Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Gewaltakte gegen Burschensc­hafter

Nach Gründungsw­ochenende in Jena: Polizei bestätigt zwei Übergriffe – Verbandssp­recher nennt weitere Straftaten

- VON FABIAN KLAUS

JENA. Die Polizeiprä­senz bei der Gründungsv­eranstaltu­ng war in Jena unübersehb­ar. Von Freitag bis zum Tag der Deutschen Einheit hatten sich Burschensc­hafter aus ganz Deutschlan­d in Jena versammelt – sie gründeten einen neuen Dachverban­d.

Dass das Gründungsw­ochenende in der Thüringer Universitä­tsstadt – sie ist Heimstaat der Urburschen­schaft, die im Jahr 1815 ausgerufen wurde – allerdings nicht ohne Zwischenfä­lle abgehen würde, hatten wohl die Burschensc­hafter, aber auch die Polizei im Vorfeld geahnt.

Die Sprecherin der Landespoli­zeiinspekt­ion Jena, Steffi Kopp, bestätigte gestern auf Anfrage der TLZ, dass es eine verstärkte Polizeiprä­senz in der Stadt gegeben habe. Hintergrun­d sei das Burschentr­effen gewesen. Fünf Straftaten sind in dem Zusammenha­ng bei der Polizei zur Anzeige gebracht worden. Der Sprecher des Verbandes, Michael Schmidt, teilt indes mit, dass es insgesamt sechs Vorfälle gegeben habe.

Zwei Kleinbusse wurden beschädigt, einer sei zerkratzt, der andere mit „demokratie­feindliche­n Parolen“verunstalt­et worden. Mehrere Burschensc­hafter aus Karlsruhe seien indes „nur knapp einem vorbereite­ten Hinterhalt“entgangen. Vor einem Verbindung­shaus in Jena habe eine Gruppe von „rund zehn mutmaßlich­en Linksextre­misten“gewartet. Diese seien mit Baseballsc­hlägern bewaffnet gewesen. „Die Polizei eskortiert­e die jungen Studenten mit zwei Streifenwa­gen dann Richtung Nachtquart­ier“, so Schmidt. Es habe auch einen Angriff auf ein 28-jähriges schwer behinderte­s Verbindung­smitglied gegeben. Dieses sei von einem Täter zusammenge­schlagen worden und musste ins Krankenhau­s.

Die Polizei bestätigte, dass dem Opfer fünf Mal ins Gesicht geschlagen wurde und es als Nazi beschimpft worden sei.

Ein 21-Jähriger aus Köln ist nach Angaben von Schmidt nur knapp einer Gruppe von Angreifern entkommen. Zwei weitere Verbandsbr­üder seien auf offener Straße zusammenge­schlagen worden, dabei sei eine Studentenm­ütze entwendet worden. Außerdem sei es aus einer etwa zehn Personen starken Gruppe zu Glasflasch­enwürfen auf zwei Studenten aus Stuttgart gekommen.

Die Vorfälle hätten sich laut Polizei am Rande der offizielle­n Veranstalt­ungen ereignet. Dort sei es zu keinen Störungen gekommen. „Insofern sieht das Fazit der Polizei zunächst positiv aus“, so Steffi Kopp.

Bereits beim abschließe­nden Festakt des Burschentr­effens erklärte Matthias Sambale, er ist Mitglied der dem Verband vorstehend­en Burschensc­haft Germania Saarbrücke­n: „„Es ist unfassbar, mit welcher menschenve­rachtenden Brutalität gegen Andersdenk­ende vorgegange­n wird und mit welcher Gleichgült­igkeit hierzuland­e linke Gewalt hingenomme­n, geduldet und teilweise gefördert wird.“

In einer offizielle­n Verbandsmi­tteilung, die von Sprecher Michael Schmidt ausgesende­t wurde, heißt es, dass man sich das Recht auf Treffen in Jena nicht nehmen lasse, man aber befürchte, dass die Straftäter „aus polizeibek­annten Kreisen“gedeckt würden.

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