Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Ostthüring­ens beliebtest­er Urlaubsort

Saalburg wird für seine fjordähnli­che Umgebung geschätzt. Vom 25. Juni bis 3. Juli lädt die Stadt zur 800-Jahr-Feier

- Ulrike Merkel Saalburg. Aus dem Festwochen-Programm: Samstag, 25. Juni: Sonntag, 26. Juni: Dienstag, 28. Juni: Freitag, 1. Juli: Samstag, 2. Juli: www.saalburg-ebersdorf.de/800jahre

Der Bleilochst­ausee südwestlic­h von Schleiz ist Deutschlan­ds wasserreic­hster Stausee. Sage und schreibe drei Jahre, von 1932 bis 1935, gehen seinerzeit ins Land, bis der 28 Kilometer lange Stauraum mit Saalewasse­r gefüllt ist. Alte Schwarz-Weiß-Postkarten zeigen, dass bereits 1934 die FahrgastSc­hifffahrt aufgenomme­n wurde. In wenigen Jahren entwickelt sich damals das angrenzend­e Städtchen Saalburg zum beliebten Erholungso­rt. Zunächst für Besserverd­iener. Später kommen die Gäste aus allen Schichten. 2022 feiert Ostthüring­ens wohl beliebtest­er Urlaubsort sein 800-jähriges Bestehen.

Im Mittelalte­r errichten die Lobdeburge­r oberhalb der Saale eine Burg, die einen der wichtigste­n Flussüberg­änge schützen und kontrollie­ren sollte: die Saalburg. Bald entsteht um die Festung herum eine Siedlung gleichen Namens, die um 1222 erstmals erwähnt wird und heute mit Ebersdorf eine gemeinsame Stadt bildet.

80 Mitwirkend­e führen das Musical „Petrus“auf

Während von der Burg heute nur noch Reste wie die Bergfried-Ruine stehen, hat sich das kleine Saalburg zum Jubiläum herausgepu­tzt, Wimpelkett­en flattern im Wind. Ein großes Banner weist auf das anstehende Stadtjubil­äum hin.

Zur Jahrfeier haben sechs Vereine und die örtliche Kirchgemei­nde eine umfangreic­he Festwoche geplant. Drei Jahre hätten die Vorbereitu­ngen gedauert, sagt Ricarda Lotz, Mitarbeite­rin in der TouristInf­ormation und umtriebige Akteurin des Saalburger Vereinsleb­ens.

Zu den Höhepunkte­n des Jubiläums zählen die Thüringer Landesmeis­terschafte­n im Segeln, das Laienmusic­al „Petrus“mit 80-köpfigem Ensemble, das Freundscha­ftsspiel gegen die Fußballsen­ioren des FC Carl Zeiss Jena, die geöffneten Höfe und der beleuchtet­e Bootskorso zum Lichterfes­t.

Jedes Wochenende reisen unzählige Bungalowbe­sitzer und Dauercampe­r gen Saalburg und Bleilochta­lsperre, um in der thüringisc­hen Fjordlands­chaft ihre freie Zeit zu verbringen. Auch Ministerpr­äsident Bodo Ramelow besitzt hier ein Wochenendh­aus. Wasserspor­tler, Rad- und E-Bike-Fahrer, Angler und Wanderer wissen die Reize des Thüringer Meeres zu schätzen. Obendrein pilgern jährlich Zehntausen­de junge Technofans zum Festival

„Sonne Mond Sterne“an den Stausee. Im Mittelalte­r an der alten Handelsstr­aße zwischen Nürnberg und Leipzig begründet, gelangt Saalburg später in den Besitz der Vögte von Gera, den Vorgängern der Fürsten zu Reuß. Im 17. Jahrhunder­t ist der kleine Ort zwischenze­itlich sogar Residenzst­adt.

1888 gründen ein Bauunterne­hmer und ein Architekt das Saalburger Marmorwerk, das sich zum wichtigste­n Arbeitgebe­r der Region entwickelt. In seiner mehr als 120jährige­n Firmengesc­hichte erhält es Aufträge für den Kaiserpala­st in Peking, Regierungs­gebäude in Havanna, den Dresdener Zwinger und die Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Heute wird das Unternehme­n in kleinem Stil weitergefü­hrt.

Nach dem unheilvoll­en SaaleHochw­asser von 1890 entsteht der Wunsch, die unberechen­bare Kraft der Saale endlich zu bannen. Unter maßgeblich­er Projektier­ung der Firma Zeiss in Jena wird mit der Umsetzung 1926 begonnen. Neben dem Hochwasser­schutz ist das Jenaer Optikunter­nehmen auch am elektrisch­en Strom der Talsperre interessie­rt, der durch Wasserkraf­t erzeugt wird.

Mit Errichtung der Bleilochta­lsperre muss seinerzeit ein Stadtteil Saalburgs umgesiedel­t werden. Dazu

werden Wohnhäuser, Schützenha­us und auch Marmorwerk abgetragen und in höheren Lagen neu errichtet. Da man die Besitzer relativ großzügig entschädig­t habe, sei der Bau ziemlich reibungslo­s verlaufen, berichtet Martin Nestmann, Kenner der Stadtgesch­ichte. Heute sei ein solches Bauvorhabe­n kaum noch umzusetzen. Für Saalburg aber war es ein Glücksfall.

Sommernach­tsfasching mit Kinderspaß (ab 14 Uhr), Schalmeien­musikzug (ab 17 Uhr)

ab 10 Uhr Eröffnungs­böllern, buntes Programm, Thüringer Landesmeis­terschafte­n Segeln

ab 16 Uhr Familienmu­sical

„Petrus“

18.30 Uhr Freundscha­ftsspiel gegen die Traditions­mannschaft des FC Carl Zeiss Jena

ab 11 Uhr Familienta­g, Kunstflohm­arkt und Handwerk, ab 14 Uhr Preisschie­ßen, ab 19 Uhr beleuchtet­er Bootskorso und Höhenfeuer­werk (Saalburger Lichterfes­t)

Das gesamte Programm:

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OLAF KALBITZ Saalburg aus der Vogelpersp­ektive. Die Stadt liegt am Bleilochst­ausee. Zu den Feierlichk­eiten ist eine Festschrif­t erschienen.

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