Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
„Enthusiasmus und Herzblut“
Reike Meyer, wiedergewählter Rot-Weiß-Aufsichtsrat, über geleistete Arbeit und künftige Aufgaben
Auf der Mitgliederversammlung des FC Rot-Weiß Erfurt wurden der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Reike Meyer sowie Steffen Böhm mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt. Der ausgeschiedene Jochen Hofmann zeichnet künftig als Ehrenrat verantwortlich. Neu im Kontrollgremium des Vereins sind Falk Bachhuber, Silvio Fiebig und Thomas Fiedler. Wir sprachen mit dem Erfurter Rechtsanwalt, Reike Meyer, über die Aufbauarbeit der vergangenen Monate und die bevorstehenden Aufgaben.
Nach der Wiederwahl steht Ihre zweite Amtszeit im Aufsichtsrat bevor. Welches sind die drängendsten Aufgaben in den nächsten Monaten?
Das ist nach wie vor der tägliche Kampf um die Beendigung des Insolvenzverfahrens mit der Freigabe des Vereins. Und wir wollen alles dafür tun, um den Status als zertifiziertes Nachwuchsleistungszentrum zurückzuerlangen. Bis zum 30. Juni müssen wir 150.000 Euro zusammenbekommen, um die Forderungen des DFB zu erfüllen.
Gibt es neue Signale vom Insolvenzverwalter Volker Reinhardt?
Der Insolvenzverwalter hat uns gegenüber geäußert, dass er in den nächsten Tagen den Insolvenzplan beim Gericht vorlegen will.
Statt aus bislang drei besteht der Aufsichtsrat jetzt aus fünf Personen. Was versprechen Sie sich als Vorsitzender von dem größeren Gremium?
Wer den Vorsitz übernimmt, werden wir auf einer konstituierenden Sitzung in den nächsten zwei Wochen festlegen. Ich verspreche mir von der Aufstockung eine stärkere Entlastung – auch des Vorstandes. Ich gehe davon aus, dass wir uns wie bisher proaktiv in dessen Arbeit einbringen und die Aufgaben auf mehreren Schultern verteilen werden.
Worin bestehen die Hauptaufgaben? Um die Profis kümmert sich ja bekanntermaßen die GmbH.
Der e.V. besteht aus den vom Insolvenzbeschlag freigegebenen drei Säulen: der Nachwuchsabteilung, der Geschäftsstelle und der Mitgliederverwaltung. Darum muss sich operativ der Vorstand kümmern; wir als Aufsichtsrat haben in erster Linie eine beaufsichtigende Funktion. Wobei man sagen muss, dass fünf ehrenamtliche Vorstandsmitglieder allein nicht ausreichen, um einen Verein mit 1500 Mitgliedern, 130 Kindern und Jugendlichen sowie einem recht großen Trainerund Betreuerstab am Laufen zu halten. Da sind wir Aufsichtsräte weiterhin auch regelmäßig gefragt.
Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit des seit September 2020 agierenden Vorstandes?
Man muss es so klar und deutlich formulieren: Ohne den Einsatz dieser fünf Personen würde es den FC Rot-Weiß nicht mehr geben. Wir reden von einer Viertelmillion Euro, die jährlich akquiriert werden muss. Und dies trotz der Widrigkeit, keine Spendenquittungen ausstellen zu können. Da gehört schon eine Menge Enthusiasmus und Herzblut dazu. Deshalb: meine Hochachtung!
Wird der alte auch der neue Rot-WeißVorstand sein?
Auch diese Entscheidung wird in der ersten Aufsichtsratssitzung fallen. Dieser kann und möchte ich nicht vorgreifen.
Bei der Mitgliederversammlung drehte sich eine hitzige Diskussion um Spendengelder, die vom Förderverein „Fußballherz“nicht an den Rot-Weiß-Nachwuchs weitergereicht werden. Worin liegt das Problem?
Ganz ehrlich, da bin ich überfragt. Wir haben immer transparent erklärt, was wir mit dem Geld erreichen wollen. Warum es von Seiten des Fördervereins immer noch Vorbehalte gibt, uns in dem Bemühen um das NLZ zu unterstützen, kann nur der Förderverein beantworten.
Aber es soll laut deren Vorsitzenden Jens Trölitzsch ein Gespräch mit Ihnen gegeben haben?
Das stimmt. Das hat vergangenen Donnerstag stattgefunden. Und darin wurde der 8. Juli als neuralgisches Datum genannt, an dem die Mitgliederversammlung des Fördervereins eine Entscheidung treffen will. Jetzt liegt der Ball beim Förderverein; und ich gehe fest davon aus, dass er ihn aufnehmen und entsprechend agieren wird.
Die Frist bis zum 30. Juni kann damit allerdings nicht eingehalten werden. Hat sich damit der NLZ-Status vorerst erledigt?
Das Ziel ist auf alle Fälle stark gefährdet. Ich hoffe, dass es noch vor dem 30. Juni ein Signal von Seiten des Fördervereins gibt, die von den Fans für den Nachwuchs gespendeten Gelder weiterzureichen.
Fotos von der Mitgliederversammlung: