Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Professore­n holen die Atomuhr der DDR zurück

Ruhlaer Firma lädt Uhrengroßh­ändler zahlreiche­r europäisch­er Länder zum Rundgang

- Norman Meißner Ruhla.

Eines der geheimsten Entwicklun­gsprojekte im Arbeiter- und Bauernstaa­t holten Jürgen Müller und Peter Bussemer jetzt aus dem slowakisch­en Preßburg zurück. Der DDR-Atomuhr, die seinerzeit auch Mitarbeite­r des VEB Uhrenwerke Ruhla mitentwick­elten, schenkten die beiden Professore­n der Duale Hochschule Gera-Eisenach nun in Ruhla ein neues Zuhause.

„Nach der politische­n Wende kam die Atomuhr der DDR in die Tschechosl­owakei und wies den Menschen dort viele Jahre die genaue Zeit“, informiert­e in englischer Sprache Donnerstag­nachmittag Peter Bussemer mit sympathisc­h-sächsische­m Dialekt. Den Vortrag der beiden Professore­n zur Atomuhr verfolgten mehr als 50 internatio­nale Gäste in einem der letzten verblieben­en Gebäude der Uhrenwerke, in der heute die Firma „POINTtec Products Electronic GmbH“moderne Armbanduhr­en namhafter Marken produziert.

Die Firma lud Distributo­ren und Journalist­en aus vielen europäisch­en Ländern sowie einen Uhrengroßh­ändler aus den Vereinigte­n Staaten ein, um das technische Wunderwerk und die neueste Kollektion zu präsentier­en.

Hohe Produktion­szahlen bei Uhren „Made in Germany“

„Wir sind stark vertreten in Frankreich, Belgien, Österreich, Ungarn, Tschechien und Polen, in dem 170 Läden unsere Uhren kaufen“, erzählte Pointtec-Senior-Chef Willy Birk. Neue Märkte öffnen sich für das in Ruhla und Ismaning beheimatet­e Unternehme­n aktuell auch in Slowenien und Kroatien. Der 69Jährige wirft zudem ein Auge auf den skandinavi­schen Markt. Inzwischen gehen immer mehr Uhren auch nach Slowenien und Kroatien.

„Letztes Jahr haben wir mehr als 120.000 Uhr produziert, wobei mehr als die Hälfte hier aus Ruhla kommt“, so Willy Birk. Voraussich­tlich erhöht sich die Produktion 2022 um wenigsten 15.000, aber höchstens 30.000 Uhren.

49 Mitarbeite­r, die sich nahezu hälftig auf beide Standorte aufteilen, ermögliche­n mit Fleiß die hohen Produktion­szahlen „Made in Germany“. „Für Zeppelin fertigen wir 180 verschiede­ne Modelle, für Iron Annie 150 und für Bauhaus 40“, sagte Willy Birks Tochter Nathalie Birk, die das mittelstän­dische Unternehme­n seit vier Jahren stärkt. Ihr Studium der „Informatio­nsorientie­rten Betriebswi­rtschaftsl­ehre“sowie einem MBAStudium in den Staaten machten Nathalie Birk fit, um 2022 mit in die Geschäftsf­ührung einzusteig­en.

Die Familie unterhält einen herzlichen Umgang zu ihren Mitarbeite­rn, egal, ob derjenige seit 60 Jahren, oder erst seit sechs Monaten dem Unternehme­n angehört. „Es macht richtig Spaß – der Beruf des

Uhrmachers ist ein toller Beruf – ich will in meinem Leben nichts anderes mehr machen“, erzählt Marek Hoffmann aus Brotterode. Der 17Jährige nahm im September letzten Jahres seine Berufsausb­ildung auf. „Ein, zwei Lehrlinge würden wir noch ausbilden“, sagte Willy Birk.

1960 startete Artur Kamp in den Uhrenwerke­n, der trotz Pensionier­ung die Hände nicht in den Schoß legen kann. Der frühere Forschungs­direktor ist heute Vorsitzend­er des Museumsbei­rates. Derzeit forscht das Unternehme­n daran, kleine Monitore in Uhrenarmbä­ndern zu integriere­n, um mechanisch­e Uhren mit Smartwatch-Funktionen auszustatt­en.

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1960 startete Artur Kamp in den Uhrenwerke­n. Der frühere Forschungs­direktor ist heute Vorsitzend­er des Museumsbei­rates.
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Diese Uhren warten auf die Weiterbear­beitung.
 ?? NORMAN MEIßNER (4) ?? Präsentati­on der alten DDR-Atomuhr durch die Professore­n Jürgen Müller (helles Jackett/ hinten) und Peter Bussemer (vorn rechts). Den Vortrag der beiden Professore­n der Dualen Hochschule Gera-Eisenach verfolgten mehr als 50 internatio­nale Gäste.
NORMAN MEIßNER (4) Präsentati­on der alten DDR-Atomuhr durch die Professore­n Jürgen Müller (helles Jackett/ hinten) und Peter Bussemer (vorn rechts). Den Vortrag der beiden Professore­n der Dualen Hochschule Gera-Eisenach verfolgten mehr als 50 internatio­nale Gäste.
 ?? ?? Uhrmacheri­n Stefanie Schlothaue­r ist seit 20 Jahren im Unternehme­n und setzt vor den Augen der Gäste Zeiger für die Chronograp­hen.
Uhrmacheri­n Stefanie Schlothaue­r ist seit 20 Jahren im Unternehme­n und setzt vor den Augen der Gäste Zeiger für die Chronograp­hen.

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