Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Der Geiger setzt seine Füße ein
Jonian Ilias Kadesha überzeugt während der Thüringer Bachwochen in Eisenach. Der Violinist lässt sich von einem Tanzstück mitreißen
Eisenach hat einige Räume mit einem besonderen Flair, dazu gehört auch der Instrumentensaal des Bachhauses. Innerhalb der Thüringer Bachwochen bot er kürzlich den intimen Rahmen für einen Violin-Soloabend.
Schon eine Woche vorher war dort Anne Haasch mit ihrer Gitarre zu erleben. Diesmal bot der Geiger Jonian Ilias Kadesha ein Programm besonderer Art. Er verband Werke unserer Zeitgenossen György Kurtág, George Enescu, Helena Winkelmann und Alfred Schnittke mit den Komponisten der Barockzeit, Georg Philipp Telemann und natürEin lich Johann Sebastian Bach. Da die Werke meist ohne Absatz aneinander gereiht wurden, wurde vom Zuhörer eine hohe Aufmerksamkeit verlangt. Dieser musste die Personalstile kennen und konnte dank eines ihm in die Hand gegebenen Programms folgen.
Wechsel von Telemann zu Kurtág wird keine Schwierigkeiten bereitet haben. Der Übergang von Kurtág zur bekannten Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004 bereitete sicherlich auch keine Schwierigkeiten beim Erkennen. In der Programmfolge der Werke lag ein besonderer Reiz dieses Konzertes, Neues stand neben Altem.
Vielerorts auf dem Erdenrund ist Jonian Ilias Kadesha tätig. Hauptberuflich hat er eine Professur an der Hochschule der Künste in Bern inne.
Es gab Zeiten, da lehrte ein Professor nur eine Interpretationsart. Das ist von Jonian Ilias Kadesha nicht zu erwarten. In der Interpretation
der einzelnen Werke waren unterschiedliche Strichtechniken gefordert und wurden von ihm gemeistert.
Erklärung überbrückt Distanz zwischen Interpret und Zuhörer
Während bei Telemann die historisch orientierte Interpretation der Fantasie Nr. 1 B-Dur TWV 40:14 die entsprechende Aura verlieh, ging es bei Menetrier aus den Impressions d‘enfance op. 28 richtig zur Sache. Der Solist setzte bei diesem Tanz seine Füße ein. Seine südosteuropäischen Landsleute hätten mitgemacht, wir sitzen artig da.
Das Gerüst in der Programmfolge des Konzertes bildeten die Sätze aus
György Kurtágs „Signs, Games and Messages“. Jonian Ilias Kadesha legte zu Beginn des Konzertes seine Gedanken zu dieser Programmfolge dar. Das schafft Aufmerksamkeit beim Zuhörer und überbrückt eine Distanz zwischen Interpret und Rezipient.
Oftmals bereitet die Aufnahme in unserer heutigen Zeit geschaffener Kompositionen Schwierigkeiten. Der Interpret trug mit seinem Konzert einen wesentlichen Teil bei, diese Schwierigkeiten zu überwinden. Hoffentlich fehlte dem Konzertbesucher der Bachwochen nicht der Bach. Der Beifall zeigte aber, dass das Konzert gut aufgenommen worden ist.