Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Haben Sie heute schon gebetet?
wenn sie in einer bedrängenden Situation sind. Auch wenn das Gebet nicht zu ihrem normalen Alltag gehört.
Doch davon schreibe ich hier nicht. Es ist ein Gebet, das den meisten Menschen leicht über die Lippen geht. Nämlich dann, wenn etwas gelungen oder gut ausgegangen ist. Dann sagen sie „gottseidank“. Sie auch? Genau genommen muss man dieses zur Floskel gewordene Gebet so schreiben: Gott sei Dank!
Dann wird es deutlicher, dass es sich hier in Wahrheit um ein Gebet handelt. Denn ein Gebet ist nichts anderes als ein Gespräch zwischen (einem) Menschen und Gott. In diesem Fall dankt der Mensch Gott. Und das ist doch etwas Schönes!
Nur ist es, so vermute ich, meist gar nicht wirklich so gemeint. Deshalb bitte ich Sie einmal nachzudenken, ob Sie dieses Gebet in Ihrem alltäglichen Sprachgebrauch benutzen.
Und wenn Sie es benutzen, meinen Sie es dann so? Danken Sie tatsächlich Gott, wenn Sie sagen „gottseidank“? Das wäre gut, denn Dankbarkeit verändert die Blickrichtung im Leben, und sie stärkt das Vertrauen in Gott.
Lukas berichtet in seinem Evangelium von zehn aussätzigen Männern, die von Jesus geheilt wurden.
Doch nur einer dankte ihm dafür. Aber dieser eine hatte gespürt, dass Gott in diesem Jesus Christus in sein Leben gekommen war und alles verändert hatte.
Und so kann er nicht anders, als Jesus zu danken. Im Gegensatz zu den neun anderen Geheilten geht er verändert seinen Weg. Seine Dankbarkeit macht den Blick frei auf Gott, von dem er sich in allen Lebenssituationen getragen weiß – das hatte er erfahren. Wenn sie einmal in Ihren Lebensalltag schauen, wie oft und bei welchen Gelegenheiten sagen Sie „gottseidank“?
Halten Sie doch beim nächsten Mal inne und überlegen kurz: Jetzt habe ich gerade Gott gedankt. Vielleicht erfahren Sie dabei, wie sich ihr Blick gleichsam wie ein Adler über die Niederungen des Alltags, das Auf und Ab ihres Lebensweges erhebt und die Sicht frei wird auf das stetige und gnädige Handeln Gottes in ihrem Leben, auch durch dunkle Täler hindurch.
Unser Dank wird uns helfen, zuversichtlich und getrost in die Zukunft zu gehen, dass wir für immer in Gottes Hand geborgen sind.
„Gott sei Dank!“
Gerhard Reuther ist als Pfarrer in der Evangelisch-Lutherischen Pfarrgemeinde Ruhla tätig.