Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Für mehr Gemeinschaftsschulen im Landkreis
Unsere Zeitung stellt die Kandidaten für die Wahl zum Landrat im Wartburgkreis vor. Heute: Sascha Bilay (Die Linke)
Als Lieblingsplatz für ein Foto hat sich Sascha Bilay (45) das Landestheater Eisenach ausgesucht. „Weil wir gern ins Theater gehen“, sagt der Bewerber der Linken für die Wahl zum Landrat über seine Familie. Wobei er sich im Namen seiner Tochter wünscht, dass im Programm mehr für Kinder geboten wird.
Sascha Bilay tritt zur Wahl des Landrats am 26. Mai an, um nach eigenem Bekunden ein „politisches Angebot“zu machen. „Wir brauchen Ideen und Visionen“, ist er überzeugt.
Bürgerbüros als eine Anlaufstelle für alles
Als Schwerpunkte nennt der Bewerber eine bürgerfreundliche Kreisverwaltung, Bildung und Schule sowie Mobilität und öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Bilay stört die „Abschottungsstrategie“in der Kreisverwaltung, die sich während der CoronaPandemie entwickelt habe. Die Terminvergabe nach vorheriger Anmeldung etwa findet er nicht gut.
Bürgerinnen und Bürger sollen nach Ansicht des 45-Jährigen gar nicht mehr zur Kreisverwaltung gehen müssen, um ihre Anliegen zu erledigen. Der Kandidat möchte in Kooperation zwischen den Kommunen und dem Wartburgkreis eine Anlaufstelle für alles einrichten. Von dort würden die Anträge/ Unterlagen an die jeweils zuständigen Stellen zur Entscheidung weitergegeben. Die Antworten sollen aber wieder in der Anlaufstelle vor Ort ausgegeben werden.
Eisenach mit seinem Bürgerbüro sieht Bilay als Vorreiter. „Solche Bürgerbüros könnten flächendeckend überall gemeinsam von der Kommune und vom Kreis betrieben werden“, findet er. Der Kandidat setzt sich für längeres gemeinsames
Lernen ein. Seiner Ansicht nach sollte es mehr Gemeinschaftsschulen im Wartburgkreis geben. Nach der Gemeinschaftsschule in Stadtlengsfeld kommt jetzt eine zweite in Treffurt dazu. „Aber nur, weil wir Druck gemacht haben“, so der 45Jährige, der aktuell Mitglied im Kreistag ist. Auch die Digitalisierung in den Schulen müsse schneller vorangehen. „Ich habe Schulen gesehen, da ist noch der Polylux der technische Fortschritt, und das war er schon zu meiner Schulzeit nicht mehr“, verdeutlicht Bilay.
Beim ÖPNV ist es seiner Meinung nach „der falsche Ansatz“, diesen möglichst billig zu organisieren: „Wir müssen ein attraktives Angebot machen, damit die Leute vom Auto auf den Bus umsteigen“. Was gebraucht werde, müsse auch bezahlt werden. Bilay kann sich vorstellen,
den Zuschuss für den ÖPNV zu erhöhen. „Ich will, dass wir bei den Finanzen ein anderes Denken entwickeln“, so das Credo des 45-Jährigen, der für die Linken auch im Thüringer Landtag sitzt. Für ihn ist es kein Teufelswerk, wenn der Wartburgkreis Kredite aufnimmt, um beispielsweise für gut ausgestattete Schulen zu sorgen. Von diesen Investitionen würden nicht nur Kinder, Jugendliche und Eltern profitieren, sondern der gesamte Ort, in dem sich die Schule befindet. Ähnlich verhalte es sich mit der Jugend- und Sozialarbeit.
Der Bewerber setzt sich dafür ein, erst den Bedarf zu ermitteln und dann zu klären, wie dieser finanziert wird. Und nicht umgekehrt: Erst das Geld bewilligen und „dann die knappe Decke zurechtzupfen in der Hoffnung, dass es irgendwie
klappt“. Bilay will einen Investitionsplan erarbeiten und diesen Plan Jahr für Jahr abarbeiten. Doch wie will er das finanzieren? Wieder ist die Rede von Krediten, aber ebenso von einer möglicherweise höheren Kreis- und Schulumlage.
Der Wartburgkreis hat laut des linken Politikers eine der geringsten Kreisumlagen in Thüringen, auch die Schulumlage sei niedrig. Und das, obwohl Eisenach wieder in den Kreis zurückgekehrt ist und viele Bürgermeister aus kreisangehörigen Kommunen eine Erhöhung befürchtet hatten. „Die Kommunen werden nicht geschröpft“, zeigt sich Bilay überzeugt. Ein schuldenfreier Wartburgkreis sei eine „falsche Politik“gewesen, vor allem in Zeiten der Null-Zins-Politik, wo man hätte kräftig investieren können. Der Politiker will all das bereitstellen,
was für „den sozialen Kitt“einer Gesellschaft notwendig ist. Weiter spricht er von Chancengerechtigkeit. Wirtschaftsförderung hat er nicht als Schwerpunkt genannt, weil diese aus seiner Sicht „keine klassische Kreisaufgabe, sondern eine gemeindliche Aufgabe ist“. Aber der Kreis könne koordinierende Funktionen übernehmen. Ob diese darin bestehen, einen weiteren Imagefilm in Auftrag zu geben, sei aber dahingestellt. Zu den sogenannten weichen Faktoren zählt Sascha Bilay das Theater und Kultur überhaupt. Dort Geld hineinzustecken, ist für den 45-Jährige „eine Investition in die Zukunft“.