Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
100 Schachbretter und ein Weltmeister
Beim finalen BundesligaSpektakel sind auch sechs Erfurterinnen dabei
BERLIN. Solch ein Finale gab es noch nie. 28 Schach-Bundesligisten – 16 Männer- und zwölf Frauenteams – spielen in einer dreitägigen zentralen Endrunde ab morgen in Berlin ihre Meister und Absteiger aus. Ein Großteil der Weltspitze sogar wird unter dem Dach des Maritim-Hotels zusammenkommen, denn die Bundesliga gilt auch im königlichen Spiel als stärkste der Welt.
Mit Anatoli Karpow sitzt sogar ein einstiger Weltmeister und eine lebende Legende mit am Brett. Der 65 Jahre alte Russe spielt für den SV Hockenheim, der sich hinter dem designierten Meister und seriensieger aus Baden-Baden die überraschende Vize-Meisterschaft sichern will.
Und es sind mittendrin: sechs Erfurterinnen. Die BundesligaFrauen des SV Medizin gehen nach einer beherzt gespielten Saison mit Selbstvertrauen ins große Finale. Als derzeitiger Tabellenachter sind die Thüringerinnen vier Punkte von den Abstiegsrängen entfernt und wohl nur noch theoretisch gefährdet. Auf alle Fälle haben sie ihr Schicksal selbst in der Hand. In den Matches gegen die direkt hinter ihnen platzierten Mannschaften aus Lehrte und Harksheide können sie den Klassenerhalt perfekt machen. „Im letzten Spiel gegen Hamburg sind wir dann nur Außenseiter, aber die zwei noch fehlenden Punkte wollen wir bis dahin unter Dach und Fach haben“, sagte FideMeisterin Doreen Troyke.
Dass die Medizinfrauen immer auch für eine Überraschung gut sind, hatten sie im März im Spiel gegen Baden-Baden bewiesen, als Erfurts Kapitän Kristin Müller-Ludwig ein Sensationssieg über Großmeisterin Ketevan Arakhamia-Grant gelang.
Zum brisanten Lokal-Duell mit der in Hamburger Diensten stehenden Elisabeth Pähtz wird es für die Erfurterinnen aber nicht kommen. Deutschlands beste Schachspielerin ist bei der Endrunde nicht dabei – sie kommt ihrer Verpflichtung in d er zeitgleich ausgetragenen italienischen Liga nach.