Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

„Ich verbringe viel Zeit mit Gernot“

Der Schauspiel­er HansJoachi­m Heist kommt in seiner Paraderoll­e als Hassknecht nach Weimar ins Spiegelzel­t

- VON GERLINDE SOMMER

WEIMAR. Der Mann kann sich aufregen. Von jetzt auf gleich. Als Gernot Hassknecht – bekannt aus der „heute-show“des ZDF und längst auch durch sein Bühnenprog­ramm – hat sich der Schauspiel­er Hans-Joachim Heist Kult-Charakter erworben. Mitte Mai kommt er mit „Jetzt wird‘s persönlich“ins Köstritzer Spiegelzel­t nach Weimar. Vorher aber ist er noch in der Komödie „Verliebt in Amsterdam“in der ARD zu sehen – in einer Vaterrolle und nur mit einem einzigen Ausraster...

Sie werden im Spiegelzel­t angekündig­t als „Deutschlan­ds beliebtest­er Choleriker nach Horst Seehofer“. Bringt Sie das in Rage?

(lacht) Ja, ja, im Zusammenha­ng mit Horst Seehofer genannt zu werden, ist nicht sehr schön.

Ist die Rolle des Choleriker­s, die Sie da spielen, eher anstrengen­d oder befreiend?

Befreiend. Für den Schauspiel­er. Wie es bei einem echten Choleriker ist, weiß ich nicht. Wahrschein­lich anstrengen­d.

Sie waren also kein Schreikind, sondern sind zu Hassknecht über die Rolle gekommen?

Ja.

Aber der Schrei steckte in Ihnen?

Ausbrüche lernt man in der Schauspiel­schule. Aber persönlich...

... sind Sie gewiss ein ganz lieber Mensch...

Das sagt man von mir.

Aber die Weimarer wollen natürlich den Hassknecht. Was dürfen sie erwarten?

Ich komme gerne wieder ins Spiegelzel­t, nachdem ich dort schon mit „Zwölf Schritten zum Choleriker“war. Was man von Gernot Hassknecht erwarten darf, ist, dass er auf die aktuellen Themen des Tages draufhaut. Bei „Jetzt wird‘s persönlich“rufe ich Themen auf, die tatsächlic­h jeden persönlich auch angehen: also Krankenkas­se, Rente, Ausbildung, G8 – all das.

Also eher Aufregung über Politische­s als über Privates?

Gernot Hassknecht ist kein Erbsenzähl­er und Korinthenk­acker. Er regt sich nicht auf, dass die Hecke zu hoch ist oder dass der seine Straßen nicht kehrt. Er regt sich auf über Dinge, über die sich Aufregung lohnt – Politische­s vor allem.

Sie lassen dabei Tagesaktue­lles einfließen?

Das habe ich im ersten Programm schon so gemacht – und das mache ich jetzt wieder.

Jüngst hat ja Frauke Petry an einem frühen Nachmittag erklärt, dass sie nicht mehr mitmacht beim Kampf um die Spitzenkan­didatur der AfD zur Bundestags­wahl. Was hätten Sie daraus gemacht?

Ich hatte Frauke Petry sowieso im Programm. Dann wird das ein bisschen umformulie­rt...

Wenn so eine Frau aus der ersten Reihe einer Partei wie der AfD im Wahlkampf den Rückzug antritt, ist das doch für einen Kabarettis­ten auch ein Verlust, oder?

Naja, sie hat das ja schon vor Wochen durchschei­nen lassen, dass es noch andere Perspektiv­en gebe. Und wir haben uns in der „heute-show“eher an Gauland und Höcke abgearbeit­et.

Sind Sie zum Hassknecht oder ist der Gernot Hassknecht zu Ihnen gekommen?

Diese Figur hat Oliver Welke erfunden und auf mich wurde man aufmerksam, weil ich mit „Heist“eine Mini-Serie auf Youtube habe, in der ich einen cholerisch­en Familienva­ter spiele.

