Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Ein Eisenacher will ans Steuerrad
Michael Klostermann, Kreisvorsitzender der SPD, will Landrat werden
1998, es regierte Gerhard Schröder als Bundeskanzler, stand Michael Klostermann an der Spitze der Jungen Sozialdemokraten im Wartburgkreis und machte sozialdemokratische Politik zu seinem Brevier. 26 Jahre später will der Eisenacher Landrat im Wartburgkreiis werden, als erster Sozi überhaupt.
Die Landratswahl sieht der SPDKreisvorsitzende dennoch weniger als Partei-, denn als Personenwahl. An ihm sollen die Wähler ihrer Entscheidung festmachen, weniger an der SPD. Ein Chef müsse freilich Teamspieler sein, aber eben auch Chef - und Vorbild. Michael Klostermann sieht sich als Allrounder, als Stratege, als ein Pragmatiker, der organisieren und Prozesse steuern kann. Das beweise er seit Oktober 2018 als Mitarbeiter im Landesverwaltungsamt.
Kredite sind kein Hexenwerk
Wie in der Weltpolitik könnten sich Dinge auch auf kommunaler Ebene innerhalb kürzester Zeit wenden. Genau dafür gelte es gewappnet zu sein, sagt der Eisenacher. Natürlich könne man einen schuldenfreien Wartburgkreis gut ins Schaufenster stellen. Genau da aber macht er der Kreisverwaltung und dem Kreistag mit seiner CDU-Mehrheit einen Vorwurf. Wer etwas nach vorn bringen will, müsse Geld in die Hand nehmen, wenn nötig auch Schulden machen.
Kreditaufnahme sei kein Hexenwerk, erst recht nicht wenn geborgtes Geld kein Geld kostet wie in den zurückliegenden Null-Zins-Jahren. „Nur so ist Zukunft zu gestalten“, sagt Klostermann. Projekte wie der geplante Bau eines Berufsschulcampus in Eisenach oder die Digitalisierung nimmt er dabei in den Blick. Bildung und das Gesundheitssystem, die Kliniken im Kreis, seien strategische Aufgaben.
Offen und transparent müsse es dabei in und aus der Verwaltung zugehen, Absprachen nicht in Hinterzimmern getroffen werden. Ein Fingerzeig. Klostermann pflege gute Verhältnisse auch zu Leuten außerhalb der Partei. Das sei wichtig.
Michael Klostermann war frühzeitig politisch interessiert, studierte in Jena Geschichte. Die Promotion legte er ad acta als ihn der damalige Thüringer Justizminister Holger Poppenhäger 2009 in sein Team holte. Sechs Jahre gingen darüber hinweg. SPD-Landesvorsitzender
Andreas Bausewein machte den Eisenacher danach zum Landesgeschäftsführer. Auch eine Aufgabe, wo organisatorische Fähigkeiten nützlich waren. Das setzte sich im Landesverwaltungsamt fort. Klostermann könne auch Landrat.
Der Kreis müsse weiter zusammenwachsen. Die Existenz zweier Kreissportbünde, Klostermann führt den Eisenacher KSB, und die Geburtswehen der vereinten Kreishandwerkerschaften zeigten dies unter anderem. Zwar bleibe die Stadt Eisenach (neben Bad Salzungen) ein Magnet und Motor im Kreis, doch würde diverse für Eisenach wichtige Entscheidungen nun
mal im Kreistag entschieden. Nicht zuletzt mit Blick auf nächste Generationen.
Der immer drastischere Fachkräftemangel und die Notwendigkeit der Transformation der autolastigen Wirtschaft im Wartburgkreis müsse allen bewusst werden. Ohne Migration gehe nichts mehr. „Ohne Fachleute, weniger Wertschöpfung und daraus resultiert Wohlstandsverlust“. Michael Klostermann wirbt auch deshalb für eine bessere Willkommenskultur.
Das Ehrenamt, der Sport und Sportvereine hätten dabei enorme Bedeutung. „Sport verbindet“. Klostermann weiß wovon er
spricht, als Vorsitzender des SV Wartburgstadt, als Chef des Kreissportbundes, als glühender Fan des ThSV Eisenach und nicht zuletzt als ambitioniertes Mitglied der großen Läuferfamilie. Rennsteiglauf ohne Klostermann ist schwer vorstellbar.
Auch die Kreisverwaltung brauche Fachpersonal, nicht nur im ITBereich, eine Verschlankung der Genehmigungsprozesse und die Selbstwahrnehmung als Servicestelle für den Bürger. Wirtschaftsförderung, die immer kompliziertere Auftragsvergabe und einen Ausbildungspool könne sich Klostermann als eine Einheit vorstellen.
Zum Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat der SPD-Mann eine klare Meinung. Falle die Ukraine, habe dies enorme Auswirkungen auf Europa und Deutschland. „Schon jetzt ist dieser Krieg auch eine Abnutzungsschlacht und ein Wirtschaftskrieg der Mächte.“Europa könne nur mit vereinter Anstrengungen eigenes Unheil abwenden. Es reiche nicht, nur Frieden herbeizusehnen.
Im März 2022, kurz nach dem russischen Überfall, zitierte Klostermann auf seiner Facebook-Seite den Parteikollegen Egon Bahr: „In einer neuen Weltordnung ist das Recht des Stärken durch die Stärke des Rechts abzulösen.“