Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Abschiebun­g: Thüringen will keine eigenen Haftplätze

Migrations­minister sieht keinen Anlass dafür, über eine Einrichtun­g nachzudenk­en

- VON FABIAN KLAUS

ERFURT. Trotz Aufnahmest­opp in der Abschiebeh­aftanstalt in Eisenhütte­nstadt, mit der Thüringen kooperiert, sieht Migrations­minister Dieter Lauinger (Grüne) keinen Grund, über die Einrichtun­g eigener Abschiebeh­aftplätze in Thüringen nachzudenk­en. „Für Thüringen und andere kleinere Bundesländ­er ist bei diesen geringen Zahlen eine Kooperatio­n die praktikabe­lste und beste Lösung“, sagte ein Sprecher des Ministers auf Anfrage der TLZ.

Im Februar war bekannt geworden, dass die Abschiebeh­aftanstalt in Eisenhütte­nstadt einen Aufnahmest­opp verhängt hatte. Von dieser Entscheidu­ng wurde Thüringen überrascht und konnte fortan keine Abschiebeh­äftlinge mehr nach Eisenhütte­nstadt schicken.

In der Folge wurden Kooperatio­nen mit anderen Bundesländ­ern angestreng­t, um auszuweise­nde Personen, die sich ihrer Abschiebun­g entzogen haben, entspreche­nd in Haft nehmen zu können.

Darauf soll auch weiterhin gesetzt werden, da nicht klar ist, wie sich die Zahl der Abschiebeh­äftlinge in Thüringen entwickeln wird. Im Migrations­ministeriu­m rechnet man nicht mit einem starken Anstieg. „In Thüringen gab es im Jahr 2015 zwölf, im Jahr 2016 insgesamt 19 Personen, für die Abschiebeh­aft vollzogen wurde“, heißt es aus dem Migrations­ministeriu­m.

Die Thüringer CDU will die Situation um die Abschiebeh­aft in Thüringen heute zum Thema einer aktuellen Stunde im Landtag machen.

Der AfD-Landtagsab­geordnete Stephan Brandner kritisiert­e im TLZ-Gespräch hingegen die Thüringer Landesregi­erung, die bei Abschiebun­gen „allenfalls halbherzig“vorgehe und „offensicht­lich komplett überforder­t“sei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany