Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Plötzlich Landesligist
Verbandsligen abgeschafft. Nur noch zwei Spielklassen im Thüringer Frauenhandball
Als die Handballerinnen der SG Schnellmannshausen im April nach dem 21:5-Kantersieg gegen die HSG Erbstromtal-Eisenach II den Verbandsliga-Staffelsieg bejubelten, war der Aufstieg kein Thema. Die Landesliga käme für die jüngsten Spielerinnen zu früh, begründete damals das Trainerduo Dominik Eichner/René Steyer den Verzicht.
Zwei Monate nach dem letzten Saisonspiel sind die SGS-Frauen nun doch in der Landesliga angekommen. Nicht etwa, weil sich die Meinung der Schnellmannshäuser geändert hat, sondern weil der Thüringer Handballverband (THV) die Verbandsligen abgeschafft hat.
Nach kontroverser Debatte bei der Vereinskonferenz, so informierte Spielleiter Martin Twes, habe sich der THV für die Wiedereinführung der Thüringenliga entschieden. Acht Mannschaften meldeten für die höchste Spielklasse des Freistaates. Zudem soll eine Volkssportliga der Frauen gebildet werden. „Sie soll die reinen Freizeitmannschaften aufnehmen. Diese Liga stellt einen vom Verband komplett abgetrennten Spielbetrieb dar, sodass hier eigene Regeln untereinansammen: der abgestimmt werden können“, erklärte Tews. Alle Mannschaften, die nicht Thüringenliga oder Volkssportliga spielen möchten, wurden in die Landesliga aufgenommen, die in der Saison 2022/23 aus drei Staffeln bestehen wird.
Die Schnellmannshäuser Verantwortlichen können mit der Reform gut leben. „Wir haben es sportlich geschafft und werden die Herausforderung Landesliga genauso angehen wie die vorige Saison. Mit der jungen Mannschaft wollen wir Erfahrungen
sammeln und schauen, was am Ende für eine Platzierung heraus springt“, erklärt Eichner.
Auch über die Staffeleinteilung könne er nicht meckern. „Die nächste Saison verspricht viele interessante und spannende Spiele. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Mario Lange und seinen Werrataler Mädels, aber persönlich freue ich mich auf die Spiele gegen Behringen und meinen alten Freund Frank Donndorf“, so Eichner. Die Staffel 3 setzte sich aus folgenden Teams zuHSV Sömmerda, SV Glückauf Bleicherode, HV 90 Artern, HSG Erbstromtal-Eisenach, HSG Werratal 05 II, SV T&C Behringen/Sonneborn und SG Schnellmannshausen. Erbstromtals zweite Vertretung rutschte in die Staffel 2 und hat einige weite Auswärtsfahrten vor sich, beispielsweise nach Sonneberg und Oppurg. Den offiziellen Spielbetrieb eingestellt haben die Frauenmannschaften von Eintracht Eisenach und vom HV Merkers.
Der Abwärtstrend hält somit weiter an. In den Jahren vor Corona hatten allein im Wartburgkreis Vereine wie der SV Wartburgstadt, FC Barchfeld und nicht zuletzt der mehrfache Thüringenmeister TSG Ruhla das Kapitel Frauenhandball beendet. Ob diese Entwicklung mit nur noch zwei Spielklassen gestoppt wird, bleibt abzuwarten. Eichner hofft, dass der Verband „ein tragfähiges Konzept für die Zukunft“entwickelt. Wenn nicht, sei zu befürchten, dass auch bei anderen Vereinen die Lichter ausgehen. Mit seinem Team blickt er indes optimistisch nach vorne. Eichner: „Wir freuen uns alle auf die nächste Saison, in der wir versuchen werden, gegen die Staffelfavoriten den einen oder anderen Punkt zu sammeln.“