Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Was Menschen Menschen antun können
28 Personen erinnern vor der Gedenktafel am Eisenacher Theaterplatz an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR
„Dieses Jahr zeigt es sich wieder deutlich in unseren Vorstellungen, was Menschen Menschen antun können“, besinnt sich Pfarrer Stephan Köhler vom Stadtkirchenamt während des Gedenkens an die Opfer und die Gepeinigten des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 den derzeitigen Geschehnissen in Osteuropa. Am Gedenken am frühen Freitagabend, zu dem die Parteien der Stadt sowie die Kirchgemeinde eingeladen haben, versammeln sich 28 Personen vor der Gedenktafel am Eisenacher Theaterplatz. Stephan Köhler dankt allen, die heute vehement für demokratische und humanistische Werte streiten. Mit passenden Eigenkompositionen sowie einer Improvisation zum Kinderlied „Kleine weiße Friedenstaube“begleitet die Eisenacher Almuth Heinze die Gedenkstunde auf der Geige. „Dieser Tag darf nicht in Vergessenheit geraten – die damaligen Geschehnisse haben sich auch in der Biografie meines Vaters niedergeschlagen“, sagt die Musikerin am Rande. Weil Reinhard Thomser damals ein Abzeichen der Jungen Gemeinde am Revers sowie eine Bibel im Ranzen trug, vertrieben ihn die Staatsorgane vor dem Abitur von der Penne im damaligen KarlMarx-Stadt. Studium adé. „Die Leute hat damals bewegt, auf die Straße zu gehen, weil sie von der politischen Führung nicht verstanden wurden, weil es kaum wichtige Konsumgüter gab und wegen der Erhöhung der Arbeitsnormen“, sagt die SPD-Bundestagsabgeordnete Tina Rudolph. Die Repressionen als Antwort auf den Aufstand zeigten, wie sehr sich das SED-Regime bedroht fühlte. „Die legitime Form des Protests ist immer, sich zu artikulieren und nicht andere Länder anzugreifen“, betont die Sozialdemokratin.
CDU-Landtagsmitglied Raymond Walk lud zum nächsten Gedenken anlässlich des Beginns des Mauerbaus für Samstag, 13. August, 10.30 Uhr, an den Gedenkstein im Eisenacher Ortsteil Göringen.