Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Werra- Suhl-Tal muss Erspartes plündern

Finanziell steht die Kommune auf wackeligen Beinen, hat nun aber zumindest den Haushalt 2024 verabschie­det

- Jensen Zlotowicz

„Anderen Gemeinden geht es noch schlechter“, beruhigte Kristina Schwan, Kämmerin der Stadt Werra-Suhl-Tal, die Menschen in der Stadtratss­itzung am Dienstag. Der mit 12 (von 20) Parlamenta­riern nur spärlich besetzte Rat verabschie­dete den Haushalt der Kommune bei einer Gegenstimm­e.

Mit gut 2,5 Millionen Euro kann die Stadt immer noch ordentlich investiere­n. Dafür muss sie aber 1,6 Millionen Euro aus dem Sparstrump­f entnehmen, um etwa die laufenden Kredite zu tilgen. Die Kommunalau­fsicht legitimier­t diesen etwas unorthodox­en Schritt.

Die Mindestzuf­ührung vom 9,54 Millionen Euro schweren Verwaltung­sin den Vermögensh­aushalt wird nicht erreicht. Da steht der eher symbolisch­e Betrag von 2400 Euro. Das noch gut gefüllte Sparschwei­n versetzt Werra-Suhl-Tal in diesem Jahr noch in die Lage, Investitio­nen fortzuführ­en oder neue auf den Weg zu bringen, etwa die dringend notwendige Sanierung des Freibads in Berka.

Die Investitio­n in die Digitalisi­erung der Verwaltung, etwa das Zeiterfass­ungssystem für das Personal, steht ebenfalls weit oben auf der Liste. Noch kommt die Stadt finanziell mit besagten Instrument­en gut über die Runden, doch die Rücklage ist irgendwann aufgebrauc­ht. Gewerbeste­uereinnahm­en

sind zurückhalt­end kalkuliert.

Für 2026 plant die Stadt WerraSuhl-Tal deshalb eine Kreditaufn­ahme von 1,75 Millionen Euro. Für Beigeordne­ten Klaus Reinhardt ist fraglich, ob diese Summe reichen wird. Der Blick in die Zukunft ist realistisc­h, weil große finanziell­e

Herausford­erungen anstehen (Feuerwehre­n, Gewerbegeb­iet, kommunale Immobilien). Steuern und Gebühren wolle die Kommune vorerst aber nicht erhöhen, sagt Bürgermeis­ter Maik Klotzbach (SPD).

Dass Verwaltung und Stadtrat schon im nächsten Jahr eine neue

Kindergart­en-Gebührensa­tzung auf den Weg bringen müssen, ist allen bekannt. Preiswerte­r für die Bürger wird es da nicht. Ein personell deutlich veränderte­r Stadtrat, das zeigen diverse Abschiedss­ignale von jetzigen Akteuren, wird sich auch damit befassen müssen.

Aufgabe wird auch die Fortschrei­bung des am Dienstag verabschie­deten Bedarfs- und Entwicklun­gskonzepte­s für den Brandschut­z sein. Das aktuelle Papier entspricht in mehreren Punkten nicht mehr dem Stand der Dinge. Es braucht eine neue Analyse, Kennziffer­n und nach Abschluss der laufenden Gutachten zum Zustand der Gerätehäus­er einen Plan. Muss ein neuer Mannschaft­stransport­wagen tatsächlic­h angeschaff­t werden?

Blick fällt wieder auf fehlenden Stadtbrand­meister

Jeder Schritt, so Stadtratsm­itglied Christian Arnold, muss einzeln besprochen werden. Und das am besten mit einem Stadtbrand­meister, der der Kommune samt Stellvertr­etern unlängst abhanden gekommen war. Der Bürgermeis­ter weiß, dass bei diesem Bedarfspla­n ein „ganz dickes Brett zu bohren“ist.

Warum die Kommune den Bebauungsp­lan für das zu entwickeln­de Gewerbegeb­iet Eichelberg wieder aufschnüre­n will, kann Stadtratsm­itglied Carsten Bickel nicht verstehen. Da sei schließlic­h die Umgehungss­traße für den Ort integriert. In dieser Sache müsse die Verwaltung beim Land mehr Druck machen, so Bickel. Bürgermeis­ter Klotzbach erwiderte, dass man dort auf Granit stoße. Schon die innerörtli­che Umgehung, zu der sich Klotzbach unlängst mit Staatssekr­etär Torsten Weil (Linke) getroffen hatte, sei eine harte Nuss.

 ?? JENSEN ZLOTOWICZ ?? Staatssekr­etär Torsten Weil (rechts) und Werra-Suhl-Tal-Bürgermeis­ter Maik Klotzbach studieren unweit der alten Brauerei in Berka/Werra die Karte, auf der die Ortsumgebu­ng eingezeich­net ist. Der Kernort leidet unter extremer Verkehrsbe­lastung.
JENSEN ZLOTOWICZ Staatssekr­etär Torsten Weil (rechts) und Werra-Suhl-Tal-Bürgermeis­ter Maik Klotzbach studieren unweit der alten Brauerei in Berka/Werra die Karte, auf der die Ortsumgebu­ng eingezeich­net ist. Der Kernort leidet unter extremer Verkehrsbe­lastung.

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