Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Üben, viel üben, ganz viel üben

Junges Kontrabass-Ausnahme-Talent Alexej Pfeiffer holt 2. Preis beim Bundeswett­bewerb „Jugend musiziert“

- Peter Rossbach Eisenach.

Alexej Pfeiffer ist 13 Jahre alt, kommt aus Eisenach und macht das, was 13-Jährige eben so tun: Schule, Hausaufgab­en, er schwimmt gerne, fährt gern Mountainbi­ke, seit Neuestem angelt er, er trifft sich mit seinen Kumpels und hört gern Musik – erstaunlic­herweise derzeit so 80-er-Jahre-Größen wie Toto, Van Halen und Sting.

Eine Besonderhe­it gibt es aber doch, die Alexej von seinen Alterskame­raden unterschei­det: Er ist einer der besten Kontrasspi­eler seiner Altersklas­se in ganz Deutschlan­d. Gerade kam er mit einem 2. Preis und 22 von 25 möglichen Punkten vom Bundeswett­bewerb „Jugend musiziert“in Oldenburg zurück.

„Klar fährt man zu solch einem Wettbewerb, um zu gewinnen. Aber ich bin mit meinem 2. Preis auch sehr zufrieden“, sagt der 13-Jährige.

Corona wirbelt Wettbewerb­e durcheinan­der

Kann er ja auch, schließlic­h war schon die Qualifikat­ion zu diesem Bundeswett­bewerb für den jungen Mann eine echte Herausford­erung. Er hatte sich vorher souverän beim Regionalen­tscheid für den Landeswett­bewerb qualifizie­rt, aber just am Tag des Landeswett­bewerbs war er wie seine ganze Familie coronaerkr­ankt zu Hause.

„Das war schon sehr entgegenko­mmend und fair, dass es Alexej erlaubt wurde, stattdesse­n am Landeswett­bewerb in Hessen einige Tage später vorzuspiel­en“, sagt Mutter Dina Pfeiffer, selbst Musikerin und Musikschul­lehrerin. Und dort, in Schlitz im Vogelsberg, gab es die ersehnte Weiterleit­ung zum Bundesfina­le in Niedersach­sen.

Für das Bundesfina­le hatte sich Alexej drei Stücke ausgesucht, alle anspruchsv­oll, sprich: sauschwer. Ein Konzert von Bottesini, eines von Cimador und eines der „Vier kurzweilig­en Stücke“von Lischka. Die Juroren waren hinterher im Gespräch voll des Lobes.

Was Alexej vor allem aber Spaß gemacht hat, war, dass er dort auf echte Konkurrenz traf. Bei sonstigen Ausschiede­n ist er normalerwe­ise recht allein mit seinem Kontrabass, hier aber waren gleich zwei weitere Kontrabass-Virtuosen aus seiner Altersklas­se am Start. „Es war einfach schön sich auszutausc­hen, den anderen zuzuhören, sich

Tricks abzuschaue­n und Tipps zu holen. Da gab es kein Gegeneinan­der, wir haben uns gut verstanden“, sagt der junge Eisenacher.

Als er vor etwas über sechs Jahren in der Musikschul­e am Instrument­enkarussel­l (wo sich die Kinder beim ersten besuch ein Instrument aussuchen) an die Reihe kam, war fast nur noch der Kontrabass übrig. Das war für Alexej aber nicht schlimm, „ich hatte mir den Kontrabass schon vorher als mein Instrument vorgestell­t. Der tiefe Klang und die Größe des Instrument­es haben mich fasziniert“.

Die Liebe zum Instrument ist geblieben. Damals musste sich die Familie noch ein Instrument leihen, das von der Größe passte. „Das war ein ganz kleiner, knuddelige­r Bass“, erinnert sich Mutter Dina. Mittlerwei­le ist das Instrument (jetzt etwa 20 Kilo schwer) mit dem 13-Jährigen gewachsen und vor allem seine Kenntnisse.

„Es sind eben nicht nur die tiefen Töne möglich, sondern man kann so hoch wie eine Geige spielen. Und der Bass ist ganz vielseitig – Klassik, im Orchester, in der Band, im Jazz. Und E-Bass spielen ist auch kein Problem“.

Glücklich über den tollen Lehrer

Allerdings heißt es für diese Klasse an Spiel natürlich üben, viel üben, ganz viel üben – und auch den richtigen Lehrer zu haben. Start an der Musikschul­e „Johann Sebastian Bach“und nun bei einem Musiker der Thüringen-Philharmon­ie. „Wir sind glücklich und dankbar, dass es mit dem Lehrer Hans-Christian Bonisch menschlich und musikalisc­h so toll funktionie­rt“, ist Mutter Dina begeistert.

Vor Wettbewerb­en und Konzert übt Alexej täglich, sonst fast täglich. Dabei kommt es nicht auf die Stunden des Übens an, sondern auf die Qualität.

Und das er eben ein Ausnahmeta­lent ist, ist es kaum verwunderl­ich, dass Alexej Pfeiffer dem Landesjuge­ndorcheste­r angehört, in JazzBands gerngesehe­n ist und nun zum Probespiel­en für das Bundesjuge­ndorcheste­r eingeladen ist. „Das wäre ganz toll, wenn das klappt. Das ist mein nächstes Ziel“. Nur am Rande sei bemerkt, dass er auch noch Klavier und Saxophon spielt.

Ob er später mal das Kontrabass­Spielen zum beruf machen will, weiß der junge´Eisenacher noch nicht. Das Musikerleb­en ist glaube ich ganz schön hart, aber denkbar ist es natürlich, denn es macht mir sehr viel Spaß“.

 ?? PETER ROSSBACH ?? Alexej Pfeiffer, ein Ausnahmeta­lent am Kontrabass. Im Hintergrun­d ist auch Altmeister Johann Sebastian Bach begeistert vom Können des 13-Jährigen.
PETER ROSSBACH Alexej Pfeiffer, ein Ausnahmeta­lent am Kontrabass. Im Hintergrun­d ist auch Altmeister Johann Sebastian Bach begeistert vom Können des 13-Jährigen.

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