zünftigen Schlussfeier für ein einzigartiges Gemeinschaftsgefühl.
Schade nur, dass den meisten Mannschaften diese Emotionen beim Zieleinlauf genommen wurden, weil die Teamkollegen noch fehlten. Wenn mehr als die Hälfte der Läufer bei zwei „Not-Starts“losgeschickt wird, während die Vorgänger noch auf der Strecke oder gar nicht gestartet waren, geht der Reiz eines Staffelrennens verloren. Dann läuft jeder nur für sich allein. Vom Chaos an den betreffenden Wechselstellen aufgrund fehlender Transponder und eines sich drängenden Pulks ganz abgesehen.
Der Startschuss für alle um fünf Uhr in Hörschel und der finale NotStart in Brennersgrün erst 20.30 Uhr hätte den Zeitplan um zwei Stunden spürbar entzerrt – und den Machern vom Rennsteiglaufverein viel Läufer-Frust erspart. Der bezog sich auch auf nicht vorhandene Getränkestationen auf einigen Etappen. Bei der samstäglichen Hitze ein gefährlicher Fauxpas. Nur die wenigsten Hobbystaffeln sind in der Lage, sich Radbegleitungen als Verpflegungshelfer zu organisieren.
Aller Anfang nach der CoronaZwangspause ist schwer. Nun liegt es an den Organisatoren, aus den Fehlern zu lernen. Um den StaffelCharakter zu wahren und das ohnehin sinkende Interesse zu stoppen.