Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Voigt überrascht mit Silber – Röhlers Karriereende naht
Thüringens Speerwurf-Olympiasieger als Fünfter weit von 80 Metern entfernt. Nach der EM in München könnte für den Jenaer Schluss sein
„Der Staffelstab ist übergeben“, sagte Speerwerfer Thomas Röhler nach Überraschungssilber für den Jenaer Trainingsgefährten Maurice Voigt. Ein Satz, der andeutete, dass Röhlers Karriereende naht. Bei den deutschen Meisterschaften stellte sich der Olympiasieger von 2016 trotz Formkrise der Konkurrenz, wurde aber mit schwachen 71,78 m nur Fünfter.
„Respekt, dass er sich hier durchgebissen hat“, sagte Tom Meier, der mit 70,14 m Achter wurde. Der Sohn von Ex-Weltrekordlerin Petra Felke trainiert in Offenburg bei Weltmeister Johannes Vetter, der wegen Verletzung passen musste. „Mit ihm komme ich besser klar als in Jena“, so der Medizinstudent, der noch mal die 80 Meter werfen will.
Das hat Maurice Voigt schon geschafft. In Berlin reichten dem gebürtigen Hallenser 77,35 m zu Silber. Gleich im ersten Versuch war Voigt seine Tagesbestweite geglückt. „Natürlich hätte ich gern hier die 80 Meter von Halle bestätigt. Doch bei so einem Großereignis muss man auch 77 Meter erst einmal werfen“, sagte ein strahlender Voigt, dem nun die Türen in die deutsche Spitze offenstehen. Den Titel hatte sich wie erwartet der deutsche Jahresbeste Julian Weber aus Mainz mit starken 86,61 m geholt.
Während die Top-3 ihre Medaille und eine Tüte mit Duschgel bei der Siegerehrung erhielten, erklärte Röhler in den Katakomben des Olympiastadions, in dem er 2018 mit 89,47 m noch Europameister geworden war, seinen Zustand. „Es lag an meiner Risikobereitschaft. Bei mir funktioniert es nur mit Schnelligkeit. Mein Körper kann im Moment die Technik nicht umsetzen“, begründete er.
„Das Risiko ist für mich bei der EM in München eingeplant. Momentan steht die Gesundheit aber ganz oben“, sagte der 30-Jährige, der Olympia 2021 wegen Rückenschmerzen verpasste. Röhler wird nun in Jena weiter innerhalb seiner
Möglichkeiten an der Form arbeiten, um in München fit zu sein.
Konkurrenzfähige Würfe deutlich über 80 Meter sind derzeit für ihn weit entfernt. „Mental musst du an manchen Abenden stark sein. Doch ich liebe das Speerwerfen – nur der Speer fliegt nicht mehr so weit“, bekannte Röhler.
Trainer Harro Schwuchow sagte: „Speerwerfen ist eben nicht gesund. Auf der weichen Wiese fliegt Thomas’ Speer, aber so wie es auf den harten Stadionboden geht, hat er Schmerzen nach den Anläufen.“
Es sieht danach aus, als ob sich Röhler bei der Heim-EM verabschieden wird. Als Titelverteidiger hat er in München den Start sicher.