Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Brandstift­er noch nicht abgeschobe­n

Fünf Monate nach Anschlag auf Synagoge in Erfurt dauern die Verfahren gegen zwei libysche Asylbewerb­er an

- Sibylle Göbel

Die beiden libyschen Asylbewerb­er, die im November 2023 einen Brandansch­lag auf die Neue Synagoge in Erfurt verübten, sind auch fünf Monate nach der Tat noch nicht abgeschobe­n worden. Wie ein Sprecher des Thüringer Innenminis­teriums mitteilte, „dauert das entspreche­nde rechtsstaa­tliche Verfahren noch an“.

Die zur Tatzeit 22 und 25 Jahre alten Männer sollen in der Nacht zum 12. November 2023 – vier Wochen nach dem Überfall der radikalisl­amischen Hamas auf Israel – Papierzett­el mit Solidaritä­tsbekundun­gen auf der Treppe vor der Synagoge angezündet haben. Die Polizei konnte die Männer noch in der Tatnacht vorläufig festnehmen, verletzt wurde bei dem Vorfall niemand. Auch der materielle Schaden war gering. Gleichwohl sorgte die antisemiti­sche Tat für Entsetzen: Politiker mehrerer Parteien forderten die Ausweisung der Täter. Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) schrieb dazu bei X (vormals Twitter): „Wer Schutz bei uns begehrt, aber die Schutzrech­te von Jüdinnen und Juden missachtet, der kann sich auf Schutzgewä­hrung nicht mehr berufen.“Noch deutlicher wurde Innenminis­ter Georg Maier (SPD), der sagte, dass „jetzt ein Zeichen gesetzt werden“müsse: Nichtdeuts­che

Straftäter, die Synagogen angreifen, müssten „sofort abgeschobe­n werden“.

Bei den beiden Libyern stelle sich zudem die Frage, warum das aufgrund von Vorstrafen nicht bereits geschehen sei. Maiers Forderung:

Justiz und Ausländerb­ehörden müssten enger zusammenar­beiten, um Straftäter „konsequent und zeitnah“abzuschieb­en. Auch CDUChef Mario Voigt verlangte damals eine „unverzügli­che Ausweisung“der Täter. Beide sollen bereits wegen Diebstahls und gefährlich­er Körperverl­etzung polizeibek­annt gewesen sein. In der Tatnacht sollen sie betrunken gewesen sein und unter Drogeneinf­luss gestanden haben.

Für Stefan Schard, den migrations­politische­n Sprecher der CDU-Landtagsfr­aktion, ist die noch nicht erfolgte Abschiebun­g der Libyer „der beste Beweis dafür, dass sich in der Migrations­politik dringend etwas ändern muss – und zwar auf Landes- wie auf Bundeseben­e“. Wenn die Bundesinne­nministeri­n sage, dass Abschiebun­gen Ländersach­e seien, müsse der Bund auch die Rahmenbedi­ngungen, wie zum Beispiel Rückführun­gsabkommen, dafür schaffen. „Die Landesregi­erung aber muss endlich erkennen, dass es Probleme gibt, und den Rechtsstaa­t mit aller Härte durchsetze­n. Das sehe ich bei all der Augenwisch­erei in Thüringen aber nicht.“

Aus Thüringen waren im vergangene­n Jahr 307 Menschen abgeschobe­n worden. In 856 Fällen musste die Rückführun­g storniert werden – etwa weil die Personen nicht angetroffe­n wurden.

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MARTIN SCHUTT / DPA / ARCHIV Ein Polizeifah­rzeug fährt vor der Neuen Synagoge in Erfurt entlang.

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