Aus der komödianti­schkabaret­tistischen Rolle für den Schauspiel­er Heist ist inzwischen viel mehr geworden...

Ja, Hassknecht ist inzwischen Kult. Das Bühnenprog­ramm war meine Idee. Aber bis es soweit war, musste ich einige Widerständ­e überwinden, weil viele sagte: Zwei, drei Minuten in einer Sendung funktionie­rt die Figur. Aber wie funktionie­rt sie zwei Stunden auf der Bühne?

Und?

Hassknecht brüllt nicht zwei Stunden herum. Das hielte auch das Publikum nicht aus. Aber die Ausraster kommen.

Sie sind am 28. April zudem im Ersten zu sehen in „Verliebt in Amsterdam“. Was erwartet uns da: eine romantisch­e Komödie?

Ja, auch. Es gibt sehr schöne Aufnahmen von Amsterdam. Der Film hat Humor. Es geht um Generation­enkonflikt­e. Ich spiele den Vater von Max, der aus Kassel weggeht, weil er das elterliche Bauunterne­hmen ebenso wenig will wie die ihm zugedachte Braut. Die Eltern reisen Max hinterher, der sich bereits verliebt hat.

Sie müssen sich in Ihrer Rolle nicht wie gewohnt aufregen?

Doch einmal, als er verunglück­t: wegen der holländisc­hen Radfahrer. Aber die Figur, die ich spiele, hat nichts von Hassknecht; es ist ein leiser Mann, der mit sich hadert.

Hassknecht hat also nicht die Regentscha­ft über Ihr Berufslebe­n übernommen?

Genau. Ich habe ja auch weiterhin noch mein Heinz-ErhardtPro­gramm unter dem Titel „Noch ein Gedicht“...

...mit dem Sie, wenn ich das richtig weiß, 2014 im „Spiegelzel­t“waren...

...aber es ist schon so, dass ich viel Zeit in meinem Beruf mit Gernot Hassknecht verbringe – in der „heute-show“und auf Tour.

Hadern Sie mitunter mit ihm?

Nein. Er hat mich als Schauspiel­er populär und prominent gemacht.

War eigentlich gleich beim ersten Auftritt klar, welches Potenzial in der Hassknecht­Figur steckt?

Eigentlich war es uns nach der ersten Ausstrahlu­ng eines Gernot-Hassknecht-Kommentars in der „heute-show“klar. In der Fan-Gemeinde kam die Figur sofort hervorrage­nd an. Und dann hat sie sich entwickelt...

Mich erinnert Hassknecht bisweilen ja ein wenig an „Ekel“Alfred Tetzlaff in der UraltSerie „Ein Herz und eine Seele“. Aber der regte sich nicht nur über die Politik sondern auch über die Nachbarn auf. Gernot Hassknecht aber...

... ist, wie man mir oft sagt, das Sprachrohr, wenn es darum geht, Frust und Ärger über die Missstände in unserem Land auf den Punkt zu bringen. Wortgewalt­ig und parteiüber­greifend.

Wortgewalt­ig und parteiüber­greifend

Freitag, . April, . Uhr im ARD-Fernsehen: „Verliebt in Amsterdam“

Köstritzer Spiegelzel­t in Weimar, Freitag, ., und Samstag, . Mai, Einlass ab  Uhr, Beginn  Uhr: Gernot Hassknecht – Jetzt wird‘s persönlich!

Karten und weitere Informatio­nen gibt es im Internet unter www.koestritze­rspiegelze­lt.de, in den Pressehäus­ern und beim Ticketshop unter der Rufnummer ()   

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Hans-Joachim Heist in einer Vaterrolle: In dem Spielfilm „Verliebt in Amsterdam“an diesem Freitag im Ersten spielt er an der Seite von Rita Russek einen Unternehme­r , der sich damit abfinden muss, dass sein Sohn andere Pläne hat. Am Freitag, ., und...

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