Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Spendengelder liegen auf Eis
Im Bemühen, den Status eines Nachwuchsleistungszentrums zurückzuerlangen, stößt der FC Rot-Weiß Erfurt ausgerechnet beim Förderverein „Fußballherz“auf Widerstand
Der jähe Rückzug aus der Fußball-Regionalliga ist sportlich korrigiert, aber längst sind nicht alle Wunden geheilt. Mit dem ViertligaAus vor mehr als zwei Jahren verlor der FC Rot-Weiß Erfurt auch den Status als Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) und damit eine Förderung durch den DFB von jährlich 50.000 Euro. Nun ringt der Verein darum, jenes Gütesiegel zurückzuerlangen und hat eine Kampagne gestartet. Er will bis zum Monatsende 150.000 Euro einwerben, um das Vorhaben zu finanzieren. Doch stößt die Clubführung auf Widerstand – in den eigenen Reihen.
Aus diesem Grund haben sich Aufsichtsrat und Vorstand einen offenen Brief geschrieben. Adressiert ist er an Jens Trölitzsch und dessen Förderverein „Fußballherz“, der in der Vergangenheit Spendengelder für Rot-Weiß eingesammelt hat. Die Rede ist von einer fünfstelligen Summe. Beim Verein angekommen ist im Zuge der NLZ-Sammelaktion aber bislang nichts.
„Da der Verein im Moment keine Spendenquittungen ausstellen kann, jedoch noch immer den Status eines gemeinnützigen Vereins innehat, wäre die Zusage einer Übernahme der Förderung von konkreten und direkten Sachkosten – wie seitens anderer Förderer auch praktiziert – nicht nur möglich, sondern für die Erlangung des NLZ-Status ein weiterer großer Schritt“, heißt es in dem RWE-Brief. Eine Antwort habe man nie erhalten, auch sonst sei kein Kontakt zustande gekommen, so Rot-Weiß-Vorstandssprecher Lars Fuchs.
Eine Anfrage dieser Zeitung blieb ebenso unbeantwortet. In der Vergangenheit verwies der Förderverein stets auf seine Satzung mit dem Hinweis, dass aufgrund des noch laufenden Insolvenzverfahrens keine Gelder ausgezahlt werden könnten. Jenes Argument sieht Fuchs aber als zu kurz gegriffen: „Der Förderverein hat sich mitten in der Insolvenz gegründet und Spenden gesammelt. Nun mit genau diesem Hinweis, kein Geld auszureichen, ist schon merkwürdig. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.“
Aber die Zeit drängt. Der Club hat als Zielvorgabe für die Finanzierung den 30. Juni genannt. Trotz der
Euphorie um den Regionalliga-Aufstieg verläuft die Spendensammlung eher schleppend. Etwas mehr als 30.000 Euro sind bislang zusammen. Zusätzlich zum veranschlagten Etat von 275.000 Euro für die Nachwuchsabteilung sind jedoch jene 150.000 Euro nötig, um den Anforderungen gerecht zu werden. Unter anderem sind vom DFB höher qualifizierte Trainer gefordert, auch physiotherapeutische Betreuung muss vorgehalten werden. „Erhalten wir das Gütesiegel des DFB nicht zurück, ist der Nachwuchs auf lange Sicht nur noch eine Breitensportabteilung“, sagt Fuchs.
Er und seine Crew kämpfen ungeachtet der Funkstille des Fördervereins weiter um die Zukunft der Talente. Es gebe zusätzliche Gespräche mit möglichen Sponsoren. Zudem hat auch Ehrenpräsident Klaus Neumann im Zuge des Spiels der RWE-Oldies am 3. Juni im Steigerwaldstadion gegen die Ost-All-Stars seine Unterstützung signalisiert.
Möglicherweise wird der Kampf um den NLZ-Status auch am Samstag zur Mitgliederversammlung im Steigerwaldstadions ein Thema. Brisant: Mit Thomas Baumgärtner bewirbt sich der zweite Vorsitzende des Fördervereins Fußballherz für einen Posten im Ehrenrat. Ohnehin haben dem Vernehmen nach Kandidaten wie Rot-Weiß-Legende Jürgen Heun nur dann ihre Bereitschaft zur Mitarbeit signalisiert, wenn der Weg des Neuanfangs konsequent fortgeführt wird. Es ist also wahrscheinlich, dass einige Mitglieder viele Fragen haben werden.
Erhalten wir das Gütesiegel des DFB nicht zurück, ist der Nachwuchs auf lange Sicht nur noch eine Breitensportabteilung. Lars Fuchs, Rot-Weiß-Vorstandssprecher