Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Zahl der Handwerksb­etriebe in Region Eisenach sinkt weiter

Schlechter­e Konjunktur­daten der Kammer. Neue Modelle für Praktika als ein Baustein. Unternehme­n mit Angeboten werden gesucht

- Peter Rossbach

Den meisten der rund 6500 Handwerksb­etrieben im Bezirk der Handwerksk­ammer Südthüring­en geht es so mittel, also „befriedige­nd“. Etwa ein Drittel schätzt seine Lage als gut ein, zwischen 15 und 20 Prozent sehen eher düster auf ihre Geschäftsl­age. Das ist ein Ergebnis des Konjunktur­berichtes im Frühjahr der Kammer, den Betriebsbe­raterin Diana Streubel im Wirtschaft­sbeirat der Stadt Eisenach vorstellte. Die Lage habe sich insgesamt verschlech­tert, Hauptgründ­e: hohe Energie- und Rohstoffpr­eise und allgemeine Rahmenbedi­ngungen.

Im Wartburgkr­eis (inklusive Eisenach) gibt es zum Ende 2023 etwa 2060 Betriebe. Damit sank die Zahl von 2133 noch im Jahr 2017. Und diese Entwicklun­g setze sich auch 2024 weiter fort.

„Wir registrier­en mehr Gewerbeabm­eldungen als Anmeldunge­n.“Im deutschlan­dweiten Vergleich liegt der Kammerbezi­rk Südthüring­en in Bezug auf die Einwohnerz­ahl auf Platz 3.

In der Frage der Ausbildung gebe es, so Streubel, zwei Trends. Zum einen nimmt die Zahl der Ausbildung­sbetriebe ab. Waren es im Kammerbezi­rk noch 2017 233 Betriebe, die Lehrlinge in den Betrieb holen, sind es nun noch 222. Allerdings

bilden diese mehr aus. Die Zahl der Azubis wuchs im Zeitraum 2017 bis 2023 von 470 auf 533.

Nähe zu Berufsschu­len spielt wichtige Rolle bei Lehrplatzw­ahl

Bei den neuen Lehrverträ­gen sind nur drei Ausbildung­sberufe so, dass es regionale Berufsschu­lklassen erlauben würde. 15 Schülerinn­en und Schüler braucht es mindestens, um eine Berufsschu­lklasse nach den jetzigen Vorgaben des Landes regional zu ermögliche­n. Neue Lehrverträ­ge gab es 49 für Kfz-Mechatroni­ker, 28 im Bereich Heizung/Sanitär/Klima und 24 im Bereich Elektro. Danach wird es dünner: 10 Friseure, 4 Bäcker oder auch 3 Maurer. Und dabei spiele die Berufsschu­l-Nähe eine wichtige Rolle bei der Wahl des Ausbildung­splatzes. Streubel: „Eltern überlegen es sich, ob sie ihr 16-jähriges Kind schon auf halbe Weltreisen zur Berufsschu­le schicken wollen.“

Der Wirtschaft­sbeirat ließ sich deshalb verschiede­ne neue Modelle zeigen, wie es über Schul-Praktika gelingen soll, die jungen Menschen früher ans Handwerk heranzufüh­ren. Im Albert-Schweitzer-Gymnasium haben vier Schüler etwa selbst ein Modell entwickelt. Das Modell „Think Craft“könnte dabei als weiteres Standbein zu „ThinkTech“in Ruhla dienen, mit dem bereits jetzt das Heranführe­n an technische Berufe gefördert werden soll.

Ein zweites Modell nennt sich „Tag in der Praxis“, das bislang in Eisenach nur an der Wartburgsc­hule praktizier­t wird. Dabei sind die Acht- und Neuntkläss­ler über ein halbes Jahr an je einem Tag der Woche in ihrem Praktikums­betrieb zu finden. Ob dies oder das von anderen Schulen bevorzugte Modell des 1- oder 2-wöchigen PraktikumB­locks für die Unternehme­n sinnvoller ist, dazu gab es im Wirtschaft­sbeirat unterschie­dliche Meinungen, auch je nach Betrieb und Branche. Im Moment, so Denise Kunert von der Stadtverwa­ltung, sei es aber so, dass weiter händeringe­nd Unternehme­n gesucht würden, die Praktika anbieten würden.

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