Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Zahl der Handwerksbetriebe in Region Eisenach sinkt weiter
Schlechtere Konjunkturdaten der Kammer. Neue Modelle für Praktika als ein Baustein. Unternehmen mit Angeboten werden gesucht
Den meisten der rund 6500 Handwerksbetrieben im Bezirk der Handwerkskammer Südthüringen geht es so mittel, also „befriedigend“. Etwa ein Drittel schätzt seine Lage als gut ein, zwischen 15 und 20 Prozent sehen eher düster auf ihre Geschäftslage. Das ist ein Ergebnis des Konjunkturberichtes im Frühjahr der Kammer, den Betriebsberaterin Diana Streubel im Wirtschaftsbeirat der Stadt Eisenach vorstellte. Die Lage habe sich insgesamt verschlechtert, Hauptgründe: hohe Energie- und Rohstoffpreise und allgemeine Rahmenbedingungen.
Im Wartburgkreis (inklusive Eisenach) gibt es zum Ende 2023 etwa 2060 Betriebe. Damit sank die Zahl von 2133 noch im Jahr 2017. Und diese Entwicklung setze sich auch 2024 weiter fort.
„Wir registrieren mehr Gewerbeabmeldungen als Anmeldungen.“Im deutschlandweiten Vergleich liegt der Kammerbezirk Südthüringen in Bezug auf die Einwohnerzahl auf Platz 3.
In der Frage der Ausbildung gebe es, so Streubel, zwei Trends. Zum einen nimmt die Zahl der Ausbildungsbetriebe ab. Waren es im Kammerbezirk noch 2017 233 Betriebe, die Lehrlinge in den Betrieb holen, sind es nun noch 222. Allerdings
bilden diese mehr aus. Die Zahl der Azubis wuchs im Zeitraum 2017 bis 2023 von 470 auf 533.
Nähe zu Berufsschulen spielt wichtige Rolle bei Lehrplatzwahl
Bei den neuen Lehrverträgen sind nur drei Ausbildungsberufe so, dass es regionale Berufsschulklassen erlauben würde. 15 Schülerinnen und Schüler braucht es mindestens, um eine Berufsschulklasse nach den jetzigen Vorgaben des Landes regional zu ermöglichen. Neue Lehrverträge gab es 49 für Kfz-Mechatroniker, 28 im Bereich Heizung/Sanitär/Klima und 24 im Bereich Elektro. Danach wird es dünner: 10 Friseure, 4 Bäcker oder auch 3 Maurer. Und dabei spiele die Berufsschul-Nähe eine wichtige Rolle bei der Wahl des Ausbildungsplatzes. Streubel: „Eltern überlegen es sich, ob sie ihr 16-jähriges Kind schon auf halbe Weltreisen zur Berufsschule schicken wollen.“
Der Wirtschaftsbeirat ließ sich deshalb verschiedene neue Modelle zeigen, wie es über Schul-Praktika gelingen soll, die jungen Menschen früher ans Handwerk heranzuführen. Im Albert-Schweitzer-Gymnasium haben vier Schüler etwa selbst ein Modell entwickelt. Das Modell „Think Craft“könnte dabei als weiteres Standbein zu „ThinkTech“in Ruhla dienen, mit dem bereits jetzt das Heranführen an technische Berufe gefördert werden soll.
Ein zweites Modell nennt sich „Tag in der Praxis“, das bislang in Eisenach nur an der Wartburgschule praktiziert wird. Dabei sind die Acht- und Neuntklässler über ein halbes Jahr an je einem Tag der Woche in ihrem Praktikumsbetrieb zu finden. Ob dies oder das von anderen Schulen bevorzugte Modell des 1- oder 2-wöchigen PraktikumBlocks für die Unternehmen sinnvoller ist, dazu gab es im Wirtschaftsbeirat unterschiedliche Meinungen, auch je nach Betrieb und Branche. Im Moment, so Denise Kunert von der Stadtverwaltung, sei es aber so, dass weiter händeringend Unternehmen gesucht würden, die Praktika anbieten würden.