Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Studenten planen ein neues Quartier auf einer Brache in der Johannesvorstadt
An der Fachhochschule Erfurt stellt die Fachrichtung Stadt und Raumplanung bei ihrem „Gallery Walk“SemesterProjekte aus
ERFURT. Dass es am Ende einen Preis für ihre Arbeit gibt, hat Susanne Schwanitz aus Brandenburg völlig überrascht. Die 23Jährige studiert im vierten Semester Stadt- und Raumplanung an der Fachhochschule Erfurt. Für ihre Projektarbeit, einen Plan für ein neues Quartier auf der Brachfläche Leipziger Straße Ecke Innsbrucker Weg zu entwerfen, wurde sie gestern bei der Ausstellungseröffnung ausgezeichnet.
Ganz allein war sie bei der Arbeit allerdings nicht. Katharina Landvogt, Ivonne Peitsch und Leona Sandmann komplettieren die Gruppe der angehenden Stadtplaner. Die waren allerdings nicht zur Eröffnung gekommen. Schwanitz war auch eher zufällig vor Ort und konnte ihr Glück kaum fassen.
„Ich wusste gar nicht, dass es einen Preis gibt“
„Ich freue mich natürlich sehr, wusste allerdings gar nicht, dass es diesen Preis gibt“, sagte Schwanitz, die den Laudator Stefan Andres fragend ansah. Der konnte nur betonen, dass die Einladung schon Wochen vorher kursierte und der Preis nun mal eine Überraschung sei. „Da wird die Präsenz belohnt“. sagte Andres, der als Vorsitzendes „Surban-Vereins zur Förderung der Fachrichtung Stadtund Raumplanung der FH Erfurt“den Preis übergab. Neben einer Urkunde bekommen die Preisträger auch gleich eine kostenlose Mitgliedschaft für ein Jahr im Verein geschenkt. Neben den Bachelorstudenten wurden auch zwei Gruppen aus dem Masterstudiengang ausgezeichnet, die sich zwar nicht mit Erfurt beschäftigten, aber dennoch viel Lob einheimsten.
Die Gruppe um Schwanitz hatte bei ihrer Projektaufgabe gleich mit zwei erheblichen Störfaktoren zu kämpfen. Zum einen geht an der Brache eine Fernwärmeleitung vorbei, die die Studenten als unästhetisch beschreiben. Zum anderen führt ein Bahngleis parallel zum Innsbrucker Weg an dem Brachland entlang, was zur Lärmbelästigung führe. Allerdings sei die geplante neue Bahnhaltestelle dort ein wichtiges Kriterium, wenn es um die Verkehrsanbindung des neuen Quartiers geht. „Mit der neuen Haltestelle und der Anbindung an die Straßenbahn entsteht dort ein neuer Knotenpunkt“, sagte Schwanitz. Die Lärmbelästigung lösen die Studentin mit einer abgeschirmten Bauweise zum Bahndamm. Zwischen den neuen Häusern entstünde ein Grünabschnitt, der auch die Fernwärmerohre integriere. Auch die Verlegung der Rohre wurde untersucht, aber der millionenschwere Mehraufwand sei nicht tragbar für das Konzept gewesen.
Andres lobte die Arbeit der vier Studentinnen in seiner Laudatio als „einfach und ruhig“. Generell sei das Konzept sehr gut durchdacht. Zehn weitere Studentengruppen hatten die gleiche Aufgabe zu meistern. Gegen diese Entwürfe und die Arbeiten der anderen BachelorSemestern setzte sich das Quartett um Schwanitz durch.
In jedem Semester, wenn nicht gerade die Bachelor- oder Masterarbeit ansteht, beschäftigen sich die Studenten mit einem Projekt. Die Erstsemester fertigen zunächst eine Bestandsaufnahme von Erfurter Quartieren an, bevor sie sich im zweiten Semester mit einer Kleinstadt oder einem Dorf beschäftigen und ihre Ergebnisse vor den Ratsmitgliedern vorstellen. „Den Studenten wird sukzessive mehr Freiraum, aber auch mehr Verantwortung übergeben“, sagte Andres, der viele Projekte der Studenten betreut.