Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Eisenach sagt „Nie wieder ist Jetzt“
Kundgebung und Demonstration für ein „weltoffenes Thüringen“in der Innenstadt
Eisenach. Über 300 Menschen kamen dem Aufruf des Eisenacher Bündnisses gegen Rechtsextremismus zur Kundgebung und Demonstration am Pfingstsamstag nach. Sie versammelten sich zunächst auf dem Marktplatz, um dann unter dem Motto „Nie wieder ist Jetzt“mit einem friedlichen Marsch durch die Innenstadt für ein weltoffenes Eisenach und Thüringen zu demonstrieren. Mit dabei auch die Vize-Präsidentin des Deutschen Bundestages Aydan Özoğuz (SPD) und Thüringens Innenminister Georg Maier.
„Nie wieder ist Jetzt“, habe für ihn die Bedeutung „Nie wieder Faschismus“, so Michael Lemm vom Veranstalter. Und da sei es wichtig, an die Zeit des Faschismus in Deutschland zu erinnern, an die Opfer des Faschismus. „Es gab sie, die Menschen, die sich diesem Mörder-Regime entgegenstellten und für ihren Widerstand ihr Leben. Es gab auch die Menschen, die weil sie vermeintlich anders waren ermordet wurde. Auch hier in Eisenach“, so Lemm.
Tina Rudolph erinnerte sich an Wut und Ohnmacht
Deren Tode und deren Leiden sei für alle Demokraten heute eine Verpflichtung, dagegenzuhalten, wenn Rechtsextreme und Faschisten stärker würden, und auch, „wenn andere Menschen bedroht, bepöbelt und angegriffen werden“. Es wundere ihn überhaupt nicht, dass sich bei Rechtsextremen, die in die Parlamente gewählt worden seien, nun herausstelle, dass diese sich von Diktatoren aus China oder Russland bezahlen lassen würden.
SPD-Bundestagsabgeordnete Tina Rudolph erinnerte sich an die Wut und Ohnmacht, die sie gefühlt habe, als die „Anschiebepläne“der Rechtsextremen aufgedeckt worden seien. „Es ist so alltäglich in diesem Land geworden, dass man mit solchem Rassismus konfrontiert wird“. Es mache ihr aber Mut, wenn so sich viele Menschen in Eisenach zusammenfänden, um gemeinsam zu zeigen, dass „wir in einem weltoffenen Eisenach und einem weltoffenen, toleranten Thüringen leben möchten“. Thüringen dürfe kein Land der Ausgrenzung werden.
Auch die Omas gegen Rechts aus dem Süden des Wartburgkreises hatten den Weg nach Eisenach angetreten. Für sie ergriff allerdings ein „Opa“das Wort. Carlos Salgado mahnte dazu, den eigenen Kindern und Enkelkindern diese Achtung vor den Mitmenschen vorzuleben und somit weiterzugeben.
Sie sei, so Bundestags-Vize Aydan Özoğuz, gern der Einladung der Fraktionskollegin Rudolph nach Eisenach gefolgt. „Wir wollen gemeinsam
ein Zeichen setzen, und dies eben nicht nur bei Demonstrationen mit 100.000 und mehr Menschen in den Großstädten“. In Deutschland feiere man gerade den 75. Geburtstag des Grundgesetzes. Da werde einem bewusst, dass man Frieden und Freiheit nicht geschenkt bekomme, sondern dafür auch eintreten müsse, dafür kämpfen. „Es ist schön zu sehen, wie dies auch hier in Eisenach getan wird“.
Ulrike Quentel vom Kirchenkreis
Eisenach/Gerstungen, aktives Mitglied im Bündnis gegen Rechtsextremismus und im Bündnis „weltoffenes Thüringen“verwies auf das Banner am Turm der Georgenkirche, auf dem „Herz statt Hetze“zu lesen war. Das stehe für die Achtung der Menschenrechte, für eine plurale Demokratie. Der respektvolle Umgang miteinander sei der Maßstab, da „haben Ausgrenzung und Hass keinen Platz. Ohne Vielfalt ist alles grau“.