Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Zuschauerrekord am Sachsenring
232.000 Fans feiern Motorrad-Asse beim WM-Lauf. Schrötter verpasst Podest als Vierter knapp
Marcel Schrötter beschreibt sich selbst als Menschen, der nur selten emotional wird. Am Sonntagnachmittag konnte der Motorrad-Rennfahrer aber nicht anders. Beim Blick auf die vollen Tribünen am Sachsenring und die vielen deutschen Fahnen „musste ich in der Auslaufrunde schon auf die Zähne beißen“, sagte der Moto2-Pilot.
Die Krönung blieb jedoch aus. Schrötter verpasste beim HeimGrand-Prix, den Augusto Fernandez gewann, das anvisierte Podest als Vierter nur um 0,115 Sekunden.
„So kurz nach dem Rennen bin ich enttäuscht“, sagte der 29-Jährige. „Ich hätte den vielen Fans gerne einen Grund gegeben, damit sie noch mehr zu feiern haben.“
Auch Stefan Bradl, der als Vertreter des verletzten Stammfahrers Marc Marquez im Einsatz war, war nicht der Auslöser für die Partystimmung auf den Rängen. Der HondaPilot wurde in der MotoGP mit großem Abstand Letzter und muss weiter auf die ersten Zähler in dieser Saison warten. Vor drei Jahren hatte Bradl beim bis dato letzten Start am Sachsenring noch Rang zehn belegt. „Für mich hat es Priorität durchzukommen“, sagte der Moto2-Weltmeister von 2011. Der 18. des Qualifyings kam durch und machte durch Ausfälle zwei Positionen gut, für einen WM-Punkt hätte er 15. werden müssen. Der Deutsche sah immerhin als einziger Honda-Fahrer die Zielflagge.
Gefeiert wurde von den 95.000 Fans am Sonntag allen voran Weltmeister Fabio Quartararo, der in der Königsklasse triumphierte. Der Franzose baute seine Gesamtführung
dank seines dritten Saisonsieges weiter aus.
Nach drei Tagen ging am Sonntagnachmittag das größte Einzelsport-Event Deutschlands zu Ende. Insgesamt waren 232.202 Zuschauer an der Strecke. Nach dem coronabedingten Ausfall 2020 und den Geisterrennen im Vorjahr wurde bei dieser Ausgabe ein neuer Besucherrekord aufgestellt – trotz der hohen Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke.
„Es lief alles friedlich und reibungslos ab“, sagte Lars Soutschka, der beim Veranstalter ADAC als Vorstand für den Vertrieb, die Kommunikation und den Motorsport zuständig ist. Auch die Vermarktungsgesellschaft Dorna soll sich lobend über die Arbeit der Organisatoren geäußert haben, sagte Soutschka.
Ein Podestplatz von Schrötter, der kurz nach dem Start auf dem zweiten Rang lag und sich in der Schlussphase als Dritter immer noch auf Kurs befand, wäre wohl das Highlight gewesen.
Denn auch das in unmittelbarer Nähe zur Rennstrecke beheimatete Prüstel-GP-Team konnte die Erwartungen in der Moto3-Klasse nicht erfüllen. Beim Sieg von Izan Guevara schied Carlos Tatay aus und Teamkollege Xavier Artigas holte drei Zähler.
Aber auch ohne einen echten Spitzenpiloten hierzulande ist für ADAC-Manager Soutschka klar: „Der Motorsport und Deutschland – das ist ein Zukunftsprodukt.“Und deswegen möchte auch Marcel Schrötter ein Heimrennen noch einmal erleben. Obwohl seine Vertragssituation für 2023 noch nicht geklärt ist, sagte er: „Ich möchte zurückkommen.“dpa