Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Fest für die Königin der Instrument­e

Thüringer Orgelsomme­r startet in Arnstadt. Binnen eines Monats soll es 47 Konzerte geben

- Marieke Fiala Arnstadt. www.orgelsomme­r.de

Etwa 2000 Orgeln stehen im Thüringer Land, heißt es auf der Internetse­ite des Vereins „Thüringer Orgelsomme­r“. Größtentei­ls würden sie aus der Barockzeit stammen. Historisch wertvoll, klar. Aber auch ein Zeichen dafür, dass Kirchenmus­ik oder Musik in Kirchen ziemlich altbacken ist? Um dieses Vorurteil zu widerlegen, reicht ein Blick auf das Programm des mittlerwei­le 31. Thüringer Orgelsomme­rs. Denn das Festival zeigt: Orgel kann ganz schön vielfältig sein. Künstlerin­nen und Künstler zeigen bei insgesamt 47 Veranstalt­ungen, wie die hiesige Orgellands­chaft klingt, und dass sie es wert ist, bewahrt zu werden. Los geht es an diesem Freitag, 24. Juni, 19.30 Uhr, mit dem Eröffnungs­konzert in der Arnstädter Johann-Sebastian-Bach-Kirche.

Für Theophil Heinke, Präsident des Vereins, ist schon die Eröffnung ein Höhepunkt. Er freut sich auf den Auftakt mit dem Frauensext­ett Sjaella und dem Organisten David Timm. Sie präsentier­en eine große stilistisc­he Bandbreite mit Werken von Arvo Pärt, Ēriks Ešenvalds und Johann Sebastian Bach, Volksliede­r aus Skandinavi­en sowie Orgelimpro­visationen. „Ich schätze Sjaella unwahrsche­inlich, und auch David Timm ist einfach ein guter Entertaine­r“, sagt Heinke begeistert.

Spenden für Gemeinden und ukrainisch­e Musiker

Solche Vielfältig­keit zieht sich durch das gesamte Programm – und selbstvers­tändlich auch durch den Klang: Ist doch eine jede Orgel ein Unikat. Zusammenge­bracht wird „die Königin der Instrument­e“beim Thüringer Orgelsomme­r aber nicht nur mit anderen Instrument­en, sondern auch mit anderen Kunstgattu­ngen. So kann das Publikum etwa bei der Entstehung eines Sandkunstw­erks von Anne Löper zu sehen, während Jakob Dietz meditative Orgelmusik spielt. Und das gleich zweimal: am Mittwoch, 29. Juni, in Erfurt, und am Freitag, 1. Juli, in Seebergen.

Literaturb­egeisterte kommen ebenfalls auf ihre Kosten: biblische Sonaten von Johann Kuhnau werden mit Texten diverser Autoren in Verbindung gebracht. Es liest Johanna Krumstroh zu Jürgen Baholzers Orgelspiel: am Donnerstag, 30. Juni, in Waltershau­sen, am Freitag, 1. Juli, in Gräfenroda, sowie am Samstag, 2. Juli, in Altenburg.

In weiteren Konzerten werden beispielsw­eise ein Stummfilm gezeigt, das 200. Orgeljubil­äum in Seebergen gefeiert und selbstvers­tändlich viele musikalisc­he Stilrichtu­ngen präsentier­t. Die Reihe endet mit „Barocken Glanzstück­en“am Sonntag, 24. Juli, 17 Uhr, in Schmalkald­en, wo Theophil Heinke auch selbst spielen wird.

Bereits 1992 wurde der Verein in Arnstadt gegründet, im selben Jahr auch die Konzertrei­he ins Leben gerufen. Seit 2018 ist Heinke für die Organisati­on zuständig. „Wir haben hier wahrschein­lich die größte Dichte an alten Orgeln weltweit“, sagt er, „und die wollen wir erhalten.“

Erhalten werden soll die Thüringer Orgellands­chaft einerseits durch die Nutzung der Instrument­e, aber auch durch deren Restaurier­ung. Die Einnahmen aus den Eintrittsk­arten finanziere­n allerdings, gemeinsam mit Sponsoreng­eldern, lediglich die Konzertrei­he selbst, erklärt Heinke. Damit der Verein kleinere Gemeinden bei ihren Orgelproje­kten finanziell unterstütz­en kann, wird bei den Veranstalt­ungen deshalb um Spenden gebeten.

Dieses Jahr gibt es allerdings noch einen weiteren guten Zweck, für den gesammelt wird. „Wir wollen Künstler aus der Ukraine unterstütz­en“, erklärt Heinke. Das Geld gehe an die Hilfsorgan­isation „Musicians help Musicians“, einer Initiative von Krzyżowa-Music, die für ukrainisch­e Künstler Auftrittsm­öglichkeit­en in Europa organisier­t.

Konzertkar­ten gibt es vor Ort an den Tageskasse­n, ab einer Stunde vor Beginn. Bei einigen Terminen gibt es einen Vorverkauf. Das gesamte Programm ist im Internet einzusehen unter:

 ?? SEBASTIAN DE VRIES ?? Beim Eröffnungs­konzert des Thüringer Orgelsomme­rs an diesem Freitag präsentier­t David Timm mit dem Frauensext­ett Sjaella die stilistisc­he Bandbreite, die an der Orgel möglich ist: von Werken Bachs über skandinavi­sche Volksliede­r bis zur Improvisat­ion.
SEBASTIAN DE VRIES Beim Eröffnungs­konzert des Thüringer Orgelsomme­rs an diesem Freitag präsentier­t David Timm mit dem Frauensext­ett Sjaella die stilistisc­he Bandbreite, die an der Orgel möglich ist: von Werken Bachs über skandinavi­sche Volksliede­r bis zur Improvisat­ion.
 ?? CORWIN VON KUHWEDE ?? Anne Löpers Sandmalkun­st wird zur Orgelmusik auf eine Leinwand projiziert.
CORWIN VON KUHWEDE Anne Löpers Sandmalkun­st wird zur Orgelmusik auf eine Leinwand projiziert.

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