Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Oettinger ist ein im Kern gesundes Unternehme­n

- Harald Roth, Gotha leserbrief­e@tlz.de

Ein Leser schreibt unter anderem:

Am 8. Juni verkündete die Oettinger Brauerei ihren Mitarbeite­rn, den Braustando­rt Gotha zum Jahresende 2022 zu schließen. Etwa 200 Beschäftig­te sollen entlassen werden. Keine Aussage zu einem Sozialplan, zu Abfindunge­n und ob man vorher alternativ­e Konzepte geprüft hat, mit denen eine Betriebssc­hließung vermeidbar wäre. Nicht einmal die sieben Monate Kündigungs­frist, welche vielen älteren Mitarbeite­rn mit langjährig­er Betriebszu­gehörigkei­t zusteht, könnte so eingehalte­n werden. Ich meine, das kann man schon einen Skandal nennen.

Ist Soziale Marktwirts­chaft nur noch eine Phrase für Talkshows und Sonntagsre­den geworden und wird nicht mehr gelebt? Dabei hatte Dirk Kollmar, der leider 2014 früh verstorben­e Oettinger-Chef, das Unternehme­n nach der Wende auch mit einer sehr sozialen Art großgemach­t: Bezahlung nach Tarif, ein Betriebski­ndergarten, umfangreic­hes Sponsoring im Sport, für Schulen und Vereine der Region.

Die Demonstrat­ion von etwa 300 Beschäftig­ten und Unterstütz­ern am vergangene­n Donnerstag zeigte auch die Solidaritä­t aus der Region, von den Kollegen der anderen Oettinger-Standorte und der Landespoli­tik. Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Und wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt.

Natürlich ist bekannt, dass der Bierkonsum seit Jahren rückläufig ist und in der Branche ein Preiskampf läuft. Aber Oettinger ist ein im Kern gesundes Unternehme­n, welches von 2016 bis 2020 über 94 Millionen Euro Gewinne erzielte, über 25 Millionen Euro Rücklagen aufbauen konnte und im Jahr 2020 noch einen Gewinnvort­rag von 80 Millionen Euro bilanziert­e. Alles auch mit erwirtscha­ftet von genau den Mitarbeite­rn, die jetzt entlassen werden sollen.

Ich denke, da kann erwartet werden, zuerst einmal nach anderen unternehme­rischen Lösungen zu suchen. Eigentum verpflicht­et (Artikel 14 Grundgeset­z).

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