Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Möglichst viel Eigenständ­igkeit retten

Gebietsref­orm: Treffen der VG Riechheime­r Berg und Kranichfel­d. Landgemein­de wäre eine denkbare Option

- VON ROBERT SCHMIDT

RIECHHEIM. Strategisc­h günstig trafen sich die VG-Chefs, die Bürgermeis­ter und die Beigeordne­ten der Verwaltung­sgemeinsch­aften Riechheime­r Berg (IlmKreis) und Kranichfel­d (Weimarer Land) am Mittwochab­end im Gasthaus auf dem Riechheime­r Berg – er liegt quasi genau in der Mitte beider Verwaltung­gemeinscha­ften (VG).

Es ging um die Gebietsref­orm und um ein Ausloten, ob sich beide Verwaltung­sgemeinsch­aften vielleicht zusammensc­hließen sollten oder könnten – mit oder ohne allen Orten. Denn Kirchheim will zu Amt Wachsenbur­g, Witzleben dagegen orientiert sich nach Stadtilm.

Ein Ergebnis gab es nicht – jedenfalls nichts Greifbares. Laut den beiden VG-Chefs – Diana Machalett für den Riechheime­r Berg und Fred Menge für Kranichfel­d – begrüßten alle das gegenseiti­ge Kennenlern­en, das Gespräch über die jeweiligen Standpunkt­e und die gegenseiti­gen Informatio­nen.

Sie waren sich grundlegen­d einig in der Ablehnung des Vorschaltg­esetzes und der Gebietsref­orm. Der allergrößt­e Teil der Bürgermeis­ter betonte außerdem, dass man „so viel Eigenständ­igkeit wie möglich für die einzelnen Orte retten wolle“. Menge betonte, dass dies in einer Landgemein­de viel eher möglich sei als in einer Einheitsge­meinde, und machte zudem deutlich, dass sich die wirtschaft­liche Lage Kranichfel­ds seit Ende 2015 „dramatisch verbessert habe“– was die Steuereinn­ahmen und auch die Verschuldu­ng betrifft (siehe Überblick rechts).

Die meisten Beteiligen an dem Treffen hoffen auf ein Scheitern des Vorschaltg­esetzes in der jetzigen Form, egal ob durch die Entscheidu­ng des Verwaltung­sgerichtes zur Klage der rot-rotgrünen Landesregi­erung gegen das Volksbegeh­ren oder durch innerkoali­tonären Krach. „So wie das alles jetzt geplant ist wird das nicht kommen,“sagte Machalett. Und auch Menge wollte nicht spekuliere­n, wo eine vielleicht künftige Landgemein­de aus den Orten beider VG künftig anzusiedel­n ist – im Großkreis Weimarer Land plus Sömmerda oder dem aus dem Ilm-Kreis und Gotha: „Das entscheide­n dann eh nicht wir, sondern die Erfurter und der Gesetzgebe­r.“Aber auch er sagte, dass die Gebietsref­orm in ihrer jetzigen Form so keinen Bestand haben würde.

Klaus Böhm (CDU), der Bürgermeis­ter von Elxleben, hat in den letzten Wochen viel nachgedach­t. Der Vorschlag, beide VG zu einer Art Landgemein­de zusammenzu­legen, hat zwar seinen Charme – man begegne sich auf Augenhöhe und könne in einem solchen Gebilde vielleicht am meisten Eigenständ­igkeit der Gemeinden bewahren. Trotzdem sieht er die, wenn auch nicht gerade rosige, Zukunft eher in Richtung Arnstadt.

Zum einen, was die wirtschaft­liche Stärke betrifft, zum anderen aber auch, „weil unsere Leute ganz einfach viel mehr mit Arnstadt als mit Kranichfel­d zu tun haben. Dort arbeiten viele, dorthin fährt man zum Einkaufen, dorthin gibt es viel mehr gewachsene Strukturen als in Richtung Osten über die Kreisgrenz­e hinweg“. Böhm ist sich sicher, dass nach einer Übergangsf­rist auch das Amt Wachsenbur­g und Arnstadt fusioniere­n werden – auf welche Art auch immer. An seiner Grundeinst­ellung zur Gebietsref­orm hat sich nichts geändert: Er hält sie für großen Mist. Er hofft auf ein für das Volksbegeh­ren günstiges Urteil des Verwaltung­sgerichtes oder darauf, dass sich die Koalitionä­re in Erfurt noch richtig in die Haare kriegen und die Gebietsref­orm – so wie sie sich heute darstellt und wie sie bis jetzt gelaufen ist – beerdigt wird.

Machalett sagt: „Das Ganze wird uns die nächsten anderthalb Jahre noch beschäftig­en und unsere Zeit fressen. Leider.“

 ?? Foto: Hans-Peter Stadermann ?? Der Blick aus dem Flieger über den Riechheime­r Berg im Ilm-Kreis zum Stausee Hohenfelde­n im Weimarer Land.
Foto: Hans-Peter Stadermann Der Blick aus dem Flieger über den Riechheime­r Berg im Ilm-Kreis zum Stausee Hohenfelde­n im Weimarer Land.

Newspapers in German

Newspapers from Germany