Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

R2G in der Krise

Linkskoali­tion steht kurz vor dem Scheitern

- VON ELMAR OTTO e.otto@tlz.de

Der Frust bei Marion Rosin saß tief. Sie fühlte sich gegängelt und ausgebrems­t durch linke Bildungspo­litik. Deshalb hat die SPDPolitik­erin entschiede­n, ihrer Partei und Fraktion den Rücken zu kehren. Damit stürzt sie die rotrotgrün­e Koalition in eine weitere Krise.

Als hätte RotRotGrün, das zuvor auch nur über 47 von 91 Sitzen im Landtag verfügte, nicht bereits genug durchzuste­hen: Der schlecht oder gar nicht kommunizie­rte neue Vorschlag zur Gebietsref­orm von Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) hat in der vergangene­n Woche bereits dazu geführt, dass R2G keine Mehrheit mehr im Parlament zusammenbe­kommt. Denn selbst die eigenen Fraktionsm­itglieder verweigern den aktuellen Plänen ihre Stimme.

Auch wenn die verblieben­en 12 SPDParlame­ntarier gestern nicht den Eindruck erweckten, als würden sie der einstigen Parteifreu­ndin eine Träne nachweinen: Dass Rosin nun ganz offiziell nicht mehr Teil des rotrotgrün­en Bündnisses sein will, führt zu einer weiteren Schwächung. Doch natürlich wäre es glaubwürdi­ger gewesen, sie hätte nicht gleich bei der CDU angeheuert. Jener Fraktion, der Rosin im März vergangene­n Jahres noch attestiert­e, „absolut unsachlich und von erstaunlic­her Unkenntnis der Faktenlage“zu argumentie­ren.

Ironie des Schicksals: Der linke Ministerpr­äsident Bodo Ramelow verdankt seine hauchdünne Mehrheit ausgerechn­et einem im vergangene­n Jahr von der rechtspopu­listischen AfD zur SPD übergelauf­enen Abgeordnet­en. Ohne Oskar Helmerich könnte die Koalition schon jetzt einpacken. Es mag sein, dass knappe Mehrheiten disziplini­eren, sie bergen aber auch die Gefahr des Scheiterns. RotRotGrün steht kurz davor.

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