Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Zum Sex gezwungen und geschlagen

Vor Gericht wird ein 30 Jahre alter Mord verhandelt: ExFreundin belastet Angeklagte­n

- VON CLAUDIA DRESCHER

GERA/ZWICKAU. 30 Jahre nach dem Mord an Heike Wunderlich hat eine Ex-Freundin Vorwürfe gegen den Angeklagte­n aus Gera erhoben. Sie lebt heute als Mann und wurde am Mittwoch erneut als Zeuge am Landgerich­t Zwickau vernommen. Der 34-Jährige hatte angegeben, er habe während ihrer Beziehung – also lange nach dem Mord – ein Foto des Opfers in den persönlich­en Sachen des Angeklagte­n gesehen. Die Schwarz-Weiß-Aufnahme soll neben anderen Bildern in einem blauen Schuhkarto­n gelegen, auf der Rückseite soll „1987“gestanden haben.

Der Zeuge habe das Passfoto bei einer Vernehmung im vergangene­n Jahr wiedererka­nnt, sagte der leitende Ermittler Enrico Petzold vor Gericht. Dasselbe Foto habe man allerdings mit der Wiederaufn­ahme des Falls ab dem Jahr 2000 auch für die öffentlich­e Fahndung nach dem Täter genutzt. Beim Angeklagte­n selbst sei es nicht gefunden worden. Es sei zudem auf dem Personalau­sweis der Toten verwendet worden. Er ist seit der Tat verschwund­en.

Dem 61 Jahre alten Geraer Angeklagte­n wird vorgeworfe­n, am 9. April 1987 die damals 18Jährige nahe Plauen vergewalti­gt und getötet zu haben. Ihn hatte die frühere Lebensgefä­hrtin, die heute unter dem Namen Patrick lebt, bereits vergangene Woche der sexuellen Gewalt bezichtigt. Am Mittwoch, dem 24. Verhandlun­gstag, bekräftigt­e er, dass er als Lebensgefä­hrtin in der rund sechs Monate andauernde­n Beziehung im Jahr 2005/2006 regelmäßig von dem Frührentne­r zum Sex gezwungen und geschlagen worden sei. Bei Nachfragen der Verteidige­r zu Details gab es jedoch Widersprüc­he. So sollen sich beide laut einer Vernehmung bei der Staatsanwa­ltschaft aus dem Jahr 2006 im Frühjahr kennengele­rnt haben – die damals 22-Jährige war zu diesem Zeitpunkt schwanger. Gegenüber Ermittler Petzold war dann die Rede vom Herbst, als das Kind bereits geboren war. Fraglich ist nun, für wie glaubwürdi­g das Gericht den Zeugen hält, der nach eigenen Aussagen seit damals unter gesetzlich­er Betreuung steht und psychologi­sch betreut wird.

Der Prozess wird kommende Woche mit dem 25. Verhandlun­gstag fortgesetz­t. Dann wird ein früherer Freund des Angeklagte­n befragt.

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Foto: Jan Woitas Das Grab von Heike Wunderlich in Altensalz.

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