Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Ankerpunkte mit Kultur-Routen verknüpfen
2. Kulturforum des Wartburgkreises mit 75 kulturinteressierte Personen im alten Elektrizitätswerk Eisenach
„Trotz Krieg, Energie-, Finanzund Corona-Krise ist es heute dringender denn je, eine Kulturkonferenz zu organisieren, denn Kultur verbindet die Menschen am leichtesten“, betont Landrat Reinhard Krebs Samstagvormittag zur Eröffnung vom 2. Kulturforum des Wartburgkreises in Eisenach. 75 kulturinteressierte Personen folgen der Einladung ins alte Elektrizitätswerk an der Uferstraße. „Ein spannender Ort, an dem viel Kultur stattfinden kann“, möchte Reinhard Krebs mit seinen Worten das Interesse des Eigentümers wecken.
Nachdem die erste Konferenz vergangenes Jahr im Gerstunger „Rautenkranz“stattfand, entscheiden sich die Verantwortlichen diesmal für Eisenach als Versammlungsort, weil die Wartburgstadt als Herz einer reichen Kultur weit in die Region strahle. Eisenach tue, so der Landrat, „unseren anderen Kulturorten gut, weil diese sich gegenseitig ergänzen“.
Die Konferenz unter dem Titel „Kulturbogen“möchte die Akteure der Wartburgregion weiter zusammenbringen, aber auch aufzeigen, welche Möglichkeiten und Kooperationen diesbezüglich bereits in der Wartburgregion bestehen. Ein Treffen des Kulturdachverbands führte Reinhard Krebs kürzlich vor Augen, welchen großen Vorsprung man hier bereits gegenüber anderen deutschen Regionen erreicht habe. Nicht zuletzt gehört der Erfolg auch den organisierten Kulturwerkstätten, die zahlreiche kreative und fördernde Köpfe fruchtbar zusammenführten.
Viel wird bereits getan seit Übernahme durch die Stiftung
Doris Fischer, die als Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten für vier Kulturschätze im Wartburgkreis verantwortlich ist, zeigt in ihrem Impulsvortrag „Wartburg – Wald – Wilhelmsthal“auf, welche Kraftanstrengungen für den Erhalt der Schlösser Altenstein und Wilhelmsthal sowie der Burgruinen Brandenburg und Liebenstein nötig sind.
Nachdem in Schloss Altenstein bereits im Inneren Instandsetzungsarbeiten erfolgten, soll mit Unterstützung des insgesamt 200 Millionen Euro schweren Sonderinvestitionsprogramms das Schloss komplett bis 2027 wieder originalgetreu hergestellt werden. Eine große Herausforderung stelle der Schlosspark aufgrund des Klimawandels dar. „Wir haben große Baumverluste – dem Thema müssen wir uns noch offensiver stellen“, räumt die Stiftungsdirektorin ein.
2009 gingen Schloss und Park Wilhelmsthal in die Verantwortung der Stiftung über. Seither gelang die Instandsetzung großer Parkbereiche mit Wegen im Nordosten, des Staudamms mit Brücke und Wasserkaskaden sowie Sicherungsarbeiten am Corps de Logis und am Marstall mit Uhrenturm.
Eine wichtige Aufgabe nächster Zeit betreffe die Infrastruktur. Das Neue Schloss müsse, so Doris Fischer, eine Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung erhalten, um zügig zu einer Nutzung des Telemannsaals zu gelangen.
Mit der Übernahme der Gebäude des einstigen Bildungskomplexes der Stiftung „Bildung & Handwerk“Paderborn erschließen sich neue Möglichkeiten. „Einige Gebäude
werden wir rückbauen müssen, um den Park im ursprünglichen Aussehen wieder herzustellen“, betont die Stiftungsdirektorin. Für den Schlosspark sei ein Audiowalk in Vorbereitung. Auch das Zeitzeugenprojekt zur Kinderheimnutzung in der DDR-Zeit unterstützt die Stiftung.
Mit dem Sonderinvestitionsprogramm gelangen bislang auch Sicherungsarbeiten
an den Ruinen bei Liebenstein und Lauchröden. Doris Fischer spricht sich dafür aus, die bedeutenden Kulturdenkmale als Ankerpunkte des „Kulturbogens“zu entwickeln und diese mit Kultur-Routen zu verknüpfen. „Schaffen wir eine umfassende Park- und Kulturlandschaft im westlichen Thüringer Wald vom Altenstein im Osten bis zur Wartburg im
Westen“, greift die Stiftungsdirektorin die Idee von Fürst Pückler auf.
Aldona Farrugia, Kulturmanagerin des Wartburgkreises, stellt Samstag den Entwurf des Kulturentwicklungskonzepts als Diskussionsgrundlage vor. Das Papier sieht unter anderem vor, mobile Angebote zu entwickeln, die Überarbeitung der Kultur-Förderkriterien sowie die Verbesserung des Marketings, um Angebote von Landestheater und Thüringen-Philharmonie besser in umliegende Orte zu tragen.
Dritte Kulturkonferenz des Kreises für Oktober 2023 geplant
Monica Ripamonti (Cembalo) und Hans-Christoph Fichtner (Barockvioline) von der Mitteldeutschen Barock Compagney erinnern zwischen den Vorträgen mit ihren ausgewählten Musikstücken an den vor 300 Jahren geborenen Johann Ernst Bach. „Er wird zu Unrecht vergessen – er hatte einen wesentlichen Einfluss auf die Musik der damaligen Zeit“, betont Hans-Christoph Fichtner.
Zur dritten Kulturkonferenz des Kreises lädt der Landrat bereits für den 21. Oktober 2023 ein.