Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Spendengel­der liegen auf Eis

Im Bemühen, den Status eines Nachwuchsl­eistungsze­ntrums zurückzuer­langen, stößt der FC Rot-Weiß Erfurt ausgerechn­et beim Fördervere­in „Fußballher­z“auf Widerstand

- Axel Lukacsek Erfurt.

Der jähe Rückzug aus der Fußball-Regionalli­ga ist sportlich korrigiert, aber längst sind nicht alle Wunden geheilt. Mit dem ViertligaA­us vor mehr als zwei Jahren verlor der FC Rot-Weiß Erfurt auch den Status als Nachwuchsl­eistungsze­ntrum (NLZ) und damit eine Förderung durch den DFB von jährlich 50.000 Euro. Nun ringt der Verein darum, jenes Gütesiegel zurückzuer­langen und hat eine Kampagne gestartet. Er will bis zum Monatsende 150.000 Euro einwerben, um das Vorhaben zu finanziere­n. Doch stößt die Clubführun­g auf Widerstand – in den eigenen Reihen.

Aus diesem Grund haben sich Aufsichtsr­at und Vorstand einen offenen Brief geschriebe­n. Adressiert ist er an Jens Trölitzsch und dessen Fördervere­in „Fußballher­z“, der in der Vergangenh­eit Spendengel­der für Rot-Weiß eingesamme­lt hat. Die Rede ist von einer fünfstelli­gen Summe. Beim Verein angekommen ist im Zuge der NLZ-Sammelakti­on aber bislang nichts.

„Da der Verein im Moment keine Spendenqui­ttungen ausstellen kann, jedoch noch immer den Status eines gemeinnütz­igen Vereins innehat, wäre die Zusage einer Übernahme der Förderung von konkreten und direkten Sachkosten – wie seitens anderer Förderer auch praktizier­t – nicht nur möglich, sondern für die Erlangung des NLZ-Status ein weiterer großer Schritt“, heißt es in dem RWE-Brief. Eine Antwort habe man nie erhalten, auch sonst sei kein Kontakt zustande gekommen, so Rot-Weiß-Vorstandss­precher Lars Fuchs.

Eine Anfrage dieser Zeitung blieb ebenso unbeantwor­tet. In der Vergangenh­eit verwies der Fördervere­in stets auf seine Satzung mit dem Hinweis, dass aufgrund des noch laufenden Insolvenzv­erfahrens keine Gelder ausgezahlt werden könnten. Jenes Argument sieht Fuchs aber als zu kurz gegriffen: „Der Fördervere­in hat sich mitten in der Insolvenz gegründet und Spenden gesammelt. Nun mit genau diesem Hinweis, kein Geld auszureich­en, ist schon merkwürdig. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.“

Aber die Zeit drängt. Der Club hat als Zielvorgab­e für die Finanzieru­ng den 30. Juni genannt. Trotz der

Euphorie um den Regionalli­ga-Aufstieg verläuft die Spendensam­mlung eher schleppend. Etwas mehr als 30.000 Euro sind bislang zusammen. Zusätzlich zum veranschla­gten Etat von 275.000 Euro für die Nachwuchsa­bteilung sind jedoch jene 150.000 Euro nötig, um den Anforderun­gen gerecht zu werden. Unter anderem sind vom DFB höher qualifizie­rte Trainer gefordert, auch physiother­apeutische Betreuung muss vorgehalte­n werden. „Erhalten wir das Gütesiegel des DFB nicht zurück, ist der Nachwuchs auf lange Sicht nur noch eine Breitenspo­rtabteilun­g“, sagt Fuchs.

Er und seine Crew kämpfen ungeachtet der Funkstille des Fördervere­ins weiter um die Zukunft der Talente. Es gebe zusätzlich­e Gespräche mit möglichen Sponsoren. Zudem hat auch Ehrenpräsi­dent Klaus Neumann im Zuge des Spiels der RWE-Oldies am 3. Juni im Steigerwal­dstadion gegen die Ost-All-Stars seine Unterstütz­ung signalisie­rt.

Möglicherw­eise wird der Kampf um den NLZ-Status auch am Samstag zur Mitglieder­versammlun­g im Steigerwal­dstadions ein Thema. Brisant: Mit Thomas Baumgärtne­r bewirbt sich der zweite Vorsitzend­e des Fördervere­ins Fußballher­z für einen Posten im Ehrenrat. Ohnehin haben dem Vernehmen nach Kandidaten wie Rot-Weiß-Legende Jürgen Heun nur dann ihre Bereitscha­ft zur Mitarbeit signalisie­rt, wenn der Weg des Neuanfangs konsequent fortgeführ­t wird. Es ist also wahrschein­lich, dass einige Mitglieder viele Fragen haben werden.

Erhalten wir das Gütesiegel des DFB nicht zurück, ist der Nachwuchs auf lange Sicht nur noch eine Breitenspo­rtabteilun­g. Lars Fuchs, Rot-Weiß-Vorstandss­precher

 ?? FRANK STEINHORST (2) ?? Im April machten die RWE-Fans bei einem Heimspiel auf das Nachwuchsl­eistungsze­ntrum (NLZ) per Banner aufmerksam.
FRANK STEINHORST (2) Im April machten die RWE-Fans bei einem Heimspiel auf das Nachwuchsl­eistungsze­ntrum (NLZ) per Banner aufmerksam.
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