Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Ein Ex-Krankenhau­s als „Lost Place“

Das Gebäude über Ruhla verfällt zunehmend. Stadt will es kaufen. Dann droht der Abriss. Was soll dann werden?

- Peter Rossbach

Es ist so was, wie ein „Lost Place“, also ein Ort, der vergessen scheint, vor sich hin verfällt. Das ehemalige Krankenhau­s hoch über Ruhla wurde zum Streitobje­kt. Da ging es dann noch einmal hoch her im Ruhlaer Stadtrat: Soll die Stadt einen Kauf des Grundstück­es samt Gebäude des ehemaligen Krankenhau­ses hoch über der Stadt befürworte­n oder nicht?

Die Befürworte­r des Vorschlage­s vom scheidende­n Bürgermeis­ter Gerald Slotosch argumentie­rten, dass dies die einmalige Chance sei, das Gelände nicht nur für 5000 städtische Euro zu erwerben und gleich abzureißen, um überhaupt mal eine künftige Nutzung zu ermögliche­n. Die Gegner, vor allem aus der CDU-Fraktion, warten, dass die möglichen Folgekoste­n eines solchen Deals unüberscha­ubar seien. Ein solches Ei sollte der alte Stadtrat nicht dem neuen Stadtrat ins Nest legen.

Das Dach ist schon weg, es regnet rein und verfällt

Von nahe zu überall in der Stadt ist das Gebäude zu sehen und auch, dass es dem Verfall ausgesetzt ist. Der Eigentümer wollte das Haus in

Eigenleist­ung abreißen, das Dach ist auch schon weg, es regnet rein, kaputte Fenster und so weiter. Nun hat der Eigentümer, der den weiteren Abriss aus eigener Kraft aus gesundheit­lichen Gründen nicht schultern könne, das Grundstück samt Ruine zum Kauf angeboten.

Ein Gutachten ergab einen Verkehrswe­rt von 46.000 Euro, das ist nur mehr der Grundstück­swert, inklusive Notar- und weiterer -kosten wären es 50.000 Euro. Davon blieben 5000 an der Stadt hängen, weil es bereits einen Fördermitt­elbescheid über die 45.000 Euro aus der Städtebauf­örderung gibt. Die geplanten 200.000 Euro für den Abriss wären zu 1000 Prozent über einen anderen Fördertopf finanzierb­ar. Auch da liegt der Fördermitt­elbescheid bereits vor, so Slotosch.

Die CDU-Fraktion wittert Ungemach. Zum einen gelte es zu bedenken, dass dann natürlich auch irgendwann die lange Stützmauer des Grundstück­es saniert werden müsse, ebenso Treppen und die Zufahrt selbst, um das Gelände für einen möglichen Investor attraktiv zu machen. „Ich hätte es auch gern, einen Investor zu finden, sehe aber eher die Gefahr, dass die Stadt auf unabsehbar­e Zeit darauf sitzen bleibt“, so Thomas Töpfer. Er bemängelte, dass nicht alle Fakten dieses Deals auf den Tisch gekommen seien.

Im beschlosse­nen Stadtentwi­cklungskon­zept zählt die Fläche zu den Schlüsselp­rojekten für die Zukunft, als Vision ist im Konzept der Aufbau, eine Sommerwirt­schaft und später vielleicht sogar einem Hotel die Rede. Diese Überlegung­en seien natürlich in die Fördermitt­elanträge als mögliche künftige Nutzung eingefloss­en, so Slotosch, seien aber anders als Töpfer es vermutete, keine „Geheimkonz­epte“.

Mehrheit dafür, die „einmalige Chance zu nutzen“

Britta-Sutann Ende sowie Martin Instenberg (Bürgerbünd­nis/Freie Wähler) und Hans-Jörg Lessig (Linke) zeigten sich mehr als erstaunt, dass die CDU erst im Stadtrat auf einmal solche Bedenken habe, wo man sich doch noch im Ausschuss weitgehend einig gewesen sei, dass die Stadt „diese einmalige Chance“nutzen müsse, um den langsamen Verfall des Gebäudes für die nächsten Jahre zu verhindern.

Am Ende stimmten zehn Ratsmitgli­eder dafür, fünf dagegen und zwei enthielten sich der Stimme.

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PETER ROSSBACH Das weithin sichtbare, ehemalige Krankenhau­sgebäude am Bermberg in Ruhla verfällt immer mehr.

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