Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Ein Ex-Krankenhaus als „Lost Place“
Das Gebäude über Ruhla verfällt zunehmend. Stadt will es kaufen. Dann droht der Abriss. Was soll dann werden?
Es ist so was, wie ein „Lost Place“, also ein Ort, der vergessen scheint, vor sich hin verfällt. Das ehemalige Krankenhaus hoch über Ruhla wurde zum Streitobjekt. Da ging es dann noch einmal hoch her im Ruhlaer Stadtrat: Soll die Stadt einen Kauf des Grundstückes samt Gebäude des ehemaligen Krankenhauses hoch über der Stadt befürworten oder nicht?
Die Befürworter des Vorschlages vom scheidenden Bürgermeister Gerald Slotosch argumentierten, dass dies die einmalige Chance sei, das Gelände nicht nur für 5000 städtische Euro zu erwerben und gleich abzureißen, um überhaupt mal eine künftige Nutzung zu ermöglichen. Die Gegner, vor allem aus der CDU-Fraktion, warten, dass die möglichen Folgekosten eines solchen Deals unüberschaubar seien. Ein solches Ei sollte der alte Stadtrat nicht dem neuen Stadtrat ins Nest legen.
Das Dach ist schon weg, es regnet rein und verfällt
Von nahe zu überall in der Stadt ist das Gebäude zu sehen und auch, dass es dem Verfall ausgesetzt ist. Der Eigentümer wollte das Haus in
Eigenleistung abreißen, das Dach ist auch schon weg, es regnet rein, kaputte Fenster und so weiter. Nun hat der Eigentümer, der den weiteren Abriss aus eigener Kraft aus gesundheitlichen Gründen nicht schultern könne, das Grundstück samt Ruine zum Kauf angeboten.
Ein Gutachten ergab einen Verkehrswert von 46.000 Euro, das ist nur mehr der Grundstückswert, inklusive Notar- und weiterer -kosten wären es 50.000 Euro. Davon blieben 5000 an der Stadt hängen, weil es bereits einen Fördermittelbescheid über die 45.000 Euro aus der Städtebauförderung gibt. Die geplanten 200.000 Euro für den Abriss wären zu 1000 Prozent über einen anderen Fördertopf finanzierbar. Auch da liegt der Fördermittelbescheid bereits vor, so Slotosch.
Die CDU-Fraktion wittert Ungemach. Zum einen gelte es zu bedenken, dass dann natürlich auch irgendwann die lange Stützmauer des Grundstückes saniert werden müsse, ebenso Treppen und die Zufahrt selbst, um das Gelände für einen möglichen Investor attraktiv zu machen. „Ich hätte es auch gern, einen Investor zu finden, sehe aber eher die Gefahr, dass die Stadt auf unabsehbare Zeit darauf sitzen bleibt“, so Thomas Töpfer. Er bemängelte, dass nicht alle Fakten dieses Deals auf den Tisch gekommen seien.
Im beschlossenen Stadtentwicklungskonzept zählt die Fläche zu den Schlüsselprojekten für die Zukunft, als Vision ist im Konzept der Aufbau, eine Sommerwirtschaft und später vielleicht sogar einem Hotel die Rede. Diese Überlegungen seien natürlich in die Fördermittelanträge als mögliche künftige Nutzung eingeflossen, so Slotosch, seien aber anders als Töpfer es vermutete, keine „Geheimkonzepte“.
Mehrheit dafür, die „einmalige Chance zu nutzen“
Britta-Sutann Ende sowie Martin Instenberg (Bürgerbündnis/Freie Wähler) und Hans-Jörg Lessig (Linke) zeigten sich mehr als erstaunt, dass die CDU erst im Stadtrat auf einmal solche Bedenken habe, wo man sich doch noch im Ausschuss weitgehend einig gewesen sei, dass die Stadt „diese einmalige Chance“nutzen müsse, um den langsamen Verfall des Gebäudes für die nächsten Jahre zu verhindern.
Am Ende stimmten zehn Ratsmitglieder dafür, fünf dagegen und zwei enthielten sich der Stimme.