Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Die begründete Angst vor dem heutigen Russland
Ende September 1939 gemeinsame Siegesparaden der Sowjetarmee mit der Hitlerwehrmacht
Reinhard Kitzig aus Jena schreibt zum Leserbrief von Frau Nöthlich, die behauptete, von Russland sei noch nie eine Krieg ausgegangen: Zu dieser Aussage möchte ich doch einige historische Fakten anfügen, die dieses Geschichtsbild relativieren. Letztlich lässt sich sonst nicht erklären, warum die Baltischen Staaten und Polen Angst vor dem heutigen Russland haben. Dazu muss man sehr wohl den ganzen Zeitraum vom Beginn des Zweiten Weltkriegs bis in die heutige Zeit betrachten, um zu einer realistischen Aussage zu kommen. Alle anderen Ausführungen dieses Leserbriefes will ich nicht weiter kommentieren, obwohl sich dort auch der Widerspruch bei mir regt. Hier eine kurze Aufstellung sowjetrussischer Militäraktionen:
30.11.1939: Krieg gegen Finnland, das Land verliert eine Reihe von Gebieten an die Sowjetunion
12.9.1939: Überfall der Sowjetarmee auf Ostpolen. Dieser Überfall wurde mit Hitlerdeutschland vereinbart, es gab Ende September 1939 sogar gemeinsame Siegesparaden der Sowjetarmee mit der Hitlerwehrmacht Juni 1940 Einmarsch in des Baltikum und Annexion der drei baltischen Staaten, die bis 1993 Bestand hatte
4.11.1956 Wiedereinmarsch in Ungarn und blutige Niederschlagung des Aufstandes
21.8.1968 Einmarsch in die damalige CSSR (Tschechoslowakei)
25.12.1979 Einmarsch in Afghanistan und Besetzung bis 1989. Die Probleme im heutigen Afghanistan, besonders die Destabilisierung dieser Region sind ursächlich auf diese Aggression zurückzuführen. Das sollte man bedenken, wenn man die BushAdministration für die Destabilisierung des „Nahen Ostens“verantwortlich macht.
Februar 2014 Annexion der Halbinsel Krim, gegen den Willen der dort lebenden einheimischen Tataren und der ukrainischen Bevölkerung. Es gab zwar eine Volksabstimmung, aber was ist eine solche Abstimmung wert, wenn sie im Kriegszustand unter Besatzungsmodus stattfindet?
Ich denke, diese kleine Aufzählung geschichtlicher Militäraktionen reicht aus, um das Geschichtsbild zurechtzurücken